IG Metall wirft Volkswagen schwerwiegende Management-Fehler vor
Zu Beginn der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie wetzt die IG Metall die Messer. Die Gewerkschafter wollen mehr Geld herausholen, auch für die VW-Beschäftigten. Dafür machen sie kräftig schlechte Laune.
Lesedauer: ca. 2min 21secEmden/Ostfriesland Die IG Metall Emden wirft dem Volkswagen-Konzern Management-Fehler vor. Zurzeit verhandelt die Gewerkschaft die Tarife in der gesamten Metall-Industrie – allerdings auch die Bedingungen des VW-Haustarifs.
Die Gewerkschaft spart – naturgemäß – nicht an Kritik an VW und zählt in einer Pressemitteilung genüsslich die positiven Kennzahlen des Konzerns auf. Nachdem das Volkswagen-Konzernergebnis laut IG Metall nach Steuern 2022 noch bei 15,8 Milliarden Euro gelegen hatte, konnte es 2023 auf 17,9 Milliarden Euro gesteigert werden – „ein sattes Plus von 13 Prozent“. Der Umsatz kletterte auf 322,3 Milliarden Euro. Dies erfreue die Investoren am Kapitalmarkt, die sich über saftige Milliarden Euro Dividende freuen durften.
„Nicht auf dem Rücken der Beschäftigten“
Die Gewerkschaft in Emden, an der Spitze Franka Helmerichs und Thomas Preuß, kritisieren, dass VW trotzdem mit „Performance“-Programmen die Produktivität steigern wolle. „.Klar ist es gut, dass nun Einstiegsmodelle bei der E-Mobilität in Planung sind. Aber Software, Plattform und Produkte kommen insgesamt viel zu spät. Das sind Managementfehler, die nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden dürfen“, so Helmerichs, Mitglied der Tarifkommission der VW AG.
Damit greift sie eine Kritik auf, die auch der Betriebsrat des Emder Werkes immer wieder aufbringt. Die Strategie des Konzern, hochpreisig ins Elektro-Segment einzusteigen, habe zu der derzeit schlechten Auslastung des Werkes geführt, heißt es dort immer wieder. Billigere Modelle, beispielsweise der ID.2, sind in der Vorbereitung, werden aber erst in zwei Jahren auf den Markt kommen.
Verhandlungen auch für Emden
Von der allgemeinen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie profitieren in Emden die Betriebe ThyssenKrupp Marine Systems und Emden Dockyard. Beide Betriebe befinden sich auf dem ehemaligen Nordseewerke-Gelände.
Bei diesen Betrieben könne man von einer guten bis sehr guten Auftragslage sprechen, trotz allem stehen neben der Entgeltforderung die Beschäftigungssicherung wie auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit und das Thema Altersteilzeit hoch im Kurs. Bei beiden Unternehmen würden aktuell Gewinne eingefahren, die durch das hohe Know-how der Beschäftigten erwirtschaftet werden, daher sei eine Erhöhung der Entgelte eine „berechtigte Forderung“, so die Gewerkschaft.
Prinzip Hoffnung für Gehalterhöhungen
Bei ihren Diskussionen mit der Arbeitgeberseite spielt die Gewerkschaft allerdings auch ein bisschen mit dem Prinzip Hoffnung. „Die Institute sehen für das kommende Jahr eine Trendwende. Nachdem die Wirtschaft eine kurze Verschnaufpause eingelegt hat, geht’s 2025 mit Schwung wieder nach vorn“, sagen die Gewerkschafter.
Aus diesem prognostizierten Schwung formulieren die Verhandler eine schwungvolle zentrale Forderung: Der Tarifabschluss 2022 habe gezeigt, dass an dem Arbeitgeber-Märchen der „Lohn-Preis-Spirale“ nichts dran sei und gute Tarifpolitik in Krisenzeiten ein wichtiger Baustein für wirtschaftliche Sicherheit ist. Es geht also: um Gehaltserhöhungen.