Die Familie soll raus: Meyer Werft wird angeblich zur Staatswerft
Bund und Land wollen die kriselnde Meyer Werft angeblich zu 90 Prozent übernehmen. Das meldet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Familie Meyer würden damit zehn Prozent bleiben; Firmen-Patriarch Bernard Meyer wäre entmachtet.
Lesedauer: ca. 2min 03secPapenburg Im Ringen um einen Rettungsplan für die finanziell angeschlagene Meyer Werft zeichnet sich noch keine Lösung ab. Zwar soll nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) ein Einstieg des Staates bei der Werft bevorstehen. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover erklärte aber: „Es gibt keinen konkreten neuen Sachstand.“ Ob sich der Staat an der Werft beteilige und, wenn ja, wie, sei noch nicht entschieden. „Alles, was wir tun, tun wir im Gleichschritt mit dem Bund.“
Dem Medienbericht jedoch zufolge soll eine bis 2028 befristete Übernahme eines Anteils von rund 90 Prozent durch den Staat im Gespräch sein - jeweils zur Hälfte durch den Bund und das Land, die dafür je 200 Millionen Euro bezahlen müssten. Zudem würden die Bundes- und die Landesregierung Kreditgarantien in Höhe von 2,8 Milliarden Euro übernehmen. Geringfügige Änderungen an den Prozentsätzen seien noch möglich - dass der Staat klar die Mehrheit übernehme, gelte aber als ausgemacht. Die Garantien sind notwendig, weil Meyer den Bau von Kreuzfahrtschiffen vorfinanzieren muss. Die Kaufsumme wird erst bei Übergabe gezahlt. Ein weiterer Grund: Einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe wurden vor der Corona-Pandemie abgeschlossen und beinhalten keine Anpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise.
Olaf Scholz selbst sagte Hilfe zu
Dass sich das Land Niedersachsen und auch die Bundesrepublik an einer Rettung der angeschlagenen Werft beteiligen werden, ist seit langem klar. Spätestens nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz öffentlich Hilfe zugesagt hatte, gilt es als ausgemacht Sache, dass Bund und Land Geld zuschießen. In welcher Form allerdings: Das war bisher ungewiss. Auch das Land hielt sich bedeckt und warnte. Die Werft benötigt bis September eine Lösung.
Erst vor wenigen Tagen verzeichnete die Werft einen neuen Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den größten Auftrag in der Geschichte der Meyer Werft. Das Volumen der Bestellung nannte Meyer aber nicht. Der Preis des jüngsten Schiffes für Disney ist jedoch öffentlich: Es kostete 900 Millionen Euro.