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7. September 2024, 06:00 Uhr

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Ein Fest für Freiheit und Menschenrechte: Wie Norden die Demokratie feiert

Am 15. September, den Tag der Demokratie, wird in Norden ein buntes Programm geboten. Von Kinderrechten bis zum Engagement gegen Hass und Hetze.

Lesedauer: ca. 3min 05sec
Im Angesicht des Rathauses wird am 15. September die Demokratie gefeiert.

Im Angesicht des Rathauses wird am 15. September die Demokratie gefeiert. © Ute Bruns

Norden Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Mit diesen beiden Sätzen beginnt unser deutsches Grundgesetz, das am 23. Mai 1949 verkündet wurde. Weiter heißt es in diesem Text, dass sich das deutsche Volk „zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ bekennt.

Hat man diese Zeilen vor Augen, fragt man sich, wie es um die auf Menschenrechten basierende Demokratie in Deutschland bestellt ist. Eine in Teilen des Landes als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei versammelt große Teile der Bevölkerung hinter sich, ihre Anhänger skandieren Parolen, in der von Menschenwürde nichts zu spüren ist.

Flagge zeigen

Zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes ist es also höchste Zeit, an die Anfänge zu erinnern. Zum Internationalen Tag der Demokratie am Sonntag, 15. September, wird aus diesem Grund von 11 bis 16 Uhr ein großes Demokratie-Fest auf dem Norder Mittelmarkt begangen. Der Norder Superintendent Christian Neumann hatte alle gemeinnützigen Vereine, Bürgerinitiativen, Parteien, Verbände, Non-Profit-Organisationen, Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen im Norderland dazu eingeladen, sich an der Vorbereitung zu beteiligen. Rund 40 Unterstützer und Unterstützerinnen haben hierzu nun zugesagt.

Mit einem Gottesdienst in der Ludgerikirche, Info-Ständen, Aktionen, Ausstellungen, musikalischen Beiträgen sowie natürlich Speis und Trank wird gefeiert. Die Bürgerinnen und Bürger sind dann aufgefordert, Flagge zu zeigen. Flagge für die Demokratie, die auf den Menschenrechten basiert. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde am 10. Dezember 1948 verabschiedet, ist also nur wenig älter als das Grundgesetz. Auf ihre Bedeutung hatte Ende des vergangenen Jahres in einer Kundgebung ein Norder Aktionsbündnis hingewiesen, das unter dem Motto „Nie wieder“ gegen Krieg, Hass und Hetze, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit kämpft.

Kinderrechte stärken

Mit dem Kinderrechte-Lied, vorgetragen von dem Kinderchor des Kinderschutzbundes, wird das Fest eröffnet. Die Aktionsgruppe Norden-Ostfriesland der Kinderrechtorganisation Plan International Deutschland wird mit einem passenden Appell vertreten sein: Plan setzt sich dafür ein, dass Kinderrechte in das Grundgesetz aufgenommen werden. Momentan sind die Rechte von Kindern im Grundgesetz nicht explizit aufgeführt. Nur im Artikel 6 sind Kinder erwähnt – und zwar als Reglungsgegenstand.

Das Plan-Argument: Kinder haben besondere (Schutz-)Bedürfnisse und brauchen deshalb über die allgemeinen Grundrechte hinaus besondere Rechte – ein Prinzip, das mit der UN-Kinderrechtskonvention auf internationaler Ebene seit 1992 gilt und sich nun auch im deutschen Grundgesetz wiederfinden soll. Dass die Frage nach Grundrechten von Kindern nicht selbstverständlich ist, zeigte sich erst vor wenigen Monaten, als vor der „Tatort“-Ausstrahlung am Sonntagabend eine 15-minütige Sondersendung, moderiert von Komikerin Carolin Kebekus, zu Kinderrechten in der ARD lief. Zahlreiche Zuschauer liefen in den Sozialen Medien Sturm. „Feinstes Gesinnungsfernsehen zur besten Sendezeit“, war noch einer der freundlicheren Kommentare der Kritiker. Vielleicht informieren sich solche Menschen in Norden ausführlicher zum Thema.

Ein buntes Programm

Die Moderation des Bühnenprogramms auf dem Demokratiefest übernehmen Mitglieder des vorbereitenden Arbeitskreises, die zudem Alltagshelden und -heldinnen vorstellen möchten. Vom Norder Stadtorchester musikalisch umrahmt werden die Begrüßung durch Superintendent Christian Neumann sowie die Grußworte von Bürgermeister Florian Eiben und Jugendbürgermeisterin Merle Gatena.

Das Bühnenprogramm wird zudem von den Gruppen Crosswalk und „Vielsaitig“ sowie dem Ökumenischen Arbeitskreis Synagogenweg gestaltet. Weiter bringt der gemischte Chor Die Fußnoten der Ländlichen Akademie Krummhörn (LAK) Kostproben aus der Musikrevue „Geld oder Leben“ zu Gehör, die am 20. September in der Loquarder Grundschule Premiere hat.

Im Marktpavillon, in dem die Kulturbrennerei DoKa neuerdings das Markt-Café betreibt, wird die Ausstellung „In Huus“ der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld gezeigt. Ergänzend dazu berichten vietnamesische Zeitzeugen von ihren Erfahrungen, in einem autoritären System. Abgerundet wird das Programm im Pavillon durch eine Lesung für Kinder über Demokratie und Vielfalt.

Am 15. September findet in Norden zudem gleichzeitig das traditionelle Westerstraßenfest statt, mit dem sich die Feier der Demokratie auf dem Marktplatz verbindet. So wird für den Trecker-Korso ein eigener Demokratie-Wagen gestaltet, der auf dem Torfmarkt abgestellt wird. Das Wochenende will und wird zeigen, dass Demokratie in Norden lebt.

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