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21. Februar 2024, 10:00 Uhr

Die meisten Hauskäufer in Ostfriesland kommen nicht aus Ostfriesland

Das Meer, der Sehnsuchtsort: Eine Immobilienkrise gibt es nicht

Lesedauer: ca. 2min 43sec
Die Immobilienpreise auch in Ostfriesland sind in den vergangenen Monaten um rund 20 Prozent gefallen. Doch ein Grund zu Panik bestehe nicht, sagen Makler. Foto: Meret Edzards-Tschinke

Die Immobilienpreise auch in Ostfriesland sind in den vergangenen Monaten um rund 20 Prozent gefallen. Doch ein Grund zu Panik bestehe nicht, sagen Makler. Foto: Meret Edzards-Tschinke © Edzards-Tschinke met

Knapp 150000 Euro. Soviel Geld muss man derzeit in die Hand nehmen, um in Ostfriesland ein Häuschen zu kaufen. Gelegen mitten im Grünen in der Krummhörn, 160 Quadratmeter Wohnfläche, 1000 Quadratmeter Grundfläche.

Ein Schnäppchen.

Selbst wenn man bedenkt, dass Haus als „renovierungsbedürftig“ beworben wird: Steckt man noch 50000 Euro rein, dann hat man für rund 200000 Euro Haus und Hof und Garten. Für das Geld bekommt man in München eine Wohngarage weit draußen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Nachfrage ist

weiterhin hoch

„Die Nachfrage nach Immobilien an deutschen Küsten ist nach wie vor hoch und hat insbesondere während der Pandemie bis 2022 noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Das schreibt das Unternehmen von-Poll-Immobilien, das auch in Ostfriesland stark vertreten ist.

Das Meer sei weiterhin ein Sehnsuchtsort für viele Menschen, sagt dazu Daniel Ritter von von-Poll-Immobilien. Und der Trend zur Küste hat sich einer Umfrage des Unternehmens zufolge in den vergangenen Jahren noch verstärkt. Immer weniger Ostfriesen kaufen ein Haus in Ostfriesland.

Über die Repräsentativität der Umfrage mach das Unternehmen keine Angaben, aber eine Stichprobe ist es allemal. Zudem ein, die das Bauchgefühl vieler Ostfriesen bestätigt. Immer häufiger zieht nebenan ein Nordrhein-Westfale ein, und keine Familie mit Kindern aus der Region.

Die meisten vonaußerhalb

84 Prozent aller befragten Immobilienexperten gäben an, so das Unternehmen, dass es „immer weniger Käufer aus den jeweils angrenzenden Küstenregionen“ gebe, sondern vermehrt aus weit entfernen Bundesländern. Der Wert in diese aktuellen Umfrage sei gegenüber 2021 gestiegen. Damals waren es „nur“ 79 Prozent der Immobilienfachleute, die ein besonderes Interesse bei Käufern jenseits von Niedersachsen sahen.

An der Spitze der Bundesländer, aus denen die meisten Kaufinteressenten an Deutschlands Küsten kommen, steht mit 63,2 Prozent erneut Nordrhein-Westfalen. Mit etwas Abstand folgen jetzt Käufer aus Berlin und Niedersachsen mit jeweils 36,8 Prozent sowie aus Hessen und Hamburg mit jeweils 31,6 Prozent. Interessant: Erstaunlich viele Berliner lassen keinen Koffer da sondern ziehen gerne an die Küste. Die Sachsen und Thüringer stehen offenbar nicht auf Meer, nur fünf Prozent aller Käufer stammen aus diesen Bundesländern.

Die Ergebnisse von von Poll kann Günter Schneider vom Norder Immobilienunternehmen Claashen, nur zum Teil nachvollziehen. Seiner Erfahrung noch, so Schneider, kämen nur rund 60 Prozent der Hauskäufer in Ostfriesland nicht aus dem 26-er-Postleitzahlengebiet. Ein möglicher Grund für die Diskrepanz könne allerdings die eigene Bautätigkeit seines Unternehmens sein. Claashen erschließt regelmäßig auch selbst Bauland und Wohngebiete, in diese zögen aber dann häufig Einheimische ein.

Kaufpreise:Krise, welche Krise?

Über die aktuellen Preisrückgänge bei gebrauchten Immobilien schweigt von Poll sich aus, doch Günter Schneider betont vehement: „Es gibt derzeit keine Immobilienkrise.“ Direkt nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs seien die Zinsen von 0,7 Prozent auf etwa fünf Prozent gestiegen. Inzwischen hätten sie aber wieder nachgegeben und liegen bei rund 3,5 Prozent. Und was dann passiert sei, seien ganz normale Marktbewegungen: Angesichts der immer noch teureren Finanzierung seien die Immobilienpreise um 15 bis 20 Prozent abgesackt. „Der Markt reguliert sich ganz von alleine. Entweder behalte ich mein Haus, oder ich muss mit dem Preis runter.“ Aber eine Krise sei das nicht.

Das teuerste Pflaster in Ostfriesland ist seiner Statistik zufolge übrigens Greetsiel, doch Norddeich sei in einigen Lagen noch teurer. Niemand springt in ein Hafenbecken. Aber alle wollen an den Strand.

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