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Erstellt:
14. Februar 2024, 13:30 Uhr

Wie weit geht das Spiel?

„Spieltrieb“ des Künstlers Marc Taschowsky: Eine bunte Welt aus Farben, Prominenten und versteckten Details.

Lesedauer: ca. 2min 53sec
Marc Taschowsky und Christoph Kleen sprechen über die verschiedenen Aspekte der ausgestellten Kunstwerke. Foto: Irmi Hartmann

Marc Taschowsky und Christoph Kleen sprechen über die verschiedenen Aspekte der ausgestellten Kunstwerke. Foto: Irmi Hartmann ©

Norden Den Händen freien Lauf lassen? Vielleicht. Auf den Bauch hören, der Intuition folgen? Unbedingt. Wobei: Im Kunststudium habe man das nicht gern gesehen, habe man ihm gerade das austreiben wollen, erzählt Marc Taschowsky im Künstlergespräch. Der Berliner stellt seit dem Wochenende auf Einladung des Norder Kunstvereins in der Kreisvolkshochschule in Norden aus.

Nach dem Studium sei alles zurückgekommen, sagt Taschowsky, der inzwischen seit vielen Jahren seinem Bauchgefühl vertraut, seinen Spieltrieb los-, ihm mehr oder weniger freien Raum lässt. Was nicht heißt, dass er nicht anwendet, was er im Studium gelernt hat. Aber darauf vertraut, dass sich diese Abläufe, dieses dort erworbene Wissen automatisiert hat. So sehr, dass er nicht mehr darüber nachdenken muss, sondern wie von selbst seine Hände das machen, was geboten ist.

Was hinter dem Begriff „Spieltrieb“, dem Titel der Ausstellung, stecken könnte? Darauf kann sich, sollte sich wohl auch jeder seinen eigenen Reim machen... Wird zunächst beim Aufgang zur Ausstellungsebene auf 56 kleinformatige Ölbilder stoßen, darin sicher bekannte Gesichter entdecken. Helmut Schmidt, Olaf Scholz, Maria Furtwängler oder auch Franz Beckenbauer neben Obelix, Grobi, Spiderman und Spongebob. Comics hier, Prominente da. Nicht geordnet, er hole die Bilder raus und achte nur darauf, dass sie in gleichen Abständen gehängt werden, erklärte Taschowsky im Gespräch mit Christoph Kleen vom Kunstverein.

Es sind keine Porträts im üblichen Sinne – das will Taschowsky nämlich gar nicht. Seine erste, seine vordringliche Idee, sagt er, sei Farbe. „Die Figuration spielt keine Rolle“, erläutert er, „mich interessiert das Durcheinander.“ Er verpacke seinen Spieltrieb – und es könne durchaus sein, dass ein Bild, das für den Moment fertig sei, ihm in einem späteren als unfertig vorkomme und er weitermale, drübermale, neu gestalte.

Hört sich kompliziert an? Oder ist einfach nur eine Beschreibung der Möglichkeiten, die sich der Künstler offenlässt? Der wohl auch gern mit den Sehgewohnheiten, der Wahrnehmung des Betrachters spielt. Welcher sicher Bekanntes entdeckt, nicht nur in diesen kleinen Porträts, sondern auch in den großformatigen Arbeiten. In denen einem immer wieder Bekanntheiten auffallen, nicht nur, aber vor allem aus der Welt der Medien. Und zusätzlich: hier eine Meise, dort ein Eisvogel mehr oder weniger versteckt im Bild – man kann seinen eigenen Spieltrieb auch ausleben, indem man im Bild mit den Augen sucht, was man auf den ersten Blick nicht entdeckt und schon gar nicht erwartet hat. Und kann sich dabei nebenbei an eigene Medienerfahrungen erinnern – gehörte zu meiner Jugend der Frosch Kermit, kann ich mehr mit den Mignons anfangen? Erkenne ich (noch) alle Figuren, die da mehr oder weniger verfremdet, aber immer deutlich erkennbar auftauchen? Taschowsky macht es einem dabei nicht gerade leicht – in seinen collageartig aufgebauten Werken spielt er auch mit Brüchen, immer wieder und immer wieder gern. Spricht selbst dabei von „Störfaktoren“ wenn er Farbe bewusst laufen lässt, wenn er in seinen Motiven Akzente setzt, die überraschen, auch mal verstören, verwirren. Oder einen zur Frage bringen: Was soll das nun?

Spieltrieb – die Gedanken laufen lassen, das eigene aufkommende Grinsen und Schmunzeln zulassen, sich übers Entdecken freuen im Bild. Selbst eintauchen in krasse Farbwelten, die so gern abrupt abbrechen. Und möglicherweise anregen, sich mit dem, was man sieht, intensiver auseinanderzusetzen. Das Spiel zulassen… So wie es im Übrigen auch ein anderer Künstler im Rahmen der Eröffnung tat: Hauke Piper: „Tamagotchis für Toy Piano“ da wurde mit dem Hörverständnis der vielen Eröffnungsgäste gespielt, passend zur Ausstellung.

Marc Taschowskys „Spieltrieb“-Bilder sind noch bis zum 15. März auf der Ausstellungsebene der Norder Kreisvolkshochschule zu sehen. ish

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