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26. Juli 2024, 07:00 Uhr

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Die Umweltkatastrophe im Wattenmeerkonnte nur knapp vermieden werden

Der Brand auf dem Autofrachter „Freemantle Highway“ löste eine große Rettungsaktion aus. Viele Fragen bleiben bis heute allerdings unbeantwortet.

Lesedauer: ca. 3min 33sec
Mit deutlicher Schlagseite und nur unter großen Mühen konnte die „Freemantle Highway“ nach Eemshaven geschleppt werden. Foto: dpa

Mit deutlicher Schlagseite und nur unter großen Mühen konnte die „Freemantle Highway“ nach Eemshaven geschleppt werden. Foto: dpa © Peter Dejong/AP/dpa

Ostfriesland Die Spuren des Feuers auf der „Fremantle Highway“ sind beseitigt. Auf den ersten Blick erinnert nichts an dem etwa 200 Meter langen Stahlkoloss im Dock im Rotterdamer Hafen an den verheerenden Brand, der vor genau einem Jahr fast zu einer Ölpest im Wattenmeer geführt hatte. Sogar der Name des Schiffes ist anders: Die „Fremantle Highway“ wurde vom neuen Eigentümer umbenannt und heißt nun „Floor“. Doch der Schein trügt. Ein Jahr später sind noch viele Fragen offen.

In der Nacht zum 26. Juli war Feuer auf der „Fremantle Highway“ ausgebrochen. Das Schiff lag zu dem Zeitpunkt etwa 27 Kilometer nördlich der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland, nicht weit entfernt von Borkum. Bei der Evakuierung des Frachters starb ein Mann, die übrigen 22 Besatzungsmitglieder wurden verletzt.

Tagelang dümpelte der brennende Frachter mit 1,6 Millionen Litern Schweröl an Bord vor der Küste. Eine Ölpest drohte. Für die Menschen an der deutschen und niederländischen Wattenmeerküste und auf den Inseln waren es bange Tage und Nächte. Erst nach gut einer Woche konnte das Schiff nach Eemshaven geschleppt werden, später dann nach Rotterdam.

Ursache des Feuers ist noch unklar

Der Frachter war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur und hatte rund 3800 Autos geladen, darunter knapp 500 E-Autos. Nach Angaben des Kapitäns war das Feuer in einem E-Auto ausgebrochen. Später war auch die Rede von einer Explosion an Bord. Dass tatsächlich ein E-Auto der Brandherd war, wurde bisher nicht bestätigt.

Für die Untersuchung der Brandursache ist nach internationalen Regeln der Flaggenstaat zuständig. Die „Fremantle Highway“ gehörte zwar einer japanischen Reederei, fuhr aber unter der Flagge Panamas. Das niederländische Untersuchungsinstitut für Sicherheitsfragen OVV steht „in engem Kontakt“ mit den Behörden von Panama, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Niederlande müssen auch als betroffener Staat informiert werden. „Wir erwarten aber nicht, dass es in Kürze Ergebnisse gibt.“

E-Autos erschweren die Löscharbeiten

Mehrere Schiffe waren noch in der Nacht zu dem Frachter gefahren, auch das deutsche Havariekommando half mit dem Notschlepper „Nordic“. Doch Brandbekämpfung ist auf einem Schiff schwierig, sagt Benedikt Spangardt vom Havariekommando in Cuxhaven. „So sind die Gänge meist schmal und Rauch zieht nur schwer ab, was die Orientierung erschwert“, sagte Spangardt. Außerdem stehen bei Autofrachtern Fahrzeuge extrem dicht aneinander und die Decken sind oft niedrig.

Besonders problematisch ist das Löschen von Batterien. Wenn der Lithium-Ionen-Akku eines Elektrofahrzeugs in Brand gerät, entzündet er sich immer wieder selbst, erklärte der Sprecher des Havariekommandos. „Das erschwert die Löscharbeiten.“

Tagelang trieb der Frachter vor der Küste. Ein Schlepper hielt den Koloss einigermaßen stabil, eine Zeit lang mitten zwischen zwei stark befahrenen Schifffahrtsrouten. Als der Frachter nach gut einer Woche mit deutlich sichtbarer Schlagseite in Eemshaven ankam, war die Erleichterung groß. Das Wattenmeer sei einer „potenziell verheerenden Umweltkatastrophe“ entgangen, so Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Forderungen nach mehr Prävention

Für Umweltschützer, Insulaner und Schifffahrtsexperten ist das Drama um die „Fremantle Highway“ ein Alarmsignal. Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), ein Dachverband von rund 200 Kommunen, Naturschutzvereinen und Verbänden, rechnet auch angesichts einer stärkeren industriellen Nutzung des Meeres mit einer steigenden Gefahr durch den Schiffsverkehr in der südlichen Nordsee.

Der Verband sieht den Brand auf der „Fremantle Highway“ in einer Reihe weiterer Havarien der vergangenen Jahre, wie dem Verlust von 342 Containern des Riesenfrachters „MSC Zoe“ 2019 oder der Kollision der beiden Frachter „Verity“ und „Polesie“ im vergangenen Herbst. „Wichtig ist es daher, dass man ein klar strukturiertes und präventiv wirkendes Havarie-System hat, welches möglichst frühzeitig Risiken erkennt und unmittelbar qualifizierte technische wie personelle Hilfen einsetzen kann“, sagte der zweite Vorsitzende und Seelotse, Ulrich Birstein, laut einer Mitteilung des Verbandes.

Auch das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer soll besser geschützt werden. So wird in einem kürzlich vom trilateralen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven veröffentlichten Bericht vorgeschlagen, die Nutzung einer tieferen Fahrwasserroute in der Deutschen Bucht, weiter von der Küste entfernt, für mehr Schiffe vorzuschreiben.

Zukunft des Schiffs ist unsicher

Und was wird aus dem Frachter? Das Bergungsunternehmen KMS kaufte das Schiff und hat bereits einen Käufer in China gefunden. Dort soll es wieder aufgebaut werden. Doch bisher verweigern die Behörden die Transportgenehmigung. Nach ihrer Ansicht handelt es sich um gefährlichen Abfall, und dafür gelten strenge Auflagen. KMS zog vor Gericht, doch die Richter gaben den Behörden recht. „Inzwischen wurden alle verbrannten Teile entfernt“, sagte Jurgen Treffers von KMS. Die Sicherheitsbehörde will in Kürze neu über den Transport entscheiden.

Rund 2700 Autos wurden bei dem Brand zerstört. Doch selbst die unbeschädigten 1000 Wagen können nicht einfach verkauft werden. Das war eine böse Überraschung für zwei niederländische Autohändler. Sie hatten von der Versicherung des Reeders 260 BMW für etwa fünf Millionen Euro gekauft, doch dürfen diese nicht weiterverkauft werden. Der Autofabrikant hatte das untersagt, weil die Qualität nicht mehr garantiert werden könne. Ein Gericht in Den Haag gab BMW recht. Die Autohändler legten Berufung ein.

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