Vorreiter in Ostfriesland: Spedition setzt 40-Tonner unter Strom
Die Spedition Weets möchte nicht länger warten und kauft zwei Elektro-Lkw für den Pendelverkehr. Damit ist sie Vorreiter im Nordwesten. Wofür braucht sie die Lkw?
Lesedauer: ca. 2min 25secEmden Strom ist für Autos in Ordnung. Doch Lkw benötigen Wasserstoff als Alternative zum Diesel. Denn Wasserstoff bringt größere Reichweiten und mehr Power. Doch was ist, wenn die Lkw zwar groß sein müssen, aber nur kurze Strecken fahren?
Die Spedition Weets in Emden hat ihre Antwort auf diese Frage gefunden. Sie investierte jetzt rund 900000 Euro in zwei Elektro-Lkw. Hätte Inhaber Jakob Weets ganz normale Diesel-Modelle gekauft, wäre es um einiges billiger geworden. Rund 120000 Euro kostet so ein Fahrzeug. Warum also?
„Wir wollen mit unserem Unternehmen Vorreiter sein und auch etwas anstoßen“, sagt Weets. Vor Jahren habe man schon LNG statt Diesel als Brennstoff eingesetzt und sei einer der Ersten gewesen. Jetzt eben Strom. Die zwölf LNG-Lkw fahren noch immer; inzwischen sogar mit Bio-LNG.
Elektro-Lkw kaufen, für diese Summen und das in Zeiten, in denen die Grundsatzfrage „Strom oder Wasserstoff“ wenigstens für den Schwerlastbereich noch nicht beantwortet ist: Das ist etwas Besonderes.
Hersteller jubelt über den Verkauf
Weshalb der Hersteller, die MAN Truck & Bus, den Verkauf auch mit einer Pressemitteilung flankierte. In ihr heißt es, man habe einen „Verkaufserfolg“ erzielt; so könne es mit der Elektromobilität weitergehen.
Weets kommt zugute, dass er die Lkw nicht für die Langstrecke benötigt. Er fährt täglich Strecken nach Oldenburg und Wilhelmshaven, dazu kommen „zig Transporte“ vom Unternehmenssitz bis zum VW-Werk Emden und zurück“. Hintergrund: Weets fertigt für den ID.7 die B-Säule und die Schweller. Die müssen dann regelmäßig an die Linie gebracht werden.
Vielleicht werden es sogar vier Lkw
In einem gemeinsamen Projekt mit MAN hat er nun zwei 40-Tonner der Reihe eTGX fest bestellt, eventuell kommen noch zwei weitere hinzu. Die Fahrzeuge sind noch aus der Vorserie, Weets testet sie. Sie haben eine Reichweite von 420 Kilometer. „Das reicht für meine Zwecke völlig aus“, sagt er. Nach 420 Kilometer muss der Fahrer Pause machen, oder auch Feierabend. Der Lkw macht dann Pause an der Ladesäule.
Damit der Strom in die Akkus fließt, lässt er sich zwei 400-Kilowatt-Ladesäulen aufs Gelände bauen. Zum Vergleich: Eine übliche Wallbox für den Privathaushalt hat eine Leistung von elf Kilowatt. Den Strom bezieht Weets ganz normal von den Stadtwerken Emden. Und auf seinen Hallendächern arbeitet noch eine 750-Kilowatt-Photovoltaik-Anlage. Scheint die Sonne, fahren die Lkw praktisch kostenlos.
Aber in Wasserstoff wird Weets trotzdem machen. Er ist Partner im Projekt H2Nord. Vermutlich wird er bald auch der Erste mit einem Wasserstoff-Lkw im Nordwesten sein.
Auch, wenn Weets mit seinen Lkw nur Kurzsstrecken fährt und dafür Elektro-Lkw ideal sind, weil sie nicht nachladen müssen: MAN hat auch größere Modell im Angebot. Sie schaffen Reichweiten von bis zu 800 Kilometer. Schwerlastverkehr unter Strom: Es geht wohl doch.