Erneut Wal auf Minsener Oog angespült
Auf der unbewohnten Nordseeinsel wurde wieder ein Walkadaver angespült. Erst im Februar lag an fast der selben Stelle ein toter Buckelwal.
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Auf der Insel Minsener Oog wurde am Donnerstag ein toter Zwergwal angeschwemmt. © NLPV
Minsener Oog Ein seltener Fund im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Am Mittwoch, 13. Mai, entdeckten Naturschutzwarte des Mellumrats einen toten Zwergwal auf der Insel Minsener Oog. Das etwa 6,5 Meter lange Tier ist vollständig erhalten und wird in den kommenden Tagen von Fachleuten des Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sowie der Nationalparkverwaltung näher untersucht. Erkenntnisse zur Todesursache werden erst nach Auswertung der Proben erwartet.
Der Kadaver bleibt vorerst an Ort und Stelle – mitten in der streng geschützten Ruhezone des Nationalparks. Sowohl die Nationalparkverwaltung als auch das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sehen derzeit keinen Anlass für eine Bergung. „Natur Natur sein lassen“ lautet das Motto. Denn tote Meeressäuger wie dieser Zwergwal liefern zahlreichen Aasfressern und anderen Organismen Nahrung – ein natürlicher Kreislauf, der auch für die Forschung von großem Wert ist.
Bereits im Februar war an nahezu derselben Stelle ein Buckelwal gestrandet. Auch dieser wurde in das sogenannte Aasökologie-Projekt aufgenommen, mit dem deutsche Nationalparke die ökologische Bedeutung toter Tiere für die Artenvielfalt untersuchen. Der nun gefundene Zwergwal soll ebenfalls in das Projekt integriert werden.
Zwergwale gehören zu den kleinsten Bartenwalen und erreichen eine Länge von bis zu zehn Metern. Sie sind in allen nicht-tropischen Meeren verbreitet und regelmäßig auch in der Nordsee anzutreffen – bevorzugt im Bereich der Doggerbank. Strandungen dieser Art sind in Niedersachsen selten: Seit den 1990er-Jahren wurden bundesweit lediglich neun Fälle dokumentiert.
Für neugierige Besucher gibt es dennoch eine klare Grenze: Der Kadaver ist nicht zugänglich. Minsener Oog darf außerhalb geführter Wattwanderungen nicht betreten werden. Selbst vom kleinen Besucherbereich im Süden der Insel ist der Wal nicht zu sehen – und das ist auch gut so, wie die Nationalparkverwaltung betont: Die Insel ist wichtiger Brut- und Rastplatz für Tausende von Vögeln.
Übrigens: Anders als der bekannte Pottwal besitzt der Zwergwal keine Zähne – potenzielle Souvenirjäger gehen also leer aus. Und für den Rest gilt: Die Natur weiß, was sie tut.