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2. Oktober 2023, 12:34 Uhr

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Ausstellung „gesichtslos“ in der Norder Ludgerikirche

Lesedauer: ca. 2min 32sec
Kurz vor der Eröffnung werden die letzten Bilder aufgehängt.

Kurz vor der Eröffnung werden die letzten Bilder aufgehängt. ©

Norden Die Städtegruppe Norden von Terre des Femmes (TDF) ist erleichtert: Seit Freitag und bis Mitte Oktober ist die Foto-Ausstellung „gesichtslos“ im Chorumgang der Norder Ludgerikirche zu sehen – jeden Vormittag von 10 bis 12 Uhr und Dienstag bis Freitag zusätzlich von 15 bis 17 Uhr. Die Bilder wurden am Donnerstag mit Unterstützung der TDF-Frauen von Küster Karl Luitjens in der Kirche aufgehängt.

Der Mannheimer Fotograf Hyp Yerlikaya war bereits am 7. September zur Vernissage in der Norder Kreisvolkshochschule angereist, wo die Ausstellung ursprünglich gezeigt werden sollte. Doch konnte dort kein geeigneter Raum für die Bilder gefunden werden, die sich mit dem Tabuthema Prostitution befassen. So zeigte Yerlikaya rund 50 von insgesamt 1800 Fotos in einem sehr beeindruckenden Vortrag über seine zweijährige Arbeit mit Frauen im Mannheimer Rotlicht-Milieu. Dort hat er die beklemmenden Bilder mit ihnen zusammen an Original-Schauplätzen inszeniert. Damit ihre Anonymität gewahrt wird, tragen die Frauen weiße Masken. Außerdem berichten sie in einem Videofilm mit verfremdeten Stimmen über ihre prekäre Situation.

Mehr darüber erfahren Interessierte zudem bei einem Filmabend am 4. Oktober, zu dem die TDF-Städtegruppe Norden um 19 Uhr in das Bürgerhaus einlädt; Einlass ist ab 18.30 Uhr. „Billigware Sex – Ausgebeutet für 30 Euro“ zeigt sehr eindringlich am Beispiel einer Zwangsprostituierten die Machenschaften der nigerianischen Mafia, die weltweit vernetzt ist. Organisierte Kriminalität steht auch hinter den Frauen, die aus armen osteuropäischen Ländern oder Asien nach Deutschland gelockt werden – meist mit falschen Versprechungen.

In dem Film „Vom Bordell ins Jurastudium“ erzählt Sandra Norak, wie sie durch einen Loverboy, den sie im Internet kennenlernte, ins Bordell kam, was sie da durchmachen musste und wie ihr der Ausstieg gelang. Wie Huschke Mau, die letzte Woche Passagen aus ihrem Buch „Entmenschlicht“ in der KVHS las, setzt sie sich für das Norder Modell ein.

Am 5. Oktober, dem Internationalen Tag gegen Prostitution, wird der Augsburger Kriminaloberrat a.D. Helmut Sporer über die Deutsche Prostitutionsgesetzgebung und ihre Folgen sprechen und einen neuen Deutschen Weg vorstellen. Wie Terre des Femmes ist er davon überzeugt, dass nur ein Sexkauf-Verbot verhindern kann, dass immer mehr Frauen in die Prostitution gezwungen werden. An den Vortrag schließt sich eine Podiumsdiskussion an, in der auch die Situation in Ostfriesland beleuchtet werden soll. Die TDF-Städtegruppe hofft, dass sich im Landkreis Aurich ein Bündnis gegen Prostitution bildet, die mit der in den Menschenrechten und im Grundgesetz verankerten Menschenwürde nicht vereinbar ist.

Am 13. Oktober besucht die Autorin Barbara Schmid die Kooperative Gesamtschule (KGS) in Hage, um Schülern und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 und 8 aus ihrem Buch „Schneewittchen und der böse König“ vorzulesen. Darin schildert sie das wahre Schicksal eines jungen Mädchens, das durch ihren Reitlehrer ins Bordell kam, wo sie zehn Jahre verbrachte und fast ums Leben kam. Mithilfe einer ehemaligen Lehrerin gelang ihr der Ausstieg. An die Lesung schließt sich ein Gespräch über Loverboys an. ert

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