Der VW Passat nimmt Abschied von Ostfriesland
Für viele ein trauriger Tag im Emder VW-Werk: Am Freitag lief der letzte Passat vom Band. 47 Jahre lang wurde er im Larrelter Polder gebaut, Emden war Leitwerk für dieses Modell für die gesamte VW-Welt. Die Zukunft ist elektrisch.
Lesedauer: ca. 3min 01secEmden Vor 50 Jahren startete einer der erfolgreichsten Volkswagen durch: der Passat. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Exemplaren ist er nach dem Golf und noch vor dem Käfer das bis heute meistverkaufte Volkswagen-Modell. Ein Drittel des gesamten Volumens wurde in den vergangenen 47 Jahren in Emden gefertigt. Gestern lief der letzte Passat Variant 4 in Emden vom Band.
Bratsilava übernimmt
Die Erfolgsgeschichte des Passat wird künftig in Bratislava weitergeschrieben: In dem slowakischen Volkswagen-Werk wird die vor wenigen Wochen vorgestellte neunte Generation des Erfolgsmodells produziert. Die Zukunft des Werks Emden ist dagegen nahezu vollelektrisch: Die rund 8000 Beschäftigten konzentrieren sich künftig auf die Produktion des ID.4, des ID.7 und des ID.7 Tourer. Als letzter verbliebener Verbrenner wird in Ostfriesland noch der Arteon Shooting Brake 5 gefertigt.
„Der Passat gehört zu Emden“
Werkleiter Uwe Schwartz betont: „Der Passat ist das Modell, das wir in unserer 60-jährigen Standortgeschichte mit Abstand am längsten gebaut haben. So wie der Tee zu Ostfriesland gehört, so gehört gewissermaßen auch der Passat zu Emden. Daher ist es für uns alle ein emotionales Kapitel, das wir heute beenden. Jahrzehntelang war der Emder Standort Leitwerk für das Modell und stand anderen Produktionsstandorten weltweit mit Rat und Tat zur Seite. Viele Kolleginnen und Kollegen haben auf ihre ganz eigene Art und Weise mit tollen, bewegenden Ideen den Passat verabschiedet. Das mit zu erleben war für mich beeindruckend und wird mir in Erinnerung bleiben“, so Schwartz.„Dem Team in Bratislava übergeben wir den Passat mit den besten Wünschen“ so Schwartz.
Betriebsrat: Der Passat hat unseren Familien Wohlstand gebracht
Der Betriebsratsvorsitzende Manfred Wulff wird sogar etwas melancholisch: „Acht Passat-Generationen haben vielen Menschen und Familien eine gute und nachhaltige Beschäftigung gegeben. Mit dem Passat ist unser Werk zu einer vollumfänglichen Fabrik gewachsen. Die zahlreichen Preise, die wir mit dem Passat für Volkswagen gewonnen haben, sind ein Beleg für die hohe Qualität der bei uns in Ostfriesland gefertigten Fahrzeuge. Wir trauern dem Passat am Standort
natürlich hinterher, weil er unseren Familien über Jahrzehnte Wohlstand beschert hat. Mit der Umrüstung auf Elektromobilität haben wir das Werk jedoch zukunftsfest aufgestellt. Nun werden wir alle Kraft und Zuverlässigkeit in die neuen Elektromodelle einbringen. “
200 feierten mit
Gemeinsam mit rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Gewerken verabschiedeten Unternehmen und Betriebsrat nicht nur den letzten Passat in Mondsteingrau auf seinem Weg zum Kunden nach Mosel, sondern auch den letzten Arteon 6. Das Fahrzeug in R-Line Ausstattung in Oryxweiß Perlmutteffekt ist für einen Kunden in Polen bestimmt. Beide Fahrzeuge erhielten exklusive Edelstahlplaketten, die an den historischen Moment erinnern.
Am 1. Juli 1977 lief der erste Passat vom Band
Ein Blick zurück in die Anfänge: Am 1. Juli 1977, dem ersten Tag nach dem Werkurlaub, wurde der erste Passat in Emden aufgelegt. Die Verlagerung des Passat von Wolfsburg nach Emden war der Beginn einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte für das Volkswagen-Werk am Meer. Investitionen in die Fertigungstechnik in Höhe von 170 Millionen D-Mark im Jahr 1977 machten den Standort Emden von einem Käfer-Werk zur flexiblen Automobilproduktionsstätte für Mittelklassemodelle. Alle acht Passat-Generationen wurden seitdem in Emden gefertigt: Das volumenstärkste Modell war zwischen 1996 und 2005 der Passat B5 mit rund zwei Millionen am Standort produzierten Einheiten. Gefolgt vom Passat B8, von dem rund 1,4 Millionen Fahrzeuge in Emden produziert wurden. Seit 2017 ergänzte der Volkswagen Arteon die Emder Produktpalette um einen emotionalen Fastback mit großzügigem Raumangebot, sportlichem Charisma und einer hohen Variabilität.
Mit dem Passat und dem Arteon habe Emden Geschichte geschrieben, heißt es in einer Mitteilung, und man setze diese jetzt in einer vollelektrischen Zukunft mit den Top-Modellen ID.4, ID.7 und ID.7 Tourer fort. Mehr als eine Milliarde Euro sind für die Fertigung von E-Fahrzeugen in den Standort investiert worden, um diesen als hochmoderne Automobilfabrik für die Zukunft aufzustellen.