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22. August 2024, 10:00 Uhr

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Er läuft und läuft und läuft - sein Ziel ist speziell

Der Wilhelmshaver Jan Kleen wanderte 100 Kilometer bis nach Norden. Auf seiner Reise sammelte er zahlreiche Erfahrungen und ein besonderes Geschenk des Emdener Bürgermeisters.

Lesedauer: ca. 2min 55sec
Gut gerüstet geht Jan Kleen auf Wanderschaft.

Gut gerüstet geht Jan Kleen auf Wanderschaft. © Christian Schmidt

Norden Die Füße tun ihm mittlerweile weh, sagt Jan Kleen. Kein Wunder, am Sonnabend schnürte er die Wanderschuhe und machte sich von Bad Zwischenahn auf den Weg gen Norden. Zwischenstationen waren Augustfehn, Leer und Emden. Fünf Kilometer vor Norden freut er sich über ein Gespräch mit dem KURIER.

Auf einem Rasenstück in Osteel erzählt er von seinen Stationen, von den Menschen, bei denen er übernachten durfte, und von seinen Begegnungen. Kurz zuvor, berichtet er, hielt ein Autofahrer. Der Mann hatte Kleen erkannt, bat um ein Foto. Stolz zeigt Kleen das dazugehörige TikTok-Video.

Dass Jan Kleen erkannt wird, ist nicht ungewöhnlich. Seit er vor zehn Jahren ein YouTube-Video veröffentlichte, hat er sich aufgrund seines Engagements einen Namen gemacht. Kleen wurde zu früh geboren, er ist entwicklungsverzögert. Als Kind hatte er ADHS. Er erlebte Mobbing, Ausgrenzung, Gewalt. Aber er steckte den Kopf nicht in den Sand, sondern konnte sein Selbstbewusstsein stärken. Er wurde Gärtner und ehrenamtlicher Müllsammler. Wie er sich für die Natur einsetzt, machte Schlagzeilen, nicht nur in Wilhelmshaven, wo er lebt. Aktion Mensch berichtete über ihn, er war zu Gast im Frühstücksfernsehen. Und immer will er dabei auf Menschen mit Behinderungen aufmerksam machen. Auch mit seiner viertägigen Wanderung nach Norden. Jan Kleen will beweisen, dass man etwas erreichen kann, wenn man an sich selbst glaubt.

11000 Follower folgen ihm

Er wandert nicht zum ersten Mal durch Deutschland, tourte bereits von Bielefeld nach Hannover. Mittlerweile begleiten ihn dabei 11000 Follower dank seiner Facebook-Seite „Hand in Hand gegen Intoleranz und Gewalt“. Eine PR-Tour ist die Wanderung nach Norden nicht. Für Jan Kleen ist es ein Sammeln von Eindrücken, von Erfahrungen, von Erinnerungen. Immer kommt er mit Menschen ins Gespräch. Da sind Unbekannte, die ihm eine Flasche Cola schenken, die herzlich sind. Er kennt die internationalen Nachrichten und doch weiß er nach seinen gelaufenen Kilometern: „Die Welt ist nicht so schlecht, wie es scheint.“

Übernachtung in der Jugendherberge

Die Menschen, die der 30-Jährige trifft, bittet er, in sein Wanderbuch zu schreiben, das sich in seinem Rucksack befindet. So wie eine Dame in der Jugendherberge Emden, in der er nächtigte. Er bekam sein Buch nicht nur zurück, sondern auch eine reduzierte Rechnung. Solche Gesten und Begegnungen freuen ihn immer.

Dabei ist er beim Wandern selbst gern alleine. Dann kann er sich den Tag so einrichten, wie er möchte. Wenn er unterwegs ist, lässt er manchmal Musik aus dem Bluetooth-Lautsprecher laufen. Das ist ihm wichtig, auch wenn er dafür manchmal schief angeschaut wird. „Warum?“, fragt er sich. „Andere hören auf der Straße auch Musik.“

Per Anhalter? Nie!

In der Regel sind die Begegnungen aber positiv. Er geht offen auf Menschen zu, sie offen auf ihn. „Wer ehrlich ist und fragt, dem wird geholfen“, weiß er. Eines würde er aber nie machen: als Anhalter fahren. Wenn er wirklich nicht mehr weiterweiß, bittet er die Polizei um Hilfe. Dafür sei sie da, und die Beamten helfen gern.

Das Wanderbuch ziert jetzt auch ein Ottifant.

Das Wanderbuch ziert jetzt auch ein Ottifant. © Christian Schmidt

Auf eine aktuelle Begegnung offizieller Art ist Jan Kleen gerade besonders stolz. In Emden lernte er Bürgermeister Tim Kruithoff kennen. Der begrüßte ihn nicht nur im Rathaus und verewigte sich im Wanderbuch, sondern schenkte Kleen auch einen Plüsch-Ottifanten für die gute Weiterreise. Solche Treffen sind nicht nur für ihn persönlich interessant, sondern auch wichtig für seine Botschaft, Menschen mit Beeinträchtigungen nicht zu übersehen.

Fünf Kilometer liegen noch vor Jan Kleen, bevor er am Dienstagabend Norden erreicht. Dort geht es nicht zum Bürgermeister, sondern schnell in den Zug. Er freut sich: Am Abend wird er endlich wieder in seinem eigenen Bett liegen. Und dann dürfen sich auch seine Füße erholen.

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