Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
15. März 2024, 16:20 Uhr

Orte

Kriminalstatistik 2023: Besorgniserregende Entwicklung in Norden

Ein Blick auf die Zahlen der Kriminalstatistik 2023 für den Altkreis Norden zeigt eine erschreckende Zunahme von Straftaten. Erfahren Sie, welche Maßnahmen die Behörden ergreifen und wie sich die Entwicklung auf die Sicherheit in der Region auswirkt.

Lesedauer: ca. 2min 58sec
Kriminalstatistik 2023: Besorgniserregende Entwicklung in Norden

Norden Der nüchterne Blick auf die Zahlen ist erschreckend. Mehr Raub, mehr Körperverletzungen, mehr Sachbeschädigungen, mehr Einbrüche, Diebstähle und Delikte anderer Art. Die Kriminalstatistik 2023 für den Altkreis Norden hat bei der Leitung für richtig Bauchschmerzen gesorgt. Gestern stellte Michael Pape als Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes gemeinsam mit Kommissariatsleiter Ingo Brickwedde die Ergebnisse der Auswertungen der Presse vor. „Ich war sehr erschrocken“, sagte er.

Besonders die gestiegene Kinder- und Jugendkriminalität hat die Verantwortlichen bewogen, sich schon im Herbst letzten Jahres mit anderen Institutionen der Stadt auszutauschen, um mit gezielten Maßnahmen eingreifen zu können. Es sei ein Runder Tisch zur Prävention der Jugendkriminalität in der Stadt eingerichtet worden. Den leitet die ausgebildete Präventionsfachkraft Tina Schipper, die beim Landkreis für den Bereich Jugend und Soziales verantwortlich ist. Derzeit sei man dabei, festzulegen, wie und in welchen Bereichen gezielt etwas getan werden könne, sagte sie. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch deren Eltern müssten dabei einbezogen werden. „Es ist eine gemeinsame Verantwortung auch der Gesellschaft.“

„Als normaler Bürger ist man total sicher!“ Kommissariatsleiter Ingo Brickwedde war es wichtig zu betonen, dass man in Problembereichen bereits mit einem größeren Netzwerk an Beteiligten aktiv ist, kam es doch in den letzten Monaten wie häufiger berichtet gerade rund um den Marktplatz öfter zu Delikten. Vielfach aber gehe es um Taten im „Milieu“, erklärte Brickwedde gemeinsam mit Pape. Es gebe Gruppen, in denen jedes Alter vertreten sei, vom Kind bis zum Erwachsenen. Oft sei Alkohol im Spiel. Es gehe auch um Beschaffungskriminalität, zu beobachten sei, dass doch viele Menschen offenbar nicht mehr in der Lage seien, Konflikte mit Worten auszutragen. Stattdessen komme es schnell zu gewaltsamen Übergriffen. „Aber es gibt noch Grenzen“, sagte Pape. Taten im Milieu – das bedeute auch, dass hier Opfer immer wieder eben auch Täter seien, innerhalb der Gruppen komme es zu Schlägereien und anderen Straftaten. Der „normale Bürger“ aber sei davon überhaupt nicht betroffen.

4805 Straftaten wurden insgesamt im letzten Jahr registriert – 649 Fälle mehr als noch 2022, das ist die höchste Zahl seit 2016 (5157 Fälle). Dass die Aufklärungsquote mit gut 68 Prozent über der des Landesdurchschnitts liegt (62,5 Prozent), führen die Verantwortlichen vor allem auf ein laut Brickwedde „hoch motiviertes, engagiertes Team“ zurück. Dem es auch zu verdanken sei, dass eine bundesweit agierende Bande aus Rumänien und Mazedonien, die sich auf Taschen- und Ladendiebstähle konzentrierte, im Altkreis Norden habe gefasst werden können und mit fünf Jahren Haft bestraft worden sei.

Trotzdem bleiben die Sorgenfalten, wenn sogenannte Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (949 Fälle in 2023) so hoch sind wie zuletzt 2014 (955). Im letzten Jahr waren es 686. Oder wenn 41 Raubdelikte registriert wurden (auch das mehr als in den letzten zehn Jahren), mehr Körperverletzungen (592), das sind 129 Fälle mehr als in 2022. „Die Respektlosigkeit nimmt zu“, hat Brickwedde festgestellt, der sich insbesondere aufregte, dass in 2023 zwei Mitarbeiter des Rettungsdienstes angegriffen worden waren. „Das sind Menschen, die helfen wollen!“ Auch hier mit im Spiel: Alkohol.

Steigen die Fallzahlen in der einen Statistik, haben sie Auswirkungen auch auf fast alle anderen Auswertungen – Sachbeschädigung (593 Fälle in 2023 gegenüber 466 in 2022) geht einher mit Diebstahl (1400 zu 1274) und Einbruch (55 zu 46). Aber auch hier sei es so, dass im Milieu untereinander eingebrochen und geklaut werde, sagte Pape, der auch registrierte, dass nicht selten aus Frust Lack am Auto zerkratzt oder der Spiegel abgebrochen wurde. Beliebtes Diebesgut: E-Scooter. Und beliebtes Tätigkeitsfeld für Straftäter: das Internet. Es sei extrem wichtig, mit den eigenen Daten vorsichtig umzugehen, riet Pape. Gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz gelte es, hier noch sorgsamer zu sein.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Das könnte Sie auch interessieren: