Ab heute wird‘s laut am Himmel über Ostfriesland
Die Nato startet die größte Flugübung seit 1949. Dabei werden die 230 Flugzeuge auch über Ostfriesland fliegen. Besonders Abends kann es bei den friedlichen Friesen krachen.
Lesedauer: ca. 2min 39secOstfriesland In den nächsten zwei Wochen wird es laut in Ostfrieslands Himmel: Jeden Tag zwischen 16 und 20 Uhr fliegt die NATO ihr Riesen-Manöver „Air Defender 23“.
Heute startet die größte praktische Flugübung der NATO seit Bündnisgründung. Auch über Ostfriesland wird geflogen, was das bedeutet erklären die FLN-Inselflieger Norddeich. Die Inselflieger nach Juist und Wangerooge werden von heute an bis zum 23. Juni voraussichtlich keine Ausfälle durch die „Air Defender 2023“-Übung erleiden. Verspätungen hält die Firma nur bei großen Airlines, die beispielsweise in Bremen oder Hannover starten für realistisch, da die Übungsgebiete zeitweise nicht beflogen werden können. Bedeutender sei da die Lärmbelästigung bei Start- und Landemanövern sowie Tiefflugübungen. Viele dieser Übungen würden jedoch eher über der Nordsee oder im „Übungsluftraum Ost“ stattfinden, wie ein Sprecher der FLN erklärte. Damit deckt sich ihre Einschätzung mit der der Bundeswehr, auch sie ahnt Verspätungen und Lärm voraus, versucht diese jedoch weitgehend zu vermeiden wie sie auf der eigenen „Air Defender 2023“-Website bekannt geben. Die Übungen sollen über dünn besiedelten Gegenden stattfinden sowie weiträumig verteilt und zeitlich gestaffelt sein. Am kommenden Wochenende werden keine Übungen stattfinden. Die Deutsche Flugsicherung stockt für die Zeit der Übung ihr Personal auf.
Die Bedeutung der Übung
Die zweiwöchige „Air Defender 2023“-Übung soll ihre vergleichbaren Vorgänger, die „Cold Fire“-Übungen aus den 1980er- bis 90er-Jahren in den Schatten stellen. Von heute an üben 10 000 Soldaten, aus über 20 NATO-Bündnisstaaten, über Ostfriesland den fiktiven Ernstfall. Die Führung über die mehr als 230 Flugzeuge wird die deutsche Luftwaffe übernehmen. Vor allem der niedersächsische Standort Wunstorf wird als logistisches Zentrum der Übung fungieren, da er der einzige Standort von Transportflugzeugen in Deutschland ist. Aber auch in Rheinland-Pfalz, Schleswig Holstein und Bayern werden Einsatzkräfte stationiert, schreibt die Bundeswehr.
Was wird trainiert?
Ziel der Übung ist die Erprobung des „Artikel 5“, der NATO-Richtlinien, des sogenannten Beistandsfalls. Dieser besagt, dass ein Angriff gegen einen Bündnispartner als Angriff gegen das gesamte Bündnis verstanden wird und sich Partner militärisch unterstützen. Auch Erfahrungen aus bereits vergangenen Konflikten, wie dem Irakkrieg 1991 oder dem Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan 2020, hätten Einfluss auf die Gestaltung der Übung gehabt, so die Bundeswehr. Die Erprobung der internationalen Zusammenarbeit sei das Hauptziel der Übung, teilt die Bundeswehr mit. Vor allem die Rolle der NATO als Verteidigungsbündnis werde dabei betont, wie Generalleutnant Ingo Gerhartz beschreibt. „Wir müssen jedem zeigen: Wenn es darauf ankommt, sind wir auch in der Lage, unsere Werte Freiheit und Demokratie in dieser Allianz zu verteidigen.“
Wann wird geflogen?
Die Region Ostfriesland fällt beim „Air Defender 2023“ in den „Übungsluftraum Nord“, der größten von drei Zonen, die im deutschen Luftraum eingerichtet wurden. Übungen finden zwischen 16 und 20 Uhr statt. Für diese Zeit ist der Luftraum für den zivilen Flugverkehr gesperrt. Es müssen Umwege geflogen werden. Die Luftwaffe verwende diese Bereiche bereits seit Jahrzehnten für eigene Übungen, teilt sie mit. Manche von ihnen wurden für die Übung jedoch erweitert oder durch neue Korridore miteinander verbunden.
Die Inselflieger ab Norddeich werden von dem Manöver nicht beeinträchtigt. Das bestätigte ein Sprecher am Wochenende dem KURIER.