Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
18. März 2024, 06:00 Uhr

Ostfriesland ist eine der größten CO2-Schleudern

Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung belegt: Der CO2-Ausstoß in Ostfriesland ist in den vergangenen 20 Jahren um Hunderttausende Tonnen gewachsen. Der Grund: Der heimischen Industrie geht es gut.

Lesedauer: ca. 1min 59sec
Autos

Der Autoport in Emden: Wohgefüllte Parkplätze sind ein Zeichen dafür, dass das Exportgeschäfts des VW-Konzerns floriert. Die Kehrseite: Die Schadstoffemissionen steigen. © sb

Ostfriesland Grüne Wiesen, das Meer und freundliche Kühe: heile Welt? Von wegen: Ostfriesland ist eine der größten CO2-Schleudern in ganz Deutschland – und es wird immer mehr.

Laut einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung sind zwar über ganz Deutschland gesehen die CO2-Ausstöße innerhalb der letzten 19 Jahre gleichgeblieben. Doch es gibt viele Ausreißer nach oben, die die Ausreißer nach unten wieder wettmachen. Die Landkreise Leer und Aurich sowie die Stadt Emden gehören zu den größten Klimasündern Deutschlands, der CO2-Ausstoß des Landkreises Wittmund ist nicht ganz so dramatisch, aber immer noch schlechter als der Bundesschnitt.

Karte

Woran liegt es?

Ein hoher CO2-Ausstoß ist immer mit bestimmten Branchen verknüpft, sagt einer der Studienautoren, Daniel Posch, im Gespräch mit dem KURIER. Die größten CO2-Schleudern seien Lagerung, Logistik, Schiffbau und Schifffahrt sowie industrielle Produktion. Und damit hat er so ziemlich komplett beschrieben, woher Ostfriesland seinen relativen Wohlstand bezieht.

Die Meyer Werft baut milliardenschwere Kreuzfahrtschiffe. VW baut in Emden Autos in hochtechnologischen Prozessen, drumherum hat sich eine Zuliefer- und Logistik-Branche angesiedelt, die Tausende Menschen beschäftigt. Und in den Häfen und auf See gibt es Offshore-Versorger, die Menschen und Teile hin- und hertransportieren. Und alle drei Branchen sind stetig gewachsen. Vor allem die Schifffahrt, so Posch, sei eine Problembranche und habe eine Steigerungsrate von 437 Prozent zwischen 2000 und 2019 hingelegt.

„Es kommt nur sehr selten vor, dass Industrie wächst, aber trotzdem weniger CO2 ausstößt“, sagt Posch; das nenne man dann Entkoppelung. Damit erklärt er auch den Anstieg der Emissionen von über 515000 Tonnen pro Jahr in den Kreisen Aurich, Leer und der Stadt Emden. VW hat erweitert, Meyer hat eine lange Zeit stabilen Wachstums hinter sich, die Offshore-Branche boomte in den 2010er Jahren – und aktuell wieder.

Die Studie habe ergeben: Einen nennenswerten Rückgang der CO2-Emissionen gebe es nur, wenn Industrie verschwindet und neue (Dienstleistungs-)Arbeitsplätze entstehen, beispielsweise im Ruhrgebiet.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Das könnte Sie auch interessieren: