Tag der Arbeit in Norden: IG Metall Küste ruft zu Kampf für Demokratie und ein soziales Europa auf
Der 1. Mai wurde erstmals mit einem umfangreichen Programm auf dem Mittelmarkt in Norden gefeiert. Neben Unterhaltung wie Tänzen und Musik wurden auch ernste Themen diskutiert, insbesondere von Hauptredner Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Lesedauer: ca. 3min 38secNorden Richtig viel los war gestern angesichts der Maikundgebung auf dem Mittelmarkt in Norden. Geprägt nicht nur durch die traditionellen Maireden der Gewerkschaftsvertreter, sondern auch durch ein buntes Programm über mehrere Stunden.
Viele Gruppen, Vereine, Initiativen und Organisationen nutzten die Gelegenheit, sich vorzustellen und die Bevölkerung an ihren Ständen auf ihr jeweiliges Ansinnen aufmerksam zu machen. Musik für die Großen, Hüpfburg für die Kleinen - und natürlich Reden zum Tag der Arbeit prägten den Tag.
Die Hauptrede war Daniel Friedrich als Bezirksleiter der IG Metall Küste vorbehalten, aber auch André Hinrichs als stellvertretender Geshäftsführer des Verdi-Bezirks Weser-Ems und Nordens Bürgermeister Florian Eiben ergriffen das Wort. Alle betonten die Wichtigkeit der Demokratie, dass für sie gekämpft werden müsse. Die sogenannte Alternative für Deutschland aber schade ihr, Extremismus sei keine Alternative für Deutschland, betonte Hinrichs. Friedrich forderte, sich für ein „soziales Europa“ einzusetzen. Keine Schuldenbremse, Reform der Vermögensteuer, Tarifbindung und faire Arbeitsbedingungen waren weitere zentrale Punkte in seiner Rede zum diesjährigen Motto der Maikundgebung des DGB: „Eintreten für die Tarifwende. Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“.
Der Tag wurde abgerundet durch Musik der Gruppe Vathouse, einem Beitrag der niederdeutschen Bühne Norden sowie durch Tänze der JKG Norden. Viele Gäste blieben bis weit nach Ende der zentralen Reden auf dem Marktplatz und unterstrichen damit auch, dass Friedrich mit seinem Schlusssatz: „Der 1. Mai gehört auf den Markt!“ wohl recht hat. Thorsten Hasenpusch führte durch das Programm, das durch das traumhafte Wetter von vielen Menschen wahrgenommen wurde.
Der 1. Mai sei nicht nur ein Tag, um zu gedenken, sondern auch um zu feiern und für die Rechte der Arbeitnehmer zu kämpfen, sagte gestern Nordens Bürgermeister Florian Eiben in einem Grußwort zum Tag der Arbeit, der erstmals mit einem großen Programm auf dem Mittelmarkt in Norden begangen wurde. Sonst im Behrendschen Garten mit einer überschaubaren Anzahl an Organisationen, nahmen diesmal viele Vereine, Gruppen und Initiativen die Gelegenheit wahr, sich vor breitem Publikum zu präsentieren.
Zwischen Tänzen der Tanz Teens der Norder JKG, Musik der Gruppe Vathouse und später einer Darbietung der niederdeutschen Bühne ging es aber auch um ernste Themen. Die waren insbesondere dem Hauptredner Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, vorbehalten. Aber auch André Hinrichs als stellvertretender Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Weser-Ems hatte schon die Richtung vorgegeben, als er sich deutlich gegen die „sogenannte Alternative für Deutschland“, wie er es formulierte, positionierte. Die Partei untergrabe das Vertrauen in die Demokratie, warnte er. Gerade aus Anlass des 75. Geburtstags des Grundgesetzes in diesem Mai sei es wichtig, Demokratie zu thematisieren.
Das griff auch Friedrich auf. Die AfD sei eine Gefahr für Deutschland, man müsse für die Demokratie kämpfen: „Sage Nein zu Rassismus und Faschismus“ erinnerte er an ein Lied von Konstantin Wecker. Trotz aller Krisen und Fehler: Hass und Hetze seien keine Lösung.
Friedrich plädierte vehement für ein „soziales Europa“. Dazu gehöre, Mitbestimmung in Betrieben nicht zu verhindern, indem man große Betriebe soweit zergliedere, dass keine Betriebsräte installiert werden müssten. Es sei ein Skandal, dass sich immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung verabschiedeten. Friedrich mahnte auch den Staat und forderte, bei öffentlichen Aufträgen nur solche Firmen zu beauftragen, die Tariflöhne zahlten.
„Hände weg vom Streikrecht!“ Auch das war ein zentrales Thema in Friedrichs Rede. Zwar habe es zuletzt Unmut gegeben nach Streiks bei Bussen, Bahnen und an Flughäfen, aber das Problem hätten Arbeitgeber durch Outsourcen selbst herbeigeführt. Früher habe es einen Betrieb gegeben und entsprechend eine Auseinandersetzung - erst die Zergliederung habe die jetzigen Situationen herbeigeführt. „Wir setzen uns vernünftig ein!“ sagte Friedrich und ergänzte mit Wink zu Arbeitskämpfen auch in der näheren Umgebung: „Wir haben die Kraft zum Konflikt, aber auch zum Konsens!“
Wichtig sei immer, die Menschen mitzunehmen, sagte Friedrich in Zusammenhang mit der Energiewende. „Wir wollen sie“, aber das gehe nur mit guten und sicheren Arbeitsplätzen vor Ort. Dazu gehöre, in Zusammenhang mit der Elektromobilität Automodelle anzubieten, die sich auch „kleine Leute“ leisten könnten, ergänzte Friedrich mit einem Seitenhieb auf VW.
Es müsse in die Zukunft investiert werden - dem Festhalten an der Schuldenbremse erteilte der Bezirksleiter der IG Metall Küste eine deutliche Absage. Vielmehr müsse in die Zukunft investiert werden - in Schulen brauche es mehr Lehrkräfte und bessere Gebäude, bei der öffentlichen Daseinsfürsorge dürfe nicht gespart werden. Friedrich spielte dabei auch auf ungenügende ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen an. Betriebe, die staatliche Unterstützung erhielten, müssten verpflichtet werden, ihre Standorte und die Arbeitsplätze hier zu erhalten und nicht etwa ins Ausland zu verlagern, ergänzte er.
Finanziert werden könne vieles dabei, wenn endlich das Vermögen in Deutschland vernünftig besteuert werde, sagte Friedrich und zog als Beispiel die Schweiz heran. Bei uns zähle eben nicht die Leistung, sondern es werde geerbt. „Dadurch wird die Schere immer größer.“ Gerade mit Blick auf junge Menschen sei es wichtig, für sie gute Rahmen- und Arbeitsbedingungen zu schaffen. Stattdessen werde es ihnen viel zu schwer gemacht, Familie und Beruf gut zu koordinieren.