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19. September 2024, 12:03 Uhr

VW: Angeblich eine Milliarde Verlust pro Jahr durch (übermäßiges) Krankfeiern

Eine WhatsApp-Nachricht aus der VW-Belegschaft legt nahe: Offenbar stehen alle Beschäftigten im Verdacht, zu oft krankzufeiern. Das vermutet angeblich das VW-Management, traue sich aber nicht, es allzu deutlich zu sagen.

Lesedauer: ca. 2min 19sec
Volkswagen

Ist krank immer krank? Das denkt offenbar das VW-Management - beteuert aber, dass es das nicht denkt. © Stefan Bergmann

Emden/Wolfsburg Eine interne Nachricht aus einer VW-WhatsApp-Gruppe zeigt, wie sehr sich der Ton in der Spardebatte innerhalb des Konzers inzwischen verschärft hat. Das VW-Management hat seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frontal angegriffen. Selbst der Vorwurf, dass Krankheitstage genommen werden, ohne dass man krank ist, steht im Raum.

Die Nachricht wird derzeit vielfach geteilt

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Die WhatsApp kursiert zurzeit innerhalb der VW-Belegschaft in Emden. Geschrieben hat sie offenbar im Ursprung ein Mitglied eines Betriebsrates, vermutlich stammt sie aus Wolfsburg, und offenbar zitiert sie Inhalte aus einer Sitzung im Umkreis der IG Metall. Im Vorspann ist die Rede von einer „außerordentlichen Sitzung von heute“. „Heute“ ist dabei der Tag nach der Ankündigung VWs, Tarifverträge kündigen zu wollen; es geht also vermutlich um den Mittwoch vergangener Woche. Die IG Metall Niedersachsen hält die Nachricht auf Anfrage des KURIER für „höchstwahrscheinlich echt“, auch wenn einige Details nicht ganz richtig wiedergegeben worden seien.

Das Management „klagt an“

Richtig ist aber auf wohl auf jeden Fall, wie sehr das VW-Management das Verhalten seiner Mitarbeitenden „anklagt“, dieses Wort steht so in der WhatsApp und auch die IG Metall Niedersachsen bestätigt, dass diese Wort während der Wolfsburger Betriebsversammlung so gefallen sind.

„Der Krankenstand ist so hoch wie nie zuvor“, beklagt sich das Management laut der WhatsApp-Nachricht. Dies koste das Unternehmen inzwischen „circa eine Milliarde Euro“, gemeint ist wohl: pro Jahr.

Wegen „unplanbarer Abwesenheiten“ seien 28.500 Fahrzeuge nicht produziert worden, dies entspreche „einem Schaden von 200 Millionen Euro“.

IG Metall hält die WhatsApp für wahrscheinlich echt

Jan Mentrup, Pressesprecher der IG Metall in Hannover, hält diese Punkte für realistisch. „Das wurde auch bei der Betriebsversammlung in Wolfsburg so gesagt“, berichtet er. Das Management habe den hohen Krankenstand angeklagt, dann aber schnell hinterhergeschoben: „Krank ist natürlich krank“.

Protest

IG-Metall-Protest bei Betriebsversammlung in Emden. © IG Metall

Dies wohl, um nicht alle Beschäftigten unter den Generalverdacht zu stellen, dass sie mogeln. Unbestätigte Quellen sprechen von einem allgemeinen Krankenstand von 13 Prozent in den Werken.

Das Management hat keine Fehler gemacht

Diese Aussagen sind zum ersten Mal so öffentlich geworden. Sie sind eine Klatsche für die Belegschaften und zeigen, wie scharf der Kampf um die Deutungshoheit bei VW inzwischen geführt wird. In der Betriebsversammlung im Emder Werk jedenfalls hat Markenchef Thomas Schäfer eigene strategische Fehler bei VW nicht eingestanden. Sein Fokus liegt offenbar eher auf den angeblich zu hohen Personalkosten.

Mentrup: „Angesichts der Ankündigungen von VW der letzten Tage und der damit verbundenen Unsicherheiten für jeden einzelnen kann VW davon ausgehen, dass der Krankenstand sich eher nicht verringern wird.“

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