Der Retter der Lüfte verabschiedet sich spektakulär auf Borkum
Mehr als 50 Jahre lang flog der Sea King über die Nordsee, die Inseln und Ostfriesland. Er kam immer dann, wenn andere nicht weiter wussten. Jetzt wird er ausgemustert. Der Insel Borkum stattete er einen letzten Besuch ab - und zeigte eine große Show.
Lesedauer: ca. 2min 23secOstfriesland/Borkum Er hat 3400 PS, kann bei Abflug bis zu neun Tonnen wiegen hat eine Reichweite von 1500 Kilometer: Vom Marineflieger-Standort Nordholz aus rettete der Sea King, ein Sikorsky S-61, unzähligen Menschen das Leben.
Er flog immer dann raus, wenn andere Rettungsdienste passen mussten, beispielsweise wegen Dunkelheit oder wegen des Wetters. Wie viele Menschenleben der Sea King rettete in den vergangenen 50 Jahren, ist ungezählt. Klar ist nur: Er hat 14.645 Einsätze geflogen, auch über der Nordsee, die Inseln und Ostfriesland. Er war eine verlässliche Säule des Rettungsdienstes in allen Lagen und bei jedem Wetter, sagt die Bundeswehr auf KURIER-Anfrage.
Es kommt der Sea Lion
In diesen Tagen wird der Hubschrauber ausgemustert und vom NH90 „Sea Lion“ abgelöst. Er fliegt keine Einsätze mehr, macht aber eine Abschiedstour durch sein Einsatzgebiet - und am Donnerstag landete er auf Borkum.
Die Insel (und auch Helgoland) ist eine offizielle Außenstelle des Sea King, immer wieder landete er dort, vor allem, wenn die Einsätze weit draußen auf offener See waren. Die Rettungskräfte der Insel, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei, bereiteten ihm einen großen Empfang und einen lauten Abschied:
Mit Martinshorn und Blaulicht schickten sie ihn in den Himmel. Die Besatzung bedankte sich mit spektakulären Überflügen - ein echter Hingucker auf der Insel. Und unüberhörbar sowieso.
Es ist eine emotionale Beziehung
Die Soldaten, die den Sea King flogen und fliegen, haben zu ihm eine emotionale Beziehung aufgebaut. Am 15. August verabschiedeten sie „ihren“ Hubschrauber offiziell in den Ruhestand, danach folgen nur noch einzelne Trainingsflüge und Abschiedsbesuche. Kapitänleutnant Jonas Weinrich ist mit seinen 28 Jahren der jüngste Sea-King-Pilot, und selbst er sagt: „Es war mir eine Ehre, die Schönheit der Marinefliegerei mit diesem äußert verdienten Hubschrauber der Deutschen Marine erleben zu dürfen.“
Wenn er anfliegt, wackeln die Wände
Der Sea King ist ein bulliger Hubschrauber, mit allem ausgestattet, was man für den Kampf ums Überleben auf offener See braucht. Er besitzt Radar und Infrarotkameras, um Menschen im Wasser orten zu können, selbst bei Nacht. Er ist sehr robust und kann auch bei schlechtesten Wetterverhältnissen fliegen. Er
könnte sogar direkt im ruhigen Wasser landen, weil er amphibisch gebaut ist. Eine Rettungswinde zieht Menschen aus der See an Deck. Bei einer Notlandung könnte der Sea King sogar schwimmen, weil er Schwimmkörper an Bord hat. Und zu guter Letzt, es ist immerhin ein Bundeswehr-Hubschrauber: Er könnte bewaffnet werden mit schweren Maschinengewehren. Dass er auf den Decks von Schiffen landen kann, ist da schon fast selbstverständlich.In Ostfriesland war der Sea King immer präsent. Immer wenn es brenzlig wurde, donnerte er heran - und die Wände wackelten.