Wiesenvögel kehren ins Freepsumer Meer zurück
Gute Nachrichten: Die Schutzmaßnahmen zeigen Wirkung. Es gibt immer mehr Brutpaare von Vogelarten, die lange heimisch waren in Ostfriesland - und dann vertrieben wurden.
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Die Uferschnepfe: Sie ist wieder da. ©
Freepsum Die Schutzmaßnahmen am Freepsumer Meer zeigen ihre Wirkung: Die Zahl der dort brütenden Wiesenvögel, darunter Uferschnepfen, Rotschenkel und Kiebitze, steigt wieder deutlich an. Dass bestätigte Sprecher Heiko Ringena im Namen der Freepsumer Jägerschaft. Die Maßnahmen, die im Rahmen des Projekts zur Förderung der Biodiversität im Freepsumer Meer ergriffen wurden, haben sich demnach äußerst positiv auf die Population der

Wieder häufiger in Ostfriesland anzutreffen: Der Kiebitz. Ein Zeichen dafür, dass die Schutzmaßnahmen wirken. © dpa
Rückgang gestoppt
Seit den 70er-Jahren war ein kontinuierlicher Rückgang der Wiesenvögel in der Region zu verzeichnen. Besonders dramatisch wurde es im Jahr 2010, als der Bestand fast vollständig zusammengebrochen war. In erster Linie, weil der Mensch das Habitat der Vögel durch sein Eingreifen verändert hatte.

Heiko Ringena ©
Vor vielen Jahren prägte noch eine weite, baumlose Landschaft die Marsch in Ostfriesland, die den Wiesenbrütern reichlich Lebensraum bot. Diese einzigartigen Vogelarten fanden entlang des Deiches ihre Heimat. Doch im Laufe der Zeit griff der Mensch mehr und mehr ein und veränderte den Lebensraum dieser Vögel drastisch. Die Anpflanzung von Sträuchern und Bäumen sowie die jährliche Bewirtschaftung der Felder führten dazu, dass sich der Lebensraum für die Wiesenvögel veränderte, und sie gezwungen waren, nach neuen Plätzen zu suchen. Eine weitere Herausforderung war der Anstieg der Fuchspopulation nach der Ausrottung der Tollwut. Diese Faktoren führten gemeinsam zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Wiesenvögel in der Region. Hochwüchsige Bäume und Sträucher waren ideale Verstecke für Greifvögel, die Jagd auf die Wiesenbrüter machten und ebenfalls eine Rolle spielten, warum der Bestand der Wiesenvögel stets weniger wurde.

Der Rotschenkel wird immer häufiger angetroffen. Ein Indikator dafür, dass die Schutzmaßnahmen greifen und Erfolg haben. Foto: Reichert © Reichert
Wieder freie Landschaft
Im Jahr 2018 fand daher erstmalig ein Runder Tisch statt, bei dem sich Vertreter der Jägerschaft, des Nabu der Gemeinde und Landwirte zusammensetzten, um Maßnahmen wie beispielsweise die Schaffung einer freien Landschaft zu beschließen. Ziel war es ebenso, die Jagd auf Füchse zu intensivieren, Prädatorenschutzzäune aufzustellen und ein Gehölzmanagement zu entwickeln.
Bäume kontra Vögel
Durch die Bewilligung einmaliger Fördermittel konnte die notwendige Abholzung durchgeführt werden. „Es mag zunächst befremdlich erscheinen, dass eine Abholzung notwendig ist, um die Natur zu schützen“, gibt Heiko Ringena zu bedenken. Doch gerade die Schaffung offener Flächen erwies sich als entscheidender Durchbruch, um die Anzahl der Wiesenvögel wieder zu stabilisieren und sogar weiter ansteigen zu lassen. „Die Erfahrungen zeigen, dass Wiesenvogelschutz nur in einer weitgehend gehölzfreien Marschlandschaft möglich ist, so wie die ursprüngliche Landschaft in Ostfriesland vor vielen Jahren war“, sagt Heiko Ringena.
„Die Wiederbelebung des Wiesenvogelbestands ist ein großer Erfolg für den Naturschutz in unserer Region“, freut sich Heiko Ringena. „Es zeigt uns, dass unsere gemeinsamen Bemühungen Früchte tragen und wir mit den richtigen Maßnahmen aktiv zum Erhalt unserer heimischen Tierwelt beitragen können.“
Besonders hervorzuheben sind die Uferschnepfen, Rotschenkel und Kiebitze, die als charakteristische Vertreter der Wiesenvögel gelten. Ihr gestiegener Bestand ist ein wichtiger Indikator für die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen und bestärkt die Naturschützer darin, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Die Anzahl von Uferschnepfen hat sich seit 2016 von 9 Brutpaare auf aktuelle 18 Paare verdoppelt. Die Anzahl der Rotschenkel-Paare hat sich sogar in diesem Zeitraum verdreifacht auf neun Paare. Fünf Paare mehr verzeichnet auch die Zählung der Kiebitze. „Wir überlegen auch, vermehrt auf die Feldlerche unser Augenmerk zu richten“, so Ringena.
Kontrolle der Maßnahmen
Um den Erfolg weiter auszubauen und die Biodiversität nachhaltig zu fördern, planen die Verantwortlichen, die Schutzmaßnahmen kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, Naturschutzorganisationen und freiwilligen Helfern hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen und wird auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Einmal im Jahr wird der Austausch am Runden Tisch fortgeführt werden, um stets rechtzeitig intervenieren zu können“, so der Freepsumer.
Die Freepsumer Jägerschaft appelliert: „Wir alle können gemeinsam einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz leisten und so die Lebensgrundlage vieler bedrohter Tierarten bewahren und wieder stabilisieren“, sagt der Freepsumer Heiko Ringena.