Warum Schüler hungern mussten
Der Schulträger der KGS Hage-Norden kündigte dem Mensabetreiber fristlos, sodass die Kinder in diesem Schuljahr noch kein Essen bekamen. Jetzt wurde Ersatz gefunden. Doch der macht nicht so richtig glücklick.
Lesedauer: ca. 2min 57secNorden / Hage Seit Anfang August läuft die Schule wieder. Unterricht findet zuweilen bis zum Nachmittag statt. Wer so lange pauken muss, freut sich auf eine zwischenzeitliche Mittagspause, um sich zu stärken. An der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Hage-Norden sowie der Grundschule Hage war dies in diesem Schuljahr bislang nicht möglich. Die Samtgemeinde Hage als Schulträger hatte dem bisher zuständigen Mensaverein gekündigt – fristlos und nicht geplant. „Anlassbezogen“, sagt Hages Bürgermeister Erwin Sell. Über konkrete Gründe schweigt er sich aus. Auf Nachfrage bittet er um Verständnis, „dass wir zu den Kündigungsgründen leider keine Angaben machen können“, versichert aber: „Es hat mit der Qualität des Essens überhaupt nichts zu tun. Es liegen schwerwiegendere Gründe vor.“
Der Mensaverein selbst ist gar nicht erreichbar. Telefonische Kontaktdaten auf der Homepage sind veraltet, E-Mails laufen ins Leere.
Eltern schmeckt die Geschichte nicht. Sie machen sich Sorgen um ihre Sprösslinge. Der Mensaverein stellte für den KGS-Standort in Norden rund 50 Essen pro angebotenem Tag. Im Schuljahr 2023/24 wurden in Hage insgesamt 1459 Essen für die Grundschule sowie 2467 Essen für die KGS ausgegeben. Dies ist nun vorbei.
Supermarkt statt Salat
In Hage gibt es immerhin noch einen Kiosk, der mit Brötchen und Snacks den kleinen Hunger stillt. Norder Schülerinnen und Schüler mussten zuletzt die nahegelegenen Supermärkte aufsuchen. Ob es sinnvoll ist, dass jüngere Kinder den gesicherten Pausenhof für ihr Essen verlassen? Und ob eine Laugenstange ein Mittagsmenü ersetzt?
In der Wildbahn standen bislang drei Gerichte zur Auswahl. Kartoffeln, Salate, Fleisch, vegetarische Angebote, Desserts. 3,50 Euro kostete eine nahrhafte Mahlzeit. Da hielt das Burgerrestaurant in der Nähe nicht mit.
Die KGS möchte wieder an die bewährten Zeiten anknüpfen. Kochküche und der Schulkiosk sollen neu verpachtet werden. Spätestens zum kommenden Schuljahr soll eine endgültige Lösung gefunden werden.
Bis dahin übernimmt ein Caterer: Seit diesem Montag ist Dirk Dicke für die Verpflegung der Mädchen und Jungen gebucht worden. In der nächsten Woche startet er auch in Hage mit der Zulieferung. Gemeindeeigenes Personal wird das Essen ausgeben.
Dirk Dicke beliefert bereits andere Norder Schulen wie das UGN. Hages Bürgermeister Erwin Sell begründet die Wahl auch damit, dass man mit ihm in den vergangenen Wochen „bereits gute Erfahrungen im Rahmen der Mittagsversorgung der samtgemeindeeigenen Kindertagesstätten gemacht“ habe.
Gebühren schießen hoch
Dank des Caterers ist die Versorgung aber nur bedingt gewährleistet. Zwei Menüs werden aktuell in Norden angeboten; die bisherige Auswahl eines dritten soll folgen. Das Essen kann wie gehabt online bestellt und bezahlt werden; bis zu den Herbstferien ist auch ein Barkauf erlaubt. Allerdings liegt der Fokus auf vorab gebuchtes Essen. Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – erst am Schultag entscheidet, in der Mensa essen zu wollen, muss auf erkrankte und abwesende Vorbesteller hoffen. Die Mädchen und Jungen können sich zwar eine Wertmarke für ein Menü kaufen, es ist jedoch nicht garantiert, dass sie dann auch ein Gericht erhalten. Sind die vom Caterer gelieferten Gerichte ausgeteilt, gibt es keinen Nachschub. Dann gibt es das Geld für die Wertmarke zurück. Und man muss wieder zum Discounter laufen.
Ein weiterer Knackpunkt, der für Unmut sorgt, ist die Preiserhöhung. Bislang kostete das Menü des Mensavereins 3,50 Euro. Der Caterer berechnet in Norden 4,50 Euro, in Hage sogar fünf Euro. Grund sind gestiegene Einkaufskosten. „Der aktuelle Ausgabepreis ist aufgrund der massiven Preisentwicklungen der vergangenen Jahre im Lebensmittelbereich, die alle von uns spüren, nicht mehr haltbar“, sagt Bürgermeister Sell. Auch der Mensaverein hätte die Preise anpassen müssen. Sell gibt aber zu verstehen, dass die Preisanpassung für einige Eltern eine zusätzliche Belastung sei. Man wolle aber auch gute Qualität anbieten. Bei großen Problemen könne man aber über den Landkreis Zuschüsse beantragen.