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29. August 2024, 06:05 Uhr

Wirtschaftsexperte hält die staatliche Rettung der Meyer Werft nicht für sinnvoll

Der Staat könne nicht alles machen, vor allem müsse er keine Kreuzfahrtschiffe bauen. Derweil erklärte Wirtschaftsminister Olaf LIes die Rettung dem Landtag in Hannover.

Lesedauer: ca. 2min 09sec
Wirtschaftsexperte hält die staatliche Rettung der Meyer Werft nicht für sinnvoll

Papenburg Die geplante staatliche Rettung der für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannten Meyer Werft ist für den Wirtschaftsexperten Marcel Fratzscher schwer nachvollziehbar. „Es gibt eigentlich keinen guten Grund, weshalb jetzt dieses Unternehmen für Deutschland essenziell ist. Das ist es nicht“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin dem NDR.

Der Staat könne nicht anfangen, alle Unternehmen zu retten, die in Schieflage kommen, sagte Fratzscher weiter. „Wir müssen realisieren, wir können nicht alles in Deutschland machen. Wir können nicht alle Produkte produzieren.“

Ist Meyer wettbewerbsfähig oder nicht?

Der Wirtschaftswissenschaftler äußerte auch Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit der Meyer Werft. „Das, was wirklich besorgniserregend ist, ist, dass hier ein Unternehmen in Schieflage gekommen ist, aber überhaupt kein privater Investor sich beteiligen will, trotz dieser großzügigen staatlichen Garantien“, sagte er. „Das sollte eigentlich ein Alarmsignal an alle sein, dass dieses Unternehmen eigentlich so nicht nachhaltig aufgestellt ist.“

Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD) haben der traditionsreichen Werft, die bis Mitte September eine Finanzierungslücke von fast 2,8 Milliarden Euro schließen muss, staatliche Unterstützung zugesagt. Final beschlossen ist die Rettung aber noch nicht.

„Der Staat kann nicht einfach zuschauen“

Unterdessen stand Niedersachsens Wirtschaftsminister dem Landtag Rede und Antwort. Der Bund und das Land Niedersachsen wollen für 400 Millionen Euro rund 80 Prozent der Anteile an der angeschlagenen Meyer Werft übernehmen. Darüber hinaus wolle das Land gemeinsam mit dem Bund Bürgschaften gewähren, um eine Insolvenz des Unternehmens abzuwenden. Die Bürgschaften sollen laut Wirtschaftsministerium jeweils rund eine Milliarde Euro betragen. In der vergangenen Woche hatten Bund und Land erklärt, sich befristet an der Werft beteiligen wollen. Lies nannte nun die konkreten Zahlen.

Der Wirtschaftsminister begründete die geplante Rettung damit, dass die Krise der Werft direkt und indirekt mehr als 20.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedrohe, etwa die Hälfte davon in Niedersachsen. „Der Staat kann dabei nicht Zuschauer sein“, sagte der SPD-Politiker. Zudem müsse die maritime Industrie in Deutschland erhalten werden.

Lies betonte, der Staat habe nicht das Ziel, dauerhaft Mehrheitsgesellschafter der Werft zu bleiben. „Wir können uns eine erfolgreiche Zukunft der Werft in privaten Händen sehr gut vorstellen“, sagte er. Dazu gehöre auch eine Rückkaufoption für die Familie Meyer.

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