Meyer Werft: Scholz will den Ball bald ins Tor schießen
Beim Stoppelmarkt in Vechta gab sich Bundeskanzler Olaf Scholz launig und selbstironisch. Doch beim Thema Meyer Werft wurde er ernst: Die Rettung der Werft stehe kurz bevor, sagte er. Auch ein Lobbyverband reagierte jetzt.
Lesedauer: ca. 2min 07secVechta Bundeskanzler Olaf Scholz hat bestätigt, dass eine Rettung der Meyer Werft durch den Staat in greifbarer Nähe ist. In einer Rede auf dem Stoppelmarkt in Vechta (Oldenburger Münsterland) sagte er: „Der Ball ist noch nicht im Tor, aber es sieht sehr gut aus.“ Es sei ein großes Anliegen aller Beteiligten, dass die Werft nicht in die Insolvenz gehe, sagte er zu Berichten, dass es inzwischen eine Einigung zur Rettung gebe. Scholz war der erste Bundeskanzler, der beim Stoppelmarkt als Gast dabei war.
Auch die Ems-Achse schaltet sich ein
Unterdessen meldete sich auch die Ems-Achse e. V. zu Wort. Der Verein ist ein Interessensverband der Wirtschaft und Kommunen entlang der Ems; sein Wirkungskreis reicht bis weit nach Ostfriesland hinein. Die Ems-Achse unterstützt, wenig verwunderlich, die Werft und fordert vehement ihren Erhalt.
„Mit nunmehr elf Milliarden Euro Auftragsvolumen setzt die Meyer Werft ein Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das Geld wird von ausländischen Unternehmen investiert, die Exportnation Deutschland braucht häufiger solche Signale“, sagt Bernard Krone, Vorsitzender der Wachstumsregion Ems-Achse.
Über eine mögliche staatliche Übernahme äußert sich die Ems-Achse indes nicht.
Völlig klar ist: Die Werft mit ihren rund 3500 Beschäftigten und einem dichten Zulieferernetz in nächster Nähe ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor der gesamten nördlichen Ems-Region. Der Vorsitzende des Wirtschaftsforums Papenburg, Carsten Röttgers, weist folglich auf die übergeordnete Bedeutung der Werft für die Stadt und die Region hin: „Der Aufstieg und der Wohlstand der Stadt Papenburg und seiner Bewohner ist eng mit der Meyer Werft und der örtlichen Wirtschaft verbunden“, so Röttgers. Gastronomie, Tourismus und auch die Papenburger Einwohner selbst profitieren stark von Meyer, sagt er. So gebe es ohne das persönliche Engagement der Familie Meyer beispielsweise das Kulturzentrum Alte Werft nicht.
Familie Meyer wertvoll für Papenburg
Diese Aussage soll offenbar einen Gegenpunkt zur derzeit laufenden Diskussion darstellen. Denn die Rolle der Eigentümer-Familie Meyer wird von Sanierern wie von staatlichen Institutionen durchaus kritisch gesehen. Ihre frühere Weigerung, einen Aufsichtsrat einzusetzen und sich Konzernstrukturen zu geben – aber vielmehr noch die Ausgestaltung von Lieferverträgen zum Nachteil der Werft stießen in den vergangenen Wochen immer wieder auf Kritik.