Heiko Campen aus Norden blickt auf 59 Jahre als Wattführer zurück
Ein Leben im Rhythmus der Gezeiten: Über 70 Jahre war Heiko Campen als Wattführer tätig. Ab diesem Jahr will der 90-Jährige keine weiteren Führungen mehr anbieten.
Lesedauer: ca. 2min 38secNorden Für Heiko Campen war es sein Leben lang wie ein zweites Zuhause. Denn, wie er selbst sagt, hat der heute 90-Jährige seit über 70 Jahren Einheimische und Touristen durch das Weltnaturerbe Wattenmeer geführt. Dabei hat er die Arbeitsweise des Wattführers entscheidend mitgeprägt.
Die Anfänge im Watt
Heiko Campens Weg zum Wattführer begann in den 1950er Jahren, zunächst inoffiziell. Schon als Kind war er fasziniert vom Wattenmeer und verbrachte viel Zeit an der Küste. „Ich war immer am Deich und lernte so das Watt kennen“, erinnert er sich. Nach dem Krieg, in dem Norddeich ebenfalls stark betroffen war, begann Campen, regelmäßig Wattwanderungen zu organisieren. „Vorher wäre das auch gar nicht möglich gewesen“, erinnert sich Campen zurück und kann schildern, wie er noch Fliegerangriffe an der Küste mitbekommen hatte.
Auch wenn Campen die Arbeit als Wattführer mit viel Leidenschaft ausgeübt hat – davon Leben kann man nicht. Neben seiner Tätigkeit als Wattführer arbeitete Campen als Großhandelskaufmann, unter anderem bei Bünting und bei der Ostfriesen Zeitung. „Wenn mich jemand gefragt hat, was ich beruflich mache, habe ich gesagt, dass ich Teeologe bin“, woraufhin er auch schon mit einem Priester, einem Theologen, tiefgehende Gespräche führte, bevor er seine humoristische Antwort auflösen konnte.
Auch bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft war er seit den Anfängen 1937 tätig und wurde dort zum Rettungsschwimmer ausgebildet. Diese Ausbildung half ihm, ein tiefes Verständnis für die Gezeiten und die Gefahren des Meeres zu entwickeln. „Ich habe meine Schwimmprüfung gemacht, den Beruf aber nie ausgeübt. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Wattführungen“, erzählt er.
Der Wandel der Zeit
Die ersten Wattführungen führte Heiko Campen ehrenamtlich durch. In den 1950er Jahren gab es noch nicht den heutigen Strand in Norddeich, und das Interesse an geführten Wattwanderungen war begrenzt. „Früher kamen die Gäste langsam, erst mit den Reisegesellschaften wurde es mehr“, berichtet er. Die Bedingungen im Wattenmeer haben sich im Laufe der Jahre stark verändert. „Früher konnten wir weit hinauslaufen, heute ist vieles verschlickt und schwerer begehbar“, so Campen. Das sei auch einer der Gründe, dass er keine Führungen mehr anbiete: „Es ist einfach nicht mehr dasselbe“. Bei seinen Routen habe er immer einen Weg eingeschlagen, der nicht nur die Standardroute entlang geführt habe.
Das Wissen über das Watt hat sich Heiko Campen größtenteils autodidaktisch angeeignet. Er erkannte früh, dass ein tiefes Verständnis für das Wattenmeer notwendig ist, um sicher durch das Gelände zu führen. „Ich habe mich selbst viel im Watt bewegt und dabei gelernt, worauf es ankommt“, sagt er. Heutzutage müssen neue Wattführer eine Prüfung ablegen und sich intensiv mit den Gezeiten und den Besonderheiten des Wattenmeers auseinandersetzen. Auch die körperliche Fitness werde regelmäßig kontrolliert.
Die Faszination des Watts
Heiko Campen blickt stolz auf seine langjährige Tätigkeit zurück. Seine Leidenschaft für das Wattenmeer und sein Engagement für die Sicherheit der Besucher haben ihn zu einer festen Größe in Norddeich gemacht. Auch wenn sich vieles verändert hat, bleibt seine Faszination für das Wattenmeer ungebrochen: „Das Watt ist ein einzigartiger Lebensraum, der immer wieder überrascht und begeistert. Das gibt es so nur einmal auf der Welt.“