Zusammen die Gemeinschaft (er)leben
Seit einem Jahr ist der Kinderschutzbund Norden wieder am Alten Siel zu Hause
Lesedauer: ca. 3min 28secNorden Menschen erreichen, Begegnungsorte schaffen – klingt gut. Aber wie?
Wenn Karin Alberts-Kruse 40 Jahre zurückdenkt an ihre Anfänge im Norder Kinderschutzbund (KSB), kann sie kaum glauben, was daraus geworden ist. Wie viele Menschen inzwischen täglich zur Alten Sielschule kommen. Wie selbstverständlich sie hier ein- und ausgehen. An Gruppentreffen teilnehmen, selbst etwas organisieren, sich draußen hinsetzen, Kinder beobachten, die im Sandkasten spielen oder an den Spielgeräten turnen.
Seit einem Jahr ist der Norder KSB wieder am alten Standort, der über einen langen Zeitraum hatte kernsaniert werden müssen. Seitdem ist viel mehr möglich als früher. Und es sind manche Träume in Erfüllung gegangen.
Der Kinderschutzbund als Begegnungsort
Maike Farny-Carow als Geschäftsführerin, Markus Saathoff-Reents, Tina Schipper, Jörg Olaf Akkermann und Alberts-Kruse vom Vorstand blickten jetzt gemeinsam zurück auf ihr erstes Jahr nach den ganzen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. „Es ist einfach Leben hier im Haus“, sagen sie immer mal wieder, als seien sie selbst erstaunt, wie gut ihre Ideen angenommen worden sind und wie sich viele davon weiter entwickelt haben und sich immer noch weiter entwickeln.
Und dann sprudeln sie los. Erzählen von Kindern, die herkommen, von Mädchen- und Jugendgruppen, berichten von Familien, die sich treffen, vom Begegnungsort für immer wieder neu entstehende kleine Gruppen. Offene Treffs und Babyfrühstück, Elterncafés und Nähgruppe, Lernförderung, Hausaufgabenbetreuung, Elterntalks – sie sprudeln nur so, wenn sie in wenigen Worten sagen wollen, was hier so alles läuft Woche für Woche. Sie staunen selbst über 352 Elterntalks. Das sind Treffen von Elterngruppen mit einem Moderator bzw. einer Moderatorin zu bestimmten Themen. 352 solcher Talks allein im letzten Quartal.
Die Zahl nennen sie abwechselnd immer wieder, weil sie so unglaublich hoch ist und auch an höherer Stelle für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Es habe mal 68 solcher Gespräche in einem Jahr gegeben, aber 352 in einem Quartal? Das seien ganz neue Dimensionen.
Dazu kommt, dass auf einmal viele Väter mitmachen, 102 wurden gezählt. Früher seien solche Zahlen undenkbar, allerdings auch kaum händelbar gewesen, heißt es.
Das ist jetzt anders und die Verantwortlichen des Hauses sind vor allem glücklich, dass alles so reibungslos läuft. Denn sie hatten auch Bedenken: Wie ist das mit der Verantwortung? Muss immer jemand vom KSB-Vorstand oder von der Geschäftsführung vor Ort sein? „Vertrauen“, sagen sie, das scheint das Schlüsselwort zu sein. Vertrauen, das über Jahre durch die verschiedenen Angebote aufgebaut worden ist, von dem heute alle profitieren.
Internationales Frühstück? Läuft – jeder bringt was mit. Werbung für Aktionen? Unnötig, weil sich, kaum, dass eine Idee in den Raum geworfen wurde, Leute finden, die kommen und mitmachen, sich selbst und meist gleich neue Ideen einbringen.
Träume und Wünsche für die Zukunft
Auch Kooperationspartner nutzen die neuen Räumlichkeiten. Und alle beobachten immer wieder, wie wissbegierig die Menschen sind, die hier ganz nah an der Alten Sielschule ein Zuhause gefunden haben. Die selbst beengt wohnen, keinen Raum haben für größere Treffs oder gar Feierlichkeiten, keinen Spielplatz. Aber Räume und Platz gibt es jetzt hier. Gerade der Spielplatz wird quasi zu jeder Tageszeit genutzt. Für die Kleinen und Kleinsten ist hier inzwischen reichlich Gelegenheit zum Toben und Klettern. Für die Älteren aber, das ist den Verantwortlichen bewusst, fehlt es dann doch noch hier und da. Mal gegen einen Ball treten können, mal herumrennen, neue Spiele ausprobieren – das geht nicht. Dafür reicht das Außengelände schlicht nicht. Klar also, es gibt noch Träume – eine sichere Möglichkeit, an Ort und Stelle mal so richtig zu kicken, das ist einer davon. Auch ausreichend geeignete Sitzgelegenheiten für das Außengelände fehlen. „Und einen Platz für Kinderrechte irgendwo in der Stadt“ - den wünscht sich Jörg Olaf Akkermann.
Ziele dieser und anderer Art haben sie alle aus dem Vorstand, sind aber nach einem Jahr an neuer alter Stelle hochzufrieden über das bisher Erreichte. Dass es ihnen gelungen ist, noch besser, intensiver, umfangreicher mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen, dass sie nicht nur selbst Verschiedenes einbringen, sondern dass viele Ideen von den Nutzern selbst kommen, dass die Alte Schule eine bunte Begegnungsstätte geworden ist, offen für alle und jeden. Sich weiter einbringen, die Arbeit weiter professionalisieren, mit allen, die wollen und möchten, das Haus weiter mit Leben füllen.
Jüngste Idee: ein Stammtisch. Zum ersten Mal am 19. August ab 19 Uhr. Dann an jedem dritten Montag des Monats. Wobei – warum dafür Werbung machen? Es reicht doch, es einmal unter jenen zu streuen, die schon jetzt eine Ahnung davon haben, was hier im Haus alles so läuft. Aber es könnte ja sein, dass es noch mehr Leute gibt, die Lust haben auf Austausch, Gemeinschaft und Kennenlernen neuer Leute.