Ostfriesland: Überteuerte und nutzlose Angebote für Studenten
Auricher Verbraucherschützer warnen vor Finanzdienstleistern
Lesedauer: ca. 2min 18secBesonders zu Beginn des Semesters, aber zunehmend auch während der Vorlesungszeit sind auf dem Universitätsgelände Werbestände und Seminarangebote von Finanzdienstleistern allgegenwärtig. Ihr Ziel ist es, Studenten frühzeitig als potenzielle Kunden zu gewinnen, indem sie ihnen nützliche Geschenke oder kostenlose Weiterbildungen anbieten. Trotzdem warnen die Verbraucherzentralen in Niedersachsen die Studenten davor, Verträge über Geldanlage- und Versicherungsprodukte abzuschließen, die ihnen auf dem Campus angeboten werden.
Erst das Vertrauen, dann
die Verträge
„Unsere Erfahrung zeigt, dass Vertriebsmitarbeiter gezielt Studenten ansprechen und sie mit kostenlosen Seminaren zum Verfassen von Abschlussarbeiten, Bewerbungstraining oder dem Umgang mit gängiger Software locken“, erklärt Karin Itzen von der Verbraucherzentrale in Aurich. „Sobald der Kontakt hergestellt ist und das Vertrauen gewonnen wurde, versuchen die Vertriebler, ihre Altersvorsorge- und Versicherungsprodukte an die Studenten zu verkaufen.“
Produkte oft ungeeignet
und zu teuer
Die Verbraucherzentralen sind jedoch der Ansicht, dass die angebotenen Produkte in der Regel nicht den Bedürfnissen der Studenten entsprechen. Sie sind oft unflexibel, intransparent, erzielen geringe Renditen und verlangen unverhältnismäßig hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren. Die Verbraucherzentralen kritisieren auch die Vertriebspraktiken: Oft werden den Betroffenen Versicherungen aufgedrängt, für die sie jährlich steigende Beiträge zahlen müssen. Die dadurch entstehenden Abschlusskosten können dazu führen, dass das Vertragsguthaben selbst nach zehn Jahren noch nicht einmal die Höhe der Einzahlungen erreicht hat.
Basisrente als beliebtes
Produkt auf dem Campus
Das am häufigsten angebotene Produkt für Studenten auf dem Campus ist die Basisrente, auch bekannt als Rürup-Rentenversicherung. Sie wird oft als Altersvorsorge verkauft und mit Risikoabsicherungen wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung kombiniert. „Solche Kombiprodukte maximieren jedoch nur die Provisionen der Vermittler. Verbraucher sollten wissen, dass eine Risikoabsicherung nicht für den Vermögensaufbau geeignet ist. Lebens- und Erwerbsverläufe sind nicht planbar, insbesondere über Jahre und Jahrzehnte“, erklärt Itzen. „Ein Rürup-Vertrag bindet Vermögen jahrelang, auch in Situationen, in denen man flexibel über sein Geld verfügen möchte, zum Beispiel für eine Immobilie, eine berufliche Neuorientierung oder eigene Kinder.“
Verträge lohnen sich erst
ab 95 Jahren Lebenszeit
Ein solcher Vertrag ist nicht kündbar, und am Ende der Ansparphase wird das Geld ausschließlich als monatliche Rente ausgezahlt – es sind keine separaten Kapitalauszahlungen möglich. Oft müssten Sparer 95 Jahre oder älter werden, um ihre gesamten Einzahlungen in Form einer versteuerten Rente zu erhalten. Das zentrale Verkaufsargument „Steuervorteile“ wiegt somit nicht die mit dem Produkt verbundenen Nachteile auf.
Weitere Informationen zu den Praktiken der Finanzdienstleister, wie man ihnen aus dem Weg gehen kann und was zu tun ist, wenn bereits ein Vertrag abgeschlossen wurde, gibt es im Internet unter https://www.
verbraucherzentrale-niedersachsen.de/finanzdienstleister-uni-campus