Ein digitales Mammut in Norden
Social Media direkt aus Norden? Erik Uden hostet eine Mastodon instanz direkt aus der Stadt. Dafür hat er sich die Rechte an der Domain Mastodon.de gesichert.
Lesedauer: ca. 2min 53secNorden Viele der gängigen Sozialen Medien wie Facebook, Instagram und X, ehemalig Twitter, stehen immer wieder in der Debatte, da sie in unterschiedlichen Maßen die Daten ihre Nutzer weiterverkaufen. Zudem wird es häufig als Problem angesehen, dass diese Plattformen von nur einem einzelnen Unternehmen geleitet und gelenkt werden.
Eine alternative Plattform ist „Mastodon“, das lateinische Wort für Mammut. Erik Uden, 19 Jahre alt und Mitglied im Norder Jugendparlament, hat sich die Rechte an der deutschen Internetadresse Mastodon.de gesichert und nutzt diese, um aus seiner Wohnung heraus mit einem kleinen Team eine Instanz des Netzwerkes anzubieten.
Was ist Mastodon?
Bei Mastodon gibt es keine zentrale Firma, die alles kontrolliert. Stattdessen gibt es viele kleine Gruppen, die sich „Instanzen“ nennen. Jede Instanz ist wie eine kleine Gemeinschaft, in der die Menschen miteinander sprechen. Diese Instanzen können von verschiedenen Leuten betrieben werden, und sie haben ihre eigenen Regeln und Themen. Auch die Bundesregierungen hat bereits eigene Instanzen und nutzt diese.
Die Leute können Nachrichten, Bilder und Links teilen, genau wie in Zeitungen und anderen sozialen Medien. „Der Unterschied liegt jedoch darin, dass jeder selbst entscheiden kann, auf welcher Instanz er unterwegs ist“, erklärt Uden. Wer also gern sich über Haustiere wie Hunde und Katzen austauschen möchte, kann sich eine Gruppe suchen, in der nur dies thematisiert wird. Ähnlich zu den Gruppen auf Facebook, nur dass die eigene Seite frei individualisierbar ist und keine Fremdinhalte wie Werbung auftauchen, an denen kein Interesse besteht.
Bleiben, wo es gefällt
Jede Instanz hat jedoch ihre eigenen Regeln, die es zu beachten gilt. Zudem sollten nicht alle Informationen geteilt werden, wie bei allen anderen sozialen Medien auch – denn wer etwas öffentlich präsentiert, teilt dies mit der gesamten Gruppe. „Sollten die Regeln oder die Inhalte einem auf dem jeweiligen Server nicht mehr passen“, so Uden, „kann man mit seinem Account auf eine andere Instanz wechseln“.
Denn das ist der große Unterschied zu den Plattformen der amerikanischen Unternehmen: Zum Beispiel ein Facebook-Account kann sich zwar mit anderen Plattformen verknüpfen, jedoch bleibt der Account mit seinen bisherigen Inhalten bei Facebook. Im Fediverse, das Netzwerk, in dem sich unter anderem Mastodon befindet, kann man mit einem Account einfach umziehen und die bisherigen Beiträge und Follows wechseln mit.
Ein Mammut in Norden
Wieso wird das Ganze jetzt in Norden auf einem Server gehostet und nicht an einem zentraleren Ort wie Köln oder Frankfurt? Während eines Auslandsaufenthalts hat der Norder Cybersicherheitsexperte Erik Uden die Möglichkeit gehabt, bei verschiedenen Tech-Firmen mitzuwirken. Hier hat er auch an der Open-Source-Software, heißt, es wurde gemeinschaftlich entwickelt und jeder kann daran arbeiten, von Mastodon mitgewirkt und seine Leidenschaft für das Fediverse entdeckt. Welche er mit zurück nach Deutschland gebracht hat. Das Recht an der deutschen Version der Webadresse Mastodon.de lag bis Anfang 2023 bei einem Museum über ein Mammutskelett in Bayern. Durch einen Zufall habe Uden die Erben der Adresse ausmachen können. Denn der Besitzer Bernard von Bredow wurde 2021 in Paraguay ermordet. „Ich hab ihnen einen Tausch angeboten“, so Uden. Er hostet die Webseite des Museums, dafür kann er die Webadresse Mastodon.de nutzen. Für die Erben ist es eine Möglichkeit, das Andenken kostenlos zu bewahren, und haben daher eingeschlagen.
Jetzt bleibt für Uden, der den Server in mehreren Livestreams zusammengebaut hat, nur abzuwarten und zu hoffen, dass seine Webseite in das offizielle Register von Mastodon aufgenommen wird. Die Plattform ist bereits erreichbar und der Norder hofft, dass es sich bald zu einem weiteren Tor in die Welt für die Stadt Norden entwickelt.