Stadtbekanntes Paar feiert Diamantene Hochzeit
Dr. Ulrich und Ingrid Räth schauen auf 60 Jahre zurück. Gemeinsam blicken sie auf die Abenteuer in ihrem Leben zurück und verraten, warum letzlich alles funktionierte.
Lesedauer: ca. 2min 54secNorden Für all das, was in den gemeinsamen 60 Ehejahren erlebt, gemeistert, gearbeitet, getan wurde, reicht ein Artikel nicht. Nicht mal eine Seite, eigentlich nicht mal eine eigene Zeitungsausgabe. Dr. Ulrich Räth und seine Frau Ingrid aus Norden könnten stunden- und tagelang erzählen. Über ihre Apotheker-Jahre auf Wangerooge und Baltrum, über ihr Engagement im Naturschutz, das Wirken bei der Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland (MKO), über Buchveröffentlichungen, Lehrtätigkeiten und natürlich auch über Familie.
Bei der Arbeit kennengelernt
Der 5. Oktober 1964 – nicht von ungefähr traten Ulrich Räth und Ingrid Pätzold an diesem Tag vor den Traualtar. Hatten sich ein Jahr zuvor bei der Arbeit in Köln kennengelernt, sie eine gebürtige Breslauerin, er gebürtiger Ulmer. Das war schon ein Hinweis: Arbeit – er auf dem Weg zum Apotheker mit Doktortitel, sie mit einem pharmazeutischen Vorexamen in der Tasche. Die Apotheke so etwas wie ihrer beider Heimat schon damals. Der 5. Oktober 1964, es war Ulrich Räths 23. Geburtstag. Und genau diesen 23. Geburtstag, so hatte er es von zu Hause mitbekommen, gelte es abzuwarten, ehe geheiratet werden dürfe. Aber dann!
Und weiter gemeinsam durchgestartet. Der Name Räth steht bis heute insbesondere für die Inselapotheken Wangerooge und Baltrum. Zehn Jahre Wangerooge, das Abenteuer begann mit der Eröffnung Pfingsten 1971.
Nicht, dass die Räths bis dahin nicht schon eine erste spezielle Erfahrung hatten in Sachen „schwierige“ Apotheke... Aber sie trauten es sich nach ihrem erstem Apothekenabenteuer in der Dorfapotheke Sottrum bei Bremen zu, die schon ein Jahr geschlossene wichtige Einrichtung auf Wangerooge wieder zum Leben zu erwecken.
Ulrich Räth könnte wohl allein über die Insel-Erfahrungen Bücher schreiben, denn: „Das war Abenteuer pur!“ Zeiten vor Handy, Internet und Co. Beherztes Miteinander aller, die auf dem Eiland leben, war immer wieder gefragt. Einsatz? Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Na, nicht ganz: „So einmal zwei oder auch drei Wochen Urlaub im Jahr, das war schon mal drin.“ Falls sich Vertretung fand, die extra anreisen musste, versteht sich.
Ein überall bekannter Nachname
Während die drei Kinder für buntes Familienleben sorgten, waren Räths auch immer in der Öffentlichkeit präsent. Die Inselzeitung „Wangerooger Inselbote“ lebte wieder auf, im Gemeinderat und an vielen anderen Stellen: Der Name Räth war immer dabei. Und tauchte dann auch auf Baltrum auf, um 1980 dort das Apothekensterben zu verhindern. Inselhopping der besonderen Art. Und schließlich die Adler-Apotheke in Norden mit quasi angeschlossenem Tee- und Kräuterladen ab 1981 – damit die Kinder die weiterführende Schule besuchen können. Von hier aus dann Baltrum als „Zweigapotheke“ geführt.
Und noch viel mehr passt in 60 Jahre Eheleben. Da ist Räths Engagement an der heutigen Conerus-Schule und an der Pflegeschule der Ubbo-Emmius-Klinik. Da sind in jüngerer Vergangenheit Veröffentlichungen von Fachbüchern beziehungsweise Nachschlagewerken – einmal Pharmazie, immer Pharmazie... Gerade jetzt noch arbeitet Räth an einem neuen Werk: „Pharmakologie der Goethezeit“.
Immerwährender Einsatz für die Region
Ruhestand kennt Räth nicht – wohlwissend, dass seine Frau Ingrid ihm immer bei allem den Rücken frei gehalten und im Hintergrund Unglaubliches geleistet hat, damit das „Familienunternehmen Räth“ funktionieren konnte. Auch im privaten Bereich – in dem der Name Räth in erster Linie mit der MKO verbunden wird. Ohne ihn würde es die Bahnverbindung Norden – Dornum vermutlich nicht mehr geben, die Jahr für Jahr nicht nur Touristen anzieht. Der denkmalgeschützte Lokschuppen, ein Hingucker für alle, die über die Bahnhofstraße nach Norden kommen, wurde unter Räths Führung auf Vordermann gebracht – nicht zuletzt mithilfe vieler junger Menschen, die dadurch einen Weg in die Arbeitswelt gefunden haben.
Nun aber werden 60 gemeinsame Lebensjahre gefeiert – standesgemäß im Lokschuppen.