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Erstellt:
3. November 2024, 16:51 Uhr

Mit Engagement aus der Krise

Paul Räupert hat sich nach schwerer Kindheit einen Traum erfüllt und ist seit zwei Jahren Feuerwehrmann in Großefehn. Er hat aber noch weitere Ziele.

Lesedauer: ca. 2min 53sec
„Der Zusammenhalt ist einfach großartig“, lobt Paul Räupert die Atmosphäre bei „seiner“ Fehntjer Feuerwehr.

„Der Zusammenhalt ist einfach großartig“, lobt Paul Räupert die Atmosphäre bei „seiner“ Fehntjer Feuerwehr. © Foto: Werner Jürgens

Großefehn Den Kindheitstraum Feuerwehrmann zu werden, hat er sich erfüllt. Dabei hatte Paul Räupert alles andere als eine leichte Kindheit. Nachdem er und sein Zwillingsbruder jahrelang malträtiert und misshandelt worden waren, brauchte er diverse Therapien und Klinikaufenthalte bis er in einer Wohngruppe im Leinerstift Großefehn seinen Weg fand. Entscheidenden Anteil daran hatte sein Engagement bei der Feuerwehr. „Das ist wie eine zweite Familie“, sagt der heute 18-Jährige. „Du kannst mit allen reden, und der Zusammenhalt ist einfach großartig.“

In der eigenen Familie in Cuxhaven lief es für Paul nicht so gut. Seine psychisch kranke Mutter schlug ihn nicht nur, sondern warf gar mit Messern nach ihm und versuchte, ihn mit einem Kopfkissen zu ersticken. „Wir wussten nicht, ob das dazugehört zum Leben oder nicht, weil wir das von Anfang an gewohnt waren“, erzählt Paul mit bemerkenswert gelassener Souveränität. „Inzwischen kann ich offen darüber reden, worüber ich auch ganz froh bin. Denn irgendwann habe ich beschlossen, mich davon nicht mehr runterziehen zu lassen.“ Da es bei seinem Vater, der mittlerweile erneut geheiratet hat, ebenfalls Probleme gab, riet man Paul, in eine Wohngruppe zu gehen. So kam er als 16-Jähriger ins Leinerstift. Begeistert war er von der Idee zunächst nicht unbedingt. Großefehn liegt doch ziemlich weit weg von Cuxhaven und seinem Bruder, mit dem er sich nach wie vor eng verbunden fühlt. Die Teamleiter und Betreuer aus Ostfriesland konnten Paul aber recht schnell überzeugen, und er selber hat seine Entscheidung bis heute nicht bereut. „Wir haben viel Spaß mit den Betreuern, und die stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite, wenn wir Hilfe brauchen, zum Beispiel bei den Hausaufgaben“, sagt Paul.

Mit dem Umzug erfüllte er sich auch seinen Kindheitstraum, indem er Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr West-/Mittegroßefehn & Ulbargen wurde. Er stieg direkt bei den Erwachsenen ein und verbringt dort seit zwei Jahren einen Großteil seiner Freizeit. „Ich möchte anderen Menschen helfen“, begründet er sein Engagement und freut sich auf seine bald bevorstehenden Lehrgänge als Truppführer und Funker. Einige Einsätze hat er schon hinter sich. Gleich der erste war ein schwerer Verkehrsunfall an der B 72 mit mehreren Toten. „Das hat fünf Stunden gedauert, und ich war für die Absperrung zuständig“, erinnert sich Paul. Abgesehen davon ist es ihm ein besonderes Anliegen, vor allem junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern. Dafür opfert Paul ebenfalls bereitwillig jede Menge Zeit, wie z.B. kürzlich, als er während eines öffentlichen Familienfestes mit Kindern und Jugendlichen den gesamten Tag über Wasserspiele veranstaltet und ihnen ein Feuerwehrauto gezeigt und erklärt hat. „Das ist natürlich ein tolles Erlebnis für die Kinder, wenn sie was zum Anfassen und Gucken haben“, erzählt Paul mit leuchtenden Augen, die eindrucksvoll untermauern, wie sehr er selber für seine ehrenamtliche Arbeit als Feuerwehrmann buchstäblich brennt.

Auch sonst hat sich vieles in seinem Leben längst zum Positiven gewendet. Derzeit besucht der 18-Jährige die Berufsschule und möchte nach seiner Ausbildung zum Landwirt gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund einen Lohnbetrieb gründen oder übernehmen. Die Leinerstift-Wohngruppe müsste Paul aufgrund seines Alters eigentlich jetzt verlassen. Wegen seiner Ausbildung hat er beim Jugendamt aber eine Verlängerung um ein weiteres Jahr beantragt und diese auch anstandslos bewilligt bekommen. Danach will sich Paul eine eigene Wohnung suchen. Um zukünftig flexibler zu sein, hat er außerdem vor kurzem mit Fahrstunden begonnen. Zu den Treffen seiner Feuerwehr, die zwei Mal pro Woche stattfinden, muss er sich momentan entweder bringen lassen, oder er fährt mit dem Fahrrad hin.

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