Zwei Norder fahren nach Gambia
Ein Vater-Sohn-Gespann beteiligt sich an einer Rallye Richtung Afrika. Den Rückweg werden sie aber ohne Auto antreten müssen. Am Freitag haben sie Dresden erreicht.
Lesedauer: ca. 2min 55secNorden Die Ersatzreifen sind verschnürt, die Verpflegung eingepackt. Edo und Wantje Driever aus Norden sind startklar. Zumindest fast. Ein paar Schrauben müssen noch verschraubt werden. Doch am Abend schon geht die Reise los. Vater und Sohn nehmen unter dem Namen „Dicke Ostfriesen“ an der Rallye Dresden-Dakar-Banjul teil. Seit 2006 findet diese, organisiert vom Dresdner Verein Breitengrad, zweimal jährlich statt und versteht sich in erster Linie nicht als sportlichen Wettkampf. Sportliche Tugenden wie Orientierungssinn, Fairness und Geschicklichkeit werden zwar prämiert, vorrangiges Ziel ist aber ein karitativer Zweck. Nach einer dreiwöchigen Fahrt durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanien und Senegal erreichen die Teilnehmer Gambia. Hier versteigern sie ihre Fahrzeuge. Der Erlös geht an die Dresden Banjul Organisation (DBO), die verschiedene Hilfsprojekte vor Ort finanziert, darunter Schulen, Krankenstationen und Werkstätten. Die Rallye ist die wesentliche Finanzierungsgrundlage der DBO.
Edo Driever rechnet damit, dass bei der Auktion etwa 3000 bis 3500 Euro pro Auto erzielt werden. 35 Teams nehmen teil. „Sie können sich ja ausrechnen, was dann zusammenkommen könnte“, meint er.
Der Ford Transit, mit dem sein Sohn und er an den Start gehen, kennt den Einsatz für die Gesellschaft zugute. 333000 Kilometer hat er runter, 15 Jahre fuhr er hauptsächlich für die Behindertenhilfe und als Schulbus. Das treue Gefährt wurde für die Reise nach Gambia umgebaut. Zwei bequeme Einzelsitze ersetzen die Sitzbank, im hinteren Bereich wurde ein Bett einmontiert, eine Toilette ist ebenfalls an Bord. Die Reifen sollten für Straßenasphalt und Sahara kompatibel sein. „Das funktioniert alles nur mit einem guten Team“, sagt Driever senior. Kin Einzelkämpfer könnte ein Auto für diese Strecke zurechtmachen. Höchstens ein wirklich versierter Bastler.
Alle helfen mit
Vater und Sohn sind ein eingespieltes Team, das sich nicht zum ersten Mal dieser Herausforderung stellt. Sie fuhren in den Vorjahren schon bei einigen ähnlichen Touren mit, sammelten dadurch unter anderem Spenden für den Norder Boxclub. Dieses Mal war die Spendenorganisation vorgeschrieben, der regionale Aspekt ist nicht gegeben. Das hinderte aber keinen der nötigen Sponsoren, sich zu beteiligen. Die Kosten, zu denen pro Person 980 Euro Startgebühren und Rückflugtickets gehören, werden von Norder Unternehmen bezuschusst. Ohne finanzielle Unterstützung könnten die Teilnehmer gar nicht starten. Edo Driever ist aber begeistert: Nach nur einer knappen Stunde Telefonaten waren alle nötigen Sponsoren gefunden. Zum Dank fahren die Logos vieler Norder Firmen, darunter des SKN Verlags, nach Afrika.
Der karitative Zweck ist für Vater und Sohn aber nur der eine Grund, mitzumachen. Die beiden reizt auch das Abenteuer. Der Verein Breitengrad erläutert, dass die Fahrer beispielsweise Nachttemperaturen zwischen minus zehn und plus 20 Grad Celsius erwarte. Tagsüber zwischen dem Gefrierpunkt und 40 Grad Celsius. „Alles ist möglich“, sagt der Veranstalter.
„Der Weg ist das Ziel“, weiß Edo Driever. Er freut sich auf die Fahrt mit Sohn Wantje, der die meisten der über 7000 Kilometer hinter dem Steuer sitzen wird. Fahren sei seine Leidenschaft, erklärt er, am liebsten über Landstraßen. Vater und Sohn freuen sich auf die Reise. Sie werden viel sehen, in Marrakesch sogar einen gesonderten Tag pausieren. Dazu kommen die Begegnungen und Gespräche mit anderen Menschen. Überhaupt: Obwohl sie nur zu zweit unterwegs sind, halten sie mit den anderen Teilnehmern über WhatsApp Kontakt, damit alle am 28. November sicher in Gambia ankommen. Am 1. Dezember werden dann die Autos versteigert, nach einer Abschlussparty am Tag darauf geht die Reise per Flugzeug zurück.
Und dann? Für Edo Driever ist es wohl die letzte Reise, der Körper merkt die Belastung. Wantje hat aber noch Ziele im Kopf. Tunesien oder Georgien zum Beispiel. Oder Russland. „Wenn das wieder machbar ist.“