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3. Februar 2024, 09:00 Uhr

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Pilotvorhaben weckt Hoffnungen für Norder Krankenhaus

Chronisch kranke oder ältere Menschen sollen von neuer Versorgungsform profitieren.

Lesedauer: ca. 3min 01sec
Pilotvorhaben weckt Hoffnungen für Norder Krankenhaus

Norden Wer an akuten Infekten leidet oder an chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzschwäche, der könnte ein Patient, eine Patientin für das Statamed-Programm sein, das ab April am Regionalen Gesundheitszentrum (RGZ) in Norden an den Start geht – vorausgesetzt der behandelnde Haus- oder Facharzt beteiligt sich an dem Pilotprojekt der AOK. Das Gesundheitszentrum in Norden ist einer von sechs Standorten bundesweit, an dem das neue Versorgungsmodell getestet wird.

Die räumlichen und personellen Ressourcen seien inzwischen geschaffen worden, so Dr. Hans-Joachim Winterling, Transformationsbeauftragter für die UEK Norden. Gemeinsam mit Dr. Nicole Gerlach stellte er gestern in der UEK das Pilotprojekt vor. Gerlach ist neue ärztliche Leiterin des Regionalen Gesundheitszentrums und leitende Ärztin im Projekt Statamed. In dieser Funktion ist sie das Bindeglied zwischen der allgemeinmedizinischen stationären Versorgung sowie den niedergelassenen Ärzten, Pflegeheimen und - diensten und dem Rettungsdienst.

Wer kommt infrage als Statamed-Patient?

Ist ein Patient, eine Patientin so schwer erkrankt, dass sie kurzzeitig stationär überwacht werden muss und eine Einlieferung in die Notaufnahme wäre übertrieben, beispielsweise nach einem fieberhaften Harnwegsinfekt, bei einer akuten schweren Bronchitis oder auch einer Herzschwäche, dann kann der behandelnde Haus- oder Facharzt diese Patienten künftig nach Abstimmung ins RGZ einweisen. Wie und in welchem Umfang der jeweilige Patient behandelt wird, wird ebenfalls gemeinsam festgelegt.

Dabei müssen die Patienten nicht zwangsläufig von ihrem Hausarzt oder dem behandelnden Facharzt überwiesen werden. Auch speziell geschulte Pflegekräfte, sogenannte „Flying Nurses“ können vor Ort eine medizinische Begutachtung vornehmen. Dafür sind sie mit einem Diagnoserucksack ausgestattet und können Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Pulsfrequenz oder auch den Sauerstoffgehalt im Blut ermitteln. Per Telemedizin sind sie dabei mit den Statamed-Ärzten verbunden. Diese entscheiden dann über die weitere Vorgehensweise und eine eventuelle Aufnahme. Dieses Angebot ist vor allem für Pflegeheime und ambulante Pflegedienste interessant, die laut Hans-Joachim Winterling bei den Informationsveranstaltungen großes Interesse gezeigt hätten. „Es entlastet sie“, so Winterling. Denn gerade die Heime hätten oft Schwierigkeiten, für ihre Bewohner einen Hausarzt zu finden. Und auch die niedergelassenen Ärzte würden durch die „Flying Nurse“ entlastet. Denn diese übernimmt nach der stationären Behandlung noch bis vier Wochen die Nachsorge.

Während des Aufenthalts in der Kurzliegerstation des RGZ werden die Patienten aber nicht nur von Ärzten und Pflegern betreut. Ein sogenannter Patientenlotse kümmert sich um sie während der Tage im Krankenhaus und bereitet die Entlassung vor, in dem er beispielsweise einen Pflegedienst, Hilfsmittel oder eine Haushaltshilfe organisiert.

Überzeugungsarbeit ist— weiter nötig

Für diese Aufgaben wurden mit Beginn des Monats Februar drei Personen eingestellt. Diese Mitarbeiter werden in der Zeit bis zum Projektstart eingearbeitet und erhalten Schulungen, die sie auf ihre Aufgabe vorbereiten. Außerdem sollen sie bei möglichen „Einweisern“ für das Projekt Werbung machen, wie Hans-Joachim Winterling im Pressegespräch sagte.

Denn das Interesse der niedergelassenen Ärzte am Projekt hält sich bisher in Grenzen. Der Besuch von zwei Informationsveranstaltungen sei „bescheiden“ gewesen. Kritik, dass die Einladung zu kurzfristig erfolgt sei, ließ er nur bedingt gelten. Für die erste Veranstaltung sei das vielleicht ein Grund gewesen, nicht aber bei der zweiten. Zu der sei mit ausreichend Vorlauf eingeladen worden. Trotzdem sei die Resonanz gering geblieben. „Aber wir wollen sie jetzt im Februar noch einmal ansprechen“, betonte Winterling. Bisher habe man nur für das Projekt werben können. Mit der leitenden Ärztin sowie den jetzt verpflichteten Mitarbeitern als Flying Nurse und Patientenlotse habe Statamed Gesicht. Außerdem hofft der Transformationsbeauftragte, dass in Kürze auch der Versorgungsvertrag vorliegt, den die niedergelassenen Ärzte mit der Statamed-Klinik abschließen müssen, wenn sie an dem Pilotprojekt teilnehmen wollen. Dieser garantiert ihnen auch ihre pauschale Vergütung.

Grundsätzlich aber sei das Statamed-Vorhaben bei den Ärzten, die an der Informationsveranstaltungen teilgenommen hätten, auf positive Resonanz gestoßen. Selbst einer der größten Kritiker der UEK-Umwandlung innerhalb der Ärzteschaft habe am Ende zugegeben, dass das Projekt „eine tolle Sache“ sei.

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