Nach Kollision vor Helgoland: Die Hoffnung auf weitere Überlebende schwindet zusehends
Die Kollision der Frachter „Polesie“ und „Verity“ am Dienstagmorgen zwischen Langeoog und Helgoland: Große Suchaktion gestartet (Bericht wird laufend aktualisiert).
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Update: Nach der Kollision der Frachter in der Nordsee haben die Rettungskräfte auch mögliche Folgen für die Umwelt im Blick. Es sei möglich, dass von dem gesunkenen Schiff Umweltgefahren ausgingen - „sei es vom Treibstoff oder von der Ladung“, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Dienstag. Ein Mehrzweckschiff, das beispielsweise Treibstoffe vom Wasser aufnehmen könne, sei an der Unfallstelle. Der gesunkene Frachter „Verity“ habe rund 1300 Kubikmeter Dieseltreibstoff geladen. Die eigentliche Ladung bestand jedoch aus Stahlrollen.
Update: Nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtschiffen auf der Nordsee nahe Helgoland stellen sich Seenotretter auf eine möglicherweise lang andauernde Vermisstensuche ein. „Solange es, wie gesagt, einen Funken Hoffnung gibt, werden wir die Such- und Rettungsmaßnahmen fortführen. Im Moment ist nicht absehbar, dass sie eingestellt werden“, sagte Christian Stipeldey, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Dienstag in Bremen. Vier Seeleute eines untergegangenen Frachters werden seinen Angaben zufolge noch vermisst. Ein Mensch starb.
Sechs Kreuzer sind vor Ort
Sechs Seenotrettungskreuzer der DGzRS sind den Angaben der Gesellschaft zufolge im Einsatz, um die Vermissten zu suchen. Diese könnten nach einiger Zeit von anderen Rettungsschiffen abgelöst werden, sagte Stipeldey. Zudem sind auch zahlreiche weitere Behördenschiffe und Hubschrauber im Einsatz.
„Herausfordernde Wetterbedingungen“
„Wir haben im Seegebiet verhältnismäßig herausfordernde Wetterbedingungen“, sagte Stipeldey. An den Unglücksstellen herrschten Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern. Die Wassertemperatur beträgt zwölf Grad. Dennoch sei es möglich, „engmaschig“ nach den Vermissten zu suchen, sagte der Sprecher.
Update: Sechs Menschen werden nach dem Zusammenstoß der beiden Schiffe noch vermisst. Das berichtete jetzt das Havariekommando Wilhelmshaven.
Helgoland/Langeoog Nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtschiffen in der Deutschen Bucht suchen Rettungskräfte nach mehreren Vermissten. Zahlreiche Schiffe seien dazu im Einsatz, teilte das zuständige Havariekommando in Cuxhaven am Dienstag mit. Ein Mensch wurde nach der Kollision aus dem Wasser gerettet. Dieser wird nun medizinisch versorgt. Nach wie vielen Schiffbrüchigen gesucht wird, ist nicht bekannt. Dazu könnten zurzeit keine Angaben gemacht werden, sagte eine Sprecherin des Havariekommandos.
Kollision um 5 Uhr
Gegen 5.00 Uhr am Dienstagmorgen sollen nach Angaben der Behörde die Frachtschiffe „Polesie“ und „Verity“ in der Deutschen Bucht zusammengestoßen sein. Die „Polesie“ hatte 22 Menschen an Bord. Der Unfall ereignete sich demnach rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog.
Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass die „Verity“ infolge der Kollision gesunken ist. Der andere Frachter, die „Polesie“, sei dagegen schwimmfähig. Wie groß das Schadensbild genau ist und ob möglicherweise Ladung in die Nordsee gelangte, war zunächst unklar.
„Verity“ war auf dem Weg nach Immingham in England
Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange „Verity“ war laut dem Havariekommando auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste. Das 2001 in den Niederlanden gebaute Schiff hat auf der Isle of Man seinen Heimathafen. Es gehört zu der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships.
Der Frachter „Polesie“ gehört zur polnischen Reederei Polsteam Group, die ihren Sitz in Stettin (Szczecin) hat. Dieses Schiff ist 190 Meter lang und 28,5 Meter breit - also deutlich größer als die „Verity“. Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Nordwest-Spanien. Ob und was die Frachter geladen hatten, war zunächst nicht bekannt.
An der Küste war das Wetter am Dienstagmorgen diesig, die Sichtweite etwa von den Ostfriesischen Inseln auf die Nordsee gering. Laut dem Havariekommando herrschten in dem Seegebiet an der Unglücksstelle Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern.
An der Suche beteiligen sich zahlreiche Schiffe, darunter die Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS): „Hermann Marwede“ von Helgoland und die „Bernhard Gruben“ aus dem friesischen Hooksiel. Auch der Notschlepper „Nordic“ und der Lotsentender
„Wangerooge“ sind im Einsatz, ebenso die Wasserschutzpolizei mit einem Schiff. Die Deutsche Marine beteiligte sich mit einem SAR-Rettungshubschrauber. Weitere Schiffe der Seenotretter, der Wasserschutzpolizei und Behörden waren am Dienstagmorgen auf dem Weg zur Unglücksstelle.
Havariekommando sucht aus der Luft
Das Havariekommando ließ das Seegebiet von einem Sensorflugzeug überfliegen, um nähere Erkenntnisse zu bekommen. Auch das Kreuzfahrtschiff „Iona“ der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksstelle unterwegs war, unterstütze laut dem Havariekommando die Suche. Dort könnten Schiffbrüchige auch medizinisch versorgt werden - an Bord befinden sich mehrere Ärzte, hieß es. Weiteres medizinisches Personal wollen die Rettungskräfte per Helikopter zur Unglücksstelle bringen.
Nach der Schiffskollision hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing Besatzungsmitgliedern, Angehörigen und Rettungsteams sein Mitgefühl ausgedrückt. Seine Gedanken seien bei ihnen, erklärte der FDP-Politiker am Dienstag. „Ein Schiff ist gesunken, mehrere Menschen werden vermisst.“ Das Havariekommando habe die Einsatzeinleitung übernommen. „Gemeinsam mit Seenotrettungskreuzern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Notschleppern, der Wasserschutzpolizei und weiteren Helfern unternehmen die Einsatzkräfte alles, um die Vermissten zu retten“, versprach er.
Die Ursprungsmeldung von 9.53 Uhr:
Langeoog Am frühen Morgen sind etwa 12 Seemeilen (etwa 22 Kilometer) südwestlich von Helgoland und 17 Seemeilen (31 Kilometer) nordöstlich von Langeoog zwei Frachter miteinander kollidiert, die „Polesie“ (fährt unter der Flagge der Bahamas, auf dem Weg von Hamburg nach La Coruna in Spanien) und die aus Bremen kommende britische „Verity“ mit Kurs auf Immingham im Vereinigten Königreich. Die „Verity“, ein 91 Meter langes Containerschiff, ist dabei gesunken. An Bord des noch schwimmfähigen Massengutfrachters „Polesie“, der mit 190 Metern mehr als doppelt so lang ist wie die “Verity“, sollen sich 22 Seeleute befinden Wie viele Menschen an Bord der Verity waren, ist derzeit nicht bekannt. Eine Person wurde bereits lebend geborgen.
Derzeit ist das Havariekommando in vollem Einsatz, um Vermisste zu finden und zu bergen. Dabei werden neben den Rettungskreuzern auch Hubschrauber und das Sensorflugzeug „DO228“ eingesetzt. Das britische Kreuzfahrtschiff „Iona“ mit Kurs auf Rotterdam ist im Seegebiet und unterstützt die Suche. An Bord der „Iona“ befinden sich Ärzte, die bei der medizinischen Versorgung helfen.
Wie es zu dem Zusammenstoß kam, ist bisher noch nicht bekannt.