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Erstellt:
4. Oktober 2023, 13:00 Uhr

Wenn Licht und Strom plötzlich verrückt spielen

Videokünstler Niklas Zidarov präsentiert seine Installation „Blackout Area“ im Pavillon am Ellernfeld

Lesedauer: ca. 2min 19sec
Der gemütliche Eindruck täuscht. Bald sollte es buchstäblich zappenduster werden Foto: Jürgens

Der gemütliche Eindruck täuscht. Bald sollte es buchstäblich zappenduster werden Foto: Jürgens ©

Aurich Jetzt wird es zappenduster im Auricher Kunstpavillon am Ellernfeld. Die neue Ausstellung, die der Auricher Kunstverein anlässlich seines 35-jährigen Bestehens am vergangenen Freitag feierlich eröffnet hat, trägt jedenfalls den Titel „Blackout Area“. Dahinter verbirgt sich eine Licht- und Ton-Installation des Videokünstlers Niklas Zidarov.

Beim ersten Anblick der Installation dürfte man sich noch an ein biederes bürgerliches Wohnzimmer vergangener Tage erinnert fühlen. Nur wurden die Fenster abgedunkelt, sodass kein Blick nach draußen möglich ist. Im zen-tralen Raum des Kunstpavillons sind fünf alte Sessel im Kreis aufgestellt. An ihrer Seite befinden sich diverse kleine Lausprecherboxen, die einen 6-Kanal-Surround-Sound versprechen, und sechs Stehlampen, die für eine schummerige und zumindest anfänglich durchaus behaglich anmutende Beleuchtung sorgen. Da können und sollen es sich die Gäste gern erst einmal bequem machen.

Aber die Gemütlichkeit währt nicht lange. Irgendwann spielt das Licht buchstäblich verrückt. Ausgangspunkt dafür sind „Geräusche, die vom Computer aus gesteuert werden“, erklärt Niklas Zidarov den Ablauf seiner Installation. „Die Lautstärken dieser Sounds werden analysiert und in Zahlenwerte umgewandelt. Diese werden weitergegeben an den Lichtdimmer der jeweiligen Lampe und steuern damit deren Helligkeit. Die Grundcharakteristik der einzelnen Szenen sowie deren Reihenfolge sind vordefiniert. Der genaue Zeitpunkt, wann ein einzelner Sound innerhalb einer dieser Abschnitte abgespielt wird sowie Länge, Lautstärke, Geschwindigkeit und Tonhöhe werden durch ein komplexes System von Zufallsmodulen der Software gesteuert.“

Eine „Sitzung“ dauert drei bis vier Minuten. Und mit jeder neuen Sitzung erfolgt ein Neustart. Allerdings sind „auch die Längen der einzelnen Szenen zufallsgeneriert“, wie der Künstler weiter ausführt. „Blackout-Area“ ist somit eine niemals exakt reproduzierbare Ton- und Licht-Collage und hat bei jedem Ablauf unterschiedliche Längen.

Niklas Zidarov ist gelernter Mediengestalter und arbeitet freiberuflich als Kameramann für Image-, Werbe- und Dokumentarfilme. Der Titel seiner Installation ist angelehnt an den Thriller „Blackout“, in dem Europa von einem großflächigen Stromausfall betroffen ist, was zur Folge hat, dass die Zivilisation allmählich im Chaos zu versinken droht. Ähnlich wie der Autor dieses Buches versucht auch Niklas Zidarov mit seiner Installation am Beispiel von Elektrizität und Licht aufzuzeigen, wie leicht wir uns den verlockenden Bequemlichkeiten des technischen Fortschritts hingeben, ohne zu bemerken, dass wir uns aus der daraus entstehenden Selbstverständlichkeit und Sicherheit freiwillig verwundbaren Abhängigkeiten und einem zunehmenden Kontrollverlust aussetzen.

Wer es einmal ausprobieren möchte: Die Licht- und Toninstallation „Blackout Area“ von Niklas Zidarov ist noch bis zum 10. Dezember im Auricher Kunstpavillon am Ellernfeld zu erleben. Der Pavillon hat von Freitag bis Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet. wj

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