Was krabbelt denn da im Meer, ist blau - und ein Killer?
Dass die Blaukrabbe längst in Europa angekommen ist, ist bekannt. Doch in der Nordsee, direkt vor Ostfriesland, wurde noch nie ein Exemplar gesichtet. Bis jetzt. Die GRE15 hatte das erstaunlich große Tier überraschend im Netz.
Lesedauer: ca. 2min 07secNorden/Nordsee Es war ein ganz normaler Tag des Greetsieler Muschelkutter GRE15 in der vergangenen Woche im Bereich Kopersand. Die Netze wurden eingeholt - da leuchtete es blau. Eine fast einen halben Meter große Blaukrabbe kam zum Vorschein und wedelte mit den Scheren. Ein bisschen sieht sie aus wie ein Alien aus dem Film.
Viele Grüße aus Amerika
Die Blaukrabbe ist eigentlich vor Amerikas Küsten heimisch, vom Norden bis hinunter nach Südamerika. Sie liebt warmes Wasser, alles unter zehn Grad ist ihr zuwider. Ihr lateinischer Name Callinectes sapidus legt nahe, als was der Mensch sie sieht: als Essen. Der Name bedeutet „schmackhafter Schwimmer“. Entlang der amerikanischen Küste ist sie ein intensiv befischter Meeresbewohner. Die Krabbe wird ziemlich groß, ihre Scheren funkeln blau, die Körper sind meist grün.
An den Seiten hat sie ein langes Dornenpaar. In der Nordsee ist sie eher nicht heimisch. Weil, siehe oben: Sie ist ihr zu kalt. Doch mit Erderwärmung und einhergehender Erwärmung des Wassers scheint sich das gerade zu ändern.
Sie kam wohl mit Schiffen nach Europa
Experten vermuten, dass sie mit dem Ballastwasser von Schiffen nach Europa eingeschleppt wurde. Dieses Wasser benutzen Schiffe, um bei wechselnder Beladung ihre Lage zu stabilisieren. Es wird in Amerika ins Schiff gepumpt, und beispielsweise in Europa wieder abgelassen. Und mit ihm alles, was darin schwimmt. Zum Beispiel Blaukrabben. Naturschützer haben diese Praxis längst als großes Problem erkannt.
Die Weibchen mögen’s seicht, die Männchen wollen Action
Die Weibchen leben gern in seichtem Gewässer, die Männchen gern in dynamischen Flussmündungen. In Europa wurde sie zuerst in warmen Gewässern wie dem Mittelmeer gefunden (2016). Inzwischen auch in Nord- und Ostsee. Wo sie heimisch wird, ändert sich einiges: Sie zerstört Fischernetze, dezimiert ganze Fischbestände und nimmt damit auch Seevögeln die Nahrung weg. Laut Wikipedia heißt sie inzwischen nicht nur in Italien „Killer der Meere“.
Weitere Funde sind wahrscheinlich
Bei den Greetsieler Fischern ist seit dem ersten Fang keine weitere Krabbe entdeckt worden. Doch weitere Zufallsfunde dürften nicht auf sich warten lassen. Vielleicht sollten sich die Fischer an den lateinischen Namen erinnern. Er enthält das Wort: schmackhaft!