Der Kiebitz sitzt auf dem Vogelthron
Der Vogel des Jahres 2024 ist in Ostfriesland weiterhin stark gefährdet
Lesedauer: ca. 2min 39sec
Der Kiebitz ist bildhübsch, aber massiv gefährdet. Foto: Kathy Büscher © Kathy Büscher, NABU Rinteln
Deutschland hat einen neuen Superstar: Der Kiebitz (Vanellus vanellus) wurde jetzt zum Vogel des Jahres 2024 gewählt und löst damit das Braunkehlchen ab. Bei der vierten öffentlichen Abstimmung, organisiert vom Nabu und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben insgesamt 119 921 Menschen teilgenommen. Von diesen entfielen 33 289 Stimmen (27,8 Prozent) auf den Kiebitz, 27 404 (22,9 Prozent) auf den Steinkauz, 25 837 (21,5 Prozent) auf das Rebhuhn, 23 239 (19,4 Prozent) auf die Rauchschwalbe und 10 152 (8,5 Prozent) auf den Wespenbussard.
Fast 120 000 Menschen stimmen ab
„Fast 120 000 Menschen aus ganz Deutschland haben teilgenommen, das Interesse an der heimischen Vogelwelt ist nach wie vor sehr hoch. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Jan Fuchs vom Nabu Ostfriesland. „Mit dem Kiebitz haben die Menschen einen Vogel gewählt, der in Ostfriesland immer seltener auf Wiesen und Feldern anzutreffen ist und dort eine charakteristische Art darstellt.“ Fuchs weiter: „Die Ursache dafür liegt in der Intensivierung der Landwirtschaft, bei der zahlreiche Feuchtwiesen entwässert wurden, um intensiver bewirtschaftet werden zu können. Grünlandflächen wurden in Ackerland umgewandelt, was zu einem massiven Rückgang der Kiebitzpopulation führte. Diese Vögel brüten nun notgedrungen auf landwirtschaftlichen Flächen, was für sie problematisch ist, da sie leicht zwischen die Klingen der landwirtschaftlichen Mähwerke geraten und auch kaum noch Insekten zum Fressen finden. Seit 2016 steht der Kiebitz als stark gefährdete Art auf der Roten Liste Niedersachsens.“
Der Name „Kiebitz“ leitet sich von seinem charakteristischen Ruf „Kie-wit“ ab. Dieser etwa taubengroße Regenpfeifer zeichnet sich durch sein metallisch grün oder violett glänzendes Gefieder aus. Auffällig sind auch seine Haube mit den zwei nach oben ragenden schwarzen Federn sowie seine breiten, abgerundeten Flügel. Sein Nest besteht aus einer Bodenmulde, in die in der Regel vier Eier gelegt werden. Ursprünglich brüteten diese bedrohten Vögel vor allem in Mooren und Feuchtwiesen. Deshalb trügen Niedersachsen und insbesondere Ostfriesland eine große Verantwortung beim Schutz des Kiebitzes, so Fuchs, da etwa 38 Prozent der deutschen Moorflächen in Niedersachsen, insbesondere in Ostfriesland, lägen.
Renaturierung fürmehr Lebensräume
Die Renaturierung von Mooren und Feuchtwiesen könne dazu beitragen, den Rückgang dieser Art zu stoppen, da sie so wieder mehr sicheren Lebensraum erhalte und nicht mehr aufgrund von Entwässerungen auf Ackerflächen ausweichen müsse. Daher laute der Slogan des Kiebitzes bei der Wahl zum Vogel des Jahres „Wasser marsch!“. Fuchs empfiehlt: „Wer dem Kiebitz helfen möchte, kann bereits durch den Kauf von ökologischen und regionalen Produkten im Kleinen beginnen.“
Die Kiebitze sind Teilzieher: Einige überwintern bei mildem Wetter in Deutschland, während ein anderer Teil in die Winterquartiere in Frankreich, Spanien, Großbritannien und die Niederlande zieht. Beeindruckend sind ihre Flugmanöver während der Balzzeit: Die „Gaukler der Lüfte“ führen Schleifen über ihrem Revier aus, stürzen sich in akrobatische Flugmanöver gen Boden und singen dabei laut. Die männlichen Kiebitze versuchen dabei auch, ihre Auserwählten mit sogenanntem „Scheinnisten“ von ihren Nestbau-Fähigkeiten zu überzeugen, indem sie kleine Mulden in den Boden schaufeln und Gräser rupfen.
„Angesichts all dieser Fakten sollte der Kiebitz als Vogel des Jahres 2024 mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten und weitere Schutzmaßnahmen zur Erhaltung dieser Art sollten umgesetzt werden“, betont Fuchs.