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26. Januar 2024, 14:02 Uhr

Trägergesellschaft der ostfriesischen Kliniken will nicht kritisiert werden

In einer Stellungnahme klagt die Trägergesellschaft über eine „permanente, ungeprüfte Berichterstattung“ und eine „betont negative Darstellung der medizinischen Versorgungssituation“. Sie schimpft über alle ostfriesischen Tageszeitungen und ihre jüngsten Berichte. Was ist da los?

Lesedauer: ca. 1min 57sec
Flur

Nächtlicher Blick ins Emder Klinikum: Bitte keine Kritik! © Stefan Bergmann

Ostfriesland In mehreren Berichten hatten lokale Medien - die Ostfriesen-Zeitung, die Ostfriesischen Nachrichten und auch der Ostfriesische Kurier - auf Schwierigkeiten in der medizinischen Versorgung hingewiesen und dazu anonyme Quellen zitiert. Insbesondere im Norder Regionalen Gesundheitszentrum, aber auch in den Kliniken Aurich und Emden wurden von den Menschen von zum katastrophalen Umständen in der medizinischen Versorgung berichtet. „Unsicherheiten überall, Ängste und Sorgen“, schrieb der KURIER. Auch in Aurich berichteten Medien in den vergangenen Tagen über zahlreiche Zwischenfälle, die es in der Auricher Ubbo-Emmius-Klinik gegeben haben soll. Dem Rettungsdienst im Landkreis Aurich wurde beispielsweise vorgeworfen, dass eine Reanimation ohne Notarzt stattgefunden habe und dass sich Rettungswagen gegenseitig im Weg stünden.

Nach einem monatelangem Schweigen der Pressestelle auf kritische Fragen von Journalisten zu Plänen und Abläufen in den Krankenhäusern hat die Pressestelle nun auf die kritischen Berichte reagiert.

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Das Schweigen hatte mit der Einführung des neuen Geschäftsführers Dirk Balster eingesetzt. Kommuniziert wurden nur positive Nachrichten. Kritische Nachfragen wurden noch nicht einmal beantwortet. Und auch die aktuelle Stellungnahme der Trägergesellschaft kommt nicht von der Unternehmensspitze, sondern sie schickt ihre ärztliche und pflegerische Führungsebene vor. Alle Chefärzte und alle Führungskräfte des pflegerischen Dienstes haben das Schreiben unterschrieben, das am Freitag die Redaktionen erreichte.

Sie fordern, dass Journalisten die „Leistungen unserer Krankenhäuser“ nicht anzweifeln sollen. Sie werfen Journalisten vor, die Quellen nach dem Motto „je grauenvoller desto besser“ auszusuchen. Sie beschimpfen die Hinweisgeber: Nur die „Leistungsunwilligsten“ und „Inkompetentesten“ würden sich in den Zeitungen anmaßen, die Qualität der Versorgung zu bewerten. Es gebe „erlogene Falschdarstellungen“ in den Zeitungen.

Der KURIER hatte berichtet, dass die Trägergesellschaft allen Mitarbeitern mit „arbeitsrechtlichen Schritten“ droht, die mit der Presse sprechen. Gesprochen wird deshalb trotzdem mit der Presse - doch seinen Namen will niemand sagen aus Angst vor dem Arbeitgeber.

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