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28. Oktober 2023, 12:00 Uhr

Archäologischer Schatz im ostfriesisichen Garten

Ein ungewöhnlicher Fund nährt die Spekulationen über eine ehemalige Glashütte in Aurich

Lesedauer: ca. 1min 59sec
Archäologischer Schatz im ostfriesisichen Garten

Im August ist in einem Auricher Garten im Bereich der Kreuzstraße ein aus archäologischer Sicht spannender Zufallsfund gemacht worden. Bei der Gartenarbeit kam ein Glasbruchstück mit einem Glassiegel zum Vorschein. „Dieses Glassiegel zeigt eine Harpyie wie auf dem Wappen der Cirksena und scheint somit aus Ostfriesland zu stammen“, erklärt Ines Reese, Grabungstechnikerin bei der Ostfriesischen Landschaft. Glassiegel sind Prägungen an Glasprodukten, die einem heutigen Hersteller-Logo ähneln.

Ostfriesland war kein Standort für Glashütten

Dies sei etwas Besonderes, weil Ostfriesland kein typischer Glashüttenstandort war. „Glas musste in der Regel hierher importiert werden“, erläutert Reese. Im 19. Jahrhundert habe es in Emden und Großefehn Versuche gegeben, eine Glasproduktion für Gebrauchs- und Apothekerwaren zu etablieren. Diese Versuche seien aber aus verschiedenen Gründen nach relativ kurzer Zeit gescheitert.

Große, bauchigeFlaschen aus Aurich?

„Das Glassiegel mit der Harpyie könnte auf eine Glasmanufaktur unter der Regie der Cirksena in Aurich hindeuten“, sagt Reese. Denn es gebe schriftliche Quellen, nach denen der ostfriesische Fürst Christian Eberhard schon im 18. Jahrhundert einen Versuch gestartet habe, in Sandhorst eine Glashütte zu betreiben. Dort sollten „Boutellien von grob und gemeiner Art“ hergestellt werden. Boutellien wurden große, bauchige Flaschen genannt, in denen im 18. Jahrhundert Flüssigkeiten verschiedenster Art vertrieben wurden. Zwar ist der Standort dieser nur wenige Monate betriebenen Glashütte heute unbekannt. Da für den Betrieb allerdings ein guter Holzbestand notwendig war, wäre der Sandhorster Forst ein naheliegender Standort gewesen, vermutet Reese.

Bislang sei das Glassiegel mit dem Jungfrauenadler das einzige bekannte Fundstück dieser Art. „Ohne weitere Funde oder Quellen muss vorerst offenbleiben, ob das Glassiegel mit der kurzlebigen Sandhorster Glasproduktion des 18. Jahrhunderts oder der Glasproduktion in Emden im 19. Jahrhundert in Verbindung steht“, berichtet Reese. Das vorliegende Glassiegel ist mit einem Durchmesser von fast fünf Zentimetern recht groß und zählt laut Reese daher tendenziell zu den älteren Glasmarken des 18. Jahrhunderts.

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