VW druckt sich die Kunststoffteile einfach selbst aus
Viele kleine Kunststoffteile sind bei der Produktion und der Auslieferung von Autos notwenig. Pfennings-Artikel, aber trotzdem aufwändig und von Zulieferern bestellt. VW Emden erprobt jetzt einen anderen Weg: Einfach selbst ausdrucken. Ganz vorne mit dabei: die Azubis!
Lesedauer: ca. 2min 37secEmden Der 3D-Druck in der Akademie im Volkswagen Werk Emden hat sich in den letzten Jahren zu einem Vorreiter in der Ausbildung moderner Fertigungstechnologien entwickelt. Herbert Kretzmer, Leiter der 3D-Druck Ausbildungsstation, gewährt einen Einblick in die
beeindruckende Entwicklung der Druckfarm und erklärt, warum die 3D-Drucktechnologie für die Zukunft von Volkswagen unerlässlich ist.
Wachstum und Spezialisierung
SpezialisierungEs begann im Jahr 2014, als die Akademie Emden ihren ersten 3D-Drucker anschaffte. Damals war die Technologie noch in den Kinderschuhen und es war noch nicht klar, welchen Stellenwert der 3D-Druck in der Emder Ausbildung haben würde. Der Durchbruch kam 2016 mit dem ersten Prusa-Drucker, der die Tür zu neuen Möglichkeiten öffnete. In den folgenden Jahren kamen nach und nach immer mehr Drucker hinzu. Prusa ist ein tschechischer Hersteller und Pionier in der Entwicklung von 3D-Druckern.
Heute betreibt die Akademie Emden 34 Drucker mit bis zu 2100 Druckstunden in der Woche. „Wir setzen ausschließlich auf Drucker aus Europa. Diese sind einfach zu reparieren und defekte Komponenten können problemlos ausgetauscht werden“, erklärt Herbert Kretzmer.
Eine besondere Errungenschaft ist der Industriedrucker HT90, der seit einem Jahr in der Akademie steht. „Dieser Drucker wurde erst vor einer Woche offiziell auf den Markt gebracht. Wir hatten das Privileg, ihn schon während der Entwicklungsphase nutzen zu dürfen“, berichtet
Kretzmer stolz. Der HT90 mit seinen drei deltaförmigen Armen zeichnet sich durch eine höhere Auflösung aus und verfügt über eine Raumtemperierung. Er kann damit nahezu alle gängigen Kunststoffe drucken, die auf dem Markt verfügbar sind.Mitte Juni wurde zudem der Big Rep One in Betrieb genommen. Mit dem Großformatdrucker können bis zu Teile in der Größe von zu einem Meter gedruckt werden.
Ausbildung der Zukunft
Der 3D-Druck-Bereich in Emden spielt eine zentrale Rolle in der Ausbildung von Industriemechanikern, Produktionstechnologen und Werkzeugmechanikern. Alle Auszubildenden durchlaufen die Ausbildungsstation für acht bis zwölf Wochen. „Für uns ist es entscheidend, dass die Auszubildenden diese Technologie kennen und in die Fabrik tragen“, erklärt Kretzmer.
Maik Kersch ist Auszubildender zum Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr und seit einigen Wochen in der Ausbildungsstation eingesetzt. Da ihm die Arbeit mit den 3D-Druckern solchen Spaß bereitet, hat er sich auch privat einen 3D-Drucker angeschafft. Für ihn ist es die bisher beste Station seiner Ausbildung: „Ich würde am liebsten noch länger hierbleiben. Ich bin überzeugt, dass diese Technologie in Zukunft deutlich an Stellenwert gewinnt.“
Ein konkretes Beispiel für die Effizienz des 3D-Drucks ist die Herstellung von sogenannten Schriftzuglehren durch die Ausbildungswerkstatt. Diese Positionierungshilfen werden für einen Bruchteil der Kosten produziert, die in der herkömmlichen Fertigung mit einer Fräse anfallen würden.
Ausschussmaterial wird eingeschickt und als recyceltes Filament zurückgeliefert, was die Hälfte der Kosten für neues Material spart.
Zukunftsaussichten: Mehr Drucker
Für die Zukunft plant die Akademie die Anschaffung weiterer XL-Drucker. „Anschließend werden wir schauen, wie die Auslastung unseres Big Rep One ist und möglicherweise weitere Entwicklungen in diese Richtung voranzutreiben,“ sagt Kretzmer.
Neben Emden betreibt nur Wolfsburg eine 3D-Druckfarm in dieser Größenordnung. Während Wolfsburg allerdings auf hochwertige Industriedrucker und Materialien setzt, konzentriert sich Emden auf die Weiterentwicklung einer kostengünstigen Druckfarm mit hoher Kapazität.