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1. Februar 2024, 07:00 Uhr

Ostfriesland: Solarstrom versus Denkmalschutz

Wenn Umweltschutz und der Erhalt historischer Substanzen sich beißen: Ein Kamerateam hat drei Sanierungsprojekte begleitet.

Lesedauer: ca. 2min 31sec
Interessenkonflikt am Kultur-Gulhof in Freepsum: Nur ohne Solarpanels ist das Anwesen denkmalschutzwürdig. Fotos: Johann Ahrends

Interessenkonflikt am Kultur-Gulhof in Freepsum: Nur ohne Solarpanels ist das Anwesen denkmalschutzwürdig. Fotos: Johann Ahrends ©

Dürfen denkmalgeschützte Gebäude mit Solaranlagen ausgestattet werden? Um diese Frage dreht sich die nordstory des NDR am morgigen Freitag, 2. Februar, um 20:15 Uhr. In der vierten Folge der Serie „Wir retten unser altes Haus“ berichtet Filmautor Johann Ahrends (Wiesmoor) über drei Gebäude im Weser-Ems-Gebiet. Neben dem Kultur-Gulfhof in Freepsum und dem Steinhaus von Uttum hat das Kamerateam auch die Bauarbeiten an einem reetgedeckten Haus in der Wesermarsch über ein Jahr lang begleitet.

Denkmalschützer haben eigene Interessen

Ìmmer mehr Menschen in Norddeutschland wollen alte Häuser retten. Viele von ihnen möchten klimafreundlich sanieren – stoßen dabei aber immer öfter an Grenzen. Denn Denkmalschützer haben andere Interessen – sie wollen, dass die Gebäude wieder so aussehen wie vor 100 Jahren. Und da gab es noch keine Solaranlagen pder Wärmepumpen.

„Denkmalschutz und Klimaschutz – geht das zusammen?“ Diese Frage hat sich also Filmautor Ahrends gestellt. „In der Energiekrise wird es immer schwieriger, alte Gemäuer wirtschaftlich so zu betreiben, dass sie erhalten werden können“, sagt Ahrends. Darum seien neue Wege von Nöten - neue Fragen würden auftauchen. Zum Beispiel, ob Wärmepumpen auch in schlecht gedämmten Gebäuden funktionieren? Oder mit welchen Dämmstoffen man sein Haus am besten isoliert.

Einer der Protagonisten in der 60minütigen Dokumentation ist Holger Rodiek aus Freepsum in Ostfriesland. Er ist ein Paradebeispiel für das Problem. Denn Rodiek möchte seinen Gulfhof für eine halbe Million Euro klimafreundlich sanieren. Auf seinem Dach hat er schon viele Jahre eine 400 Quadratmeter große Solaranlage. Will er den Zuschuss über 100 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben, muss er diese Kollektoren entfernen, damit das Dach wieder so aus sieht wie im 17. Jahrhundert. Für Rodiek ist es ein Kampf für den Klimaschutz – er sucht nach einem sinnvollen Kompromiss.

Historisches Steinhaus

in Uttum von 1597

Dass es geht, beweist die Familie Kinast in dem Film. Sie hat vor drei Jahren das historische Steinhaus von 1597 in Uttum gekauft. Auf der einen Seite des schwarzen Daches wurde eine schwarze Solaranlage installiert – mit Genehmigung des Landkreises. Nach dem neuen Denkmalschutzgesetz ist das seit 2022 möglich. Das Steinhaus hat eine Wärmepumpe. Alle Türen und Fenster sind nach neuen klimarechtlichen Vorgaben erneuert worden - im Haus gibt es sogar eine Wandheizung. Hier hat alles funktioniert – am Ende wird das gebührend gefeiert.

Katrin Stufler und Robert Martin aus der Wesermarsch wollen zeigen, wie man aus einem alten Gebäude ein hoch effizientes Energiesparhaus machen kann. Innerhalb der Mauern ihres historischen Reetdachhauses lassen sie sich von Holzingenieur Paul Andreesen einen vollständig gedämmten Holzrahmenbau errichten. Das Ziel der Eigentümer ist sehr ambitioniert. Es soll ein KfW 55-Effizienzhaus werden. Das bedeutet: Das Haus verbraucht nur 55 Prozent der Energie eines Neubaus. Zum Ende der Bauarbeiten kommt ein Gutachter und macht den Qualitätstest. Und nur, wenn sie den bestehen, bekommen sie auch ihre Zuschüsse. joa

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