Spielen zwischen Büchern in der Stadtbibliothek Norden
Bereits zum dritten Mal bietet die Stadtbibliothek einen Gesellschaftsspieleabend an und bisher wurde noch kein Monopolyboard durch den Raum geworfen:
Lesedauer: ca. 2min 48secNorden Die fünf Frauen, die einen Tick später kommen als die anderen, steuern gleich auf den Nebenraum zu, wo Vera Wienkämper und Stefanie Häwel noch schnell einen weiteren Tisch aufgestellt haben. Die Frauen wissen, was sie wollen. Setzen sich, packen die Karten aus. „Wir spielen Skipbo“, informieren sie kurz die Presse und schieben hinterher: „zum Auftakt!“ Die fünf, erzählen sie weiter, treffen sich auch sonst privat, um zu spielen. Aber heute ist ja Spieleabend in der Norder Stadtbibliothek, also kommen sie hierher.
Es ist das dritte Mal, dass Vera Wienkämper und Stefanie Häwel aus dem Bibliotheksteam so einen Abend anbieten. Und kommen selbst aus dem Staunen kaum heraus, als nach und nach immer mehr Leute kommen. Mindestens 20 haben sich an diesem Dienstag überlegt, dass sie statt einsam zu Hause vor der Flimmerkiste zu sitzen oder sich mit was auch immer zu beschäftigen, sich lieber aufmachen, um mit anderen gemeinsam an Spielbrettern zu sitzen.„Kann jemand Doppelkopf?“ Diese Dame hat Pech – erstens hat das Team zwar Regale voller Spiele (die auch ausgeliehen werden können, versteht sich), aber keine Doppelkopfkarten, zweitens sind alle anderen Gäste entweder schon in Gedanken bei einem anderen Spiel oder können kein Doppelkopf.
Keine Sorge, die Dame setzt sich an einen der aufgebauten Tische und verbringt den Abend eben mit anderen Knobel- und Rätseleien. Mit „Triominos“ zum Beispiel oder „Azul“, „Phase 10“ oder „6 nimmt“. An jedem Tisch sitzen Leute, die sich zumeist bisher nicht kannten, aber jetzt durch das Spielen miteinander ins Gespräch kommen. Und sich gemeinsam durch Regeln tasten, um dann mit- und gegeneinander aktiv zu werden.
Wer gewinnt? Völlig egal! Vera Wienkämper und Stefanie Häwel, die merken, dass ihre Idee vom gemeinsamen Abend der etwas anderen Art auf sehr fruchtbaren Boden gefallen ist, spielen selbst gern. „Cascadia“, sagt Stefanie Häwel, und „Word Slam“ – das seien ihre Favoriten. Für die man eben Mitspieler braucht. Oder Mitspielerinnen – egal, Hauptsache Leute, die Lust haben, dem Alltag auf andere Weise zu entfliehen als sonst. Die meisten sind zum ersten Mal zu Gast beim Spieleabend, aber auch Wiederholungstäter und -täterinnen finden sich. Die haben dann auch schon mal selbst das ein oder andere Spiel mitgebracht, das sie kennen und mögen. Der Vorteil: Sie können dann die Regeln schnell erklären, damit nicht zu lange erst gelesen und ausprobiert werden muss.
Aber auch das ist für die meisten kein Hindernis. Irgendwie geht es viel schneller los, als man beim Blick von außen erwartet hätte. Wie viele Runden wird gespielt? Wie lange dauert der Abend, und setzen sich die Leute auch mal um?
Vera Wienkämper erzählt von den bisherigen beiden Spielerunden in diesem Jahr. Von 19 bis 22 Uhr, sagt sie, sei die Bibliothek an so einem Abend geöffnet, nach jedem beendeten Spiel überlegten die Teilnehmer am Tisch, ob sie was Neues ausprobieren oder dasselbe Spiel noch einmal starten wollten – und meist blieben Gruppen, die sich spontan gefunden hätten, dann für den Abend zusammen.
Immer wieder schaffe die Bibliothek neue Spiele an – manchmal auch Klassiker wie zuletzt „Malefiz“, und tatsächlich werde auch von der Ausleihmöglichkeit gern Gebrauch gemacht. Die Gäste an diesem Dienstag allerdings fanden es gerade interessant, durch das Spielen in anderer Umgebung neue Bekanntschaften zu schließen und sich nun vielleicht auch privat mal wieder zum Spielen zu treffen. Aber die Hauptsache: Sie hatten Spaß!