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17. Februar 2025, 15:43 Uhr

„Tierschutz ist Menschlichkeit“

Vor der Bundestagswahl zeigen wir, wer für Ostfriesland um ein Direktmandat kämpft. Für die Tierschutzpartei stellt sich Diedrich Kleen zur Wahl. Er kam sozusagen über den Hund in die Politik.

Lesedauer: ca. 3min 17sec
Der Direktkandidat Diedrich Kleen aus Wiesmoor setzt sich für Tiere, Umwelt und soziale Gerechtigkeit ein.

Der Direktkandidat Diedrich Kleen aus Wiesmoor setzt sich für Tiere, Umwelt und soziale Gerechtigkeit ein. © Edzards-Tschinke

Ostfriesland „Die Motivation, in die Politik zu gehen, habe ich damals durch meinen Hund gefunden.“ Für Diedrich Kleen aus Wiesmoor war es zunächst kein bestimmtes politisches Ereignis, dass ihn dazu gebracht hat, in die Politik zu gehen, sondern eine fehlende Freilauffläche für seinen Vierbeiner. Am 23. Februar tritt der 52-Jährige zum wiederholten Mal als Direktkandidat für die Partei Mensch, Umwelt, Tierschutz, – besser bekannt als Tierschutzpartei – an.

„Tierschutz ist Menschlichkeit“

Es fehlte eine Freilauffläche

Als Diedrich Kleen vor sieben Jahren seinen Hund bekam, wurde ihm schnell klar, dass es in seiner Heimatstadt Wiesmoor keine geeignete Freilauffläche für Hunde gab. Stattdessen mussten er und seine Familie nach Schortens fahren, um dort eine solche Fläche zu nutzen. Während der Brut- und Setzzeit war es zudem nahezu unmöglich, seinen Hund frei laufen zu lassen. „Darum habe ich dann seinerzeit eine Petition gestartet, Unterschriften gesammelt und mein Anliegen dem Rat vorgestellt“, erinnert sich Kleen. Bereits damals sagte er zu seiner Frau: „Wenn ich das bis 2021 nicht geschafft habe, gehe ich in die Politik.“ Als sich bis zur Kommunalwahl 2021 nichts änderte, hielt er Wort.

Inzwischen lebt er auch vegan

Parallel zu seinem politischen Engagement begann der 52-Jährige, seine Ernährung umzustellen. Seine Stieftochter fing an, sich vegan zu ernähren. Kleen dachte anfangs, das alles sei großer Quatsch. „Aber innerlich wusste ich doch, dass sie recht hat.“ Nach intensiven Auseinandersetzungen mit der Thematik unter anderem mit der Hilfe von verschiedensten Dokumentationen wurde dem 52-Jährigem klar, dass er nicht glaubwürdig für Tierschutz eintreten könne, wenn er selbst Fleisch esse. „Dieser Widerspruch passte nicht mehr“, sagt Kleen. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau vegan und genieße die Vielfalt der pflanzlichen Ernährungsweise.

Keine Tiere essen - dann kann man auch Tiere schützen

Auf der „Veggienale“ in Münster, einer Messe für den pflanzlichen Lebensstil, kam Kleen dann in Kontakt mit der Tierschutzpartei und beschäftigte sich im Anschluss intensiv mit deren Parteiprogramm. „Ich habe dort die größte Schnittmenge mit meinen eigenen Überzeugungen gefunden und mich bewusst entschieden, als Einzelkandidat anzutreten.“ Sein Ziel: Ein klares Zeichen für den Tierschutz setzen. Für Kleen sei Tierschutz nämlich untrennbar mit Menschlichkeit verbunden. „Wenn man empathisch ist und sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt, dann gehört es einfach dazu, Tiere mit Respekt zu behandeln und ihre Rechte anzuerkennen“, betont er. Der Umgang mit Tieren spiegele das Wesen des Menschen wider – wer Tiere schützt, zeige auch Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein gegenüber anderen Lebewesen. „Tierschutz ist Menschlichkeit, weil wir Menschen nun mal diese Fähigkeit zur Empathie haben.“

Er sitzt im Rat von Südbrookmerland und hat einiges erreicht

Bei den Kommunalwahlen 2021 wurde Diedrich Kleen dann als Einzelkandidat in den Stadtrat von Wiesmoor gewählt. Heute ist er mehr als der Mann, der für Hundefreilaufflächen kämpft. „Ich habe schon einiges erreichen können“, betont er. So brachte er etwa den Antrag „Pro Kind einen Baum“ durch. Eltern in Wiesmoor bekommen zur Geburt ihres Kindes einen Gutschein für einen Baum überreicht. Dieser kann im eigenen Garten oder auf Flächen der Stadt gepflanzt werden. „Kind und Baum wachsen gemeinsam auf“, erklärt Kleen, „und das fördert das Bewusstsein für die Natur von klein auf.“ Ein weiteres Anliegen ist ihm die Barrierefreiheit am Ottermeer. „Der Wanderweg dort war an einigen Stellen für Rollstuhlfahrer unpassierbar.“ Deshalb wurde ein spezieller Rollstuhl mit Ballonreifen angeschafft, außerdem sei der Bau eines barrierefreien Strandzugangs in Planung.

Auch in der Energie- und Verkehrspolitik habe Diedrich Kleen klare Vorstellungen: Er setze sich für den Ausbau erneuerbarer Energien ein und spreche sich gegen fossile Energieträger aus. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere in Ostfriesland, liegt ihm am Herzen. „Wir brauchen vernünftige Bahnanschlüsse, damit junge Menschen auch abends sicher nach Hause kommen.“

Er will keine Karriere machen - aber Probleme ansprechen

Und obwohl die Chancen seiner Partei bei der kommenden Bundestagswahl gering sind, bleibt der 52-Jährige seinen Prinzipien treu: „Ich stehe zu meinen Überzeugungen und habe die Freiheit, auf Themen hinzuweisen, die sonst oft untergehen.“ Es gehe für Kleen nicht darum, große politische Karrieren zu machen, sondern Dinge und Themen ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Und selbst wenn er bei der nächsten Kommunalwahl nicht wiedergewählt werden sollte, blicke er zufrieden auf seine bisherige Arbeit zurück: „Ich habe alles gegeben und kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich versucht habe, etwas zum Positiven zu verändern.“

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