Aktionsbündnis Krankenhaus Norden will sich jetzt auch für mehr ambulante Ärzte einsetzen
Viel Diskussion gab es bei der Bürgerversammlung des Aktionsbündnisses: Jetzt wollen sie sich auch noch für die ambulanten Ärzte einsetzen. Dabei sorgt bereits der Rechtsweg zum EuGH für Zwiespalt.
Lesedauer: ca. 2min 38secNorden Zukünftig will sich das Aktionsbündnis Krankenhaus Norden auch um die Fach- und Hausarztsituation kümmern. Das wurde bei der gestrigen Bürgerversammlung im Theatersaal Norden beschlossen. Darüber hat Walter Zuber, Sprecher des Aktionsbündnis abstimmen lassen und eine klare Mehrheit der ungefähr 100 Anwesenden hat sich für die Erweiterung des Aufgabenfeldes ausgesprochen. Wie genau diese neu gestellte Aufgabe umgesetzt werden soll, werde noch tiefergehend erörtert. Das Bündnis solle aber aktiver werden, mehr Präsens gegenüber der Politik zeigen und diese deutlich mehr mit einspannen. Auch den rechtlichen Weg, wolle das Bündnis bis zum europäischen Gerichtshof beschreiten, wenn es soweit kommt.
Der Internist und Vorsitzende des Fördervereins Ubbo-Emmius-Klinik Norden Axel Schönian hat an dem Abend über den aktuellen Stand – soweit ihm bekannt ist– aufgeklärt. Denn selbst die umliegenden Ärzte würden nicht darüber informiert, was medizinisch am UEK Norden noch möglich sei, erzählt er. Zudem sei Ostfriesland und insbesondere die Küstenregion statistisch hervorragend versorgt. Hier gebe es jedoch eine „Inselproblematik“: Durch die ostfriesischen Inseln, die mehr Ärzte pro Einwohner haben, als Stellen ausgeschrieben werden. Dies sei zwar sinnvoll, es verzerre aber das Gesamtbild und auf dem Festland entstehe trotz „Überversorgung ein Mangel“, wie Schönian sagt. Er sei dabei auf sechs bis sieben Stellen gekommen, die nicht zur Verfügung stehen.
„Rechnerisch sind Fehlstellen vorhanden“, bestätigt der Geschäftsführer Dieter Krott von der Kassenärztlichen Vereinigung Aurich. Die Stellen werden nach Einwohnerzahl vergeben und so könne es zu einem Ungleichgewicht kommen. Sie können dabei aber auch nur die Regeln der Landeskasse umsetzen. Jedoch versichert er, dass es keine Pläne gebe, die eine Reduzierung im Jahr 2024 vorsehen. Das gilt ebenfalls für die gemieteten Bereiche im UEK Norden. Er könne aber keine Tendenz geben, wann aktuell unbesetzte oder frei werdende kassenärztliche Stellen besetzt werden.
Politik muss aktiv werden
Durch die Reduzierung des Klinikbetriebes befürchtet das Bündnis, das auch weniger Medizinstudenten ihren Weg nach Norden finden und entsprechend das Interesse am Arbeiten in Norden für die Berufsgruppe sinkt. Daher müsse sich die Politik der Stadt mehr dafür engagieren, den Ärzten eine adäquate Starthilfe zu bieten. Denn ohne mithilfe der Stadt sei es deutlich schwerer Fuß zu fassen.
Aktiv werden müsse die Politik beim Kampf um den Erhalt der Grundversorgung am Klinikstandort Norden. „Wir werden bis zum Europäischen Gerichtshof klagen“, betont Zuber erneut bei der Bürgerversammlung. Auch für die Petition an den Landtag seien bereits über 5000 Unterschriften vorhanden und kann somit eingereicht werden.
Es wurden aber auch Bedenken während der Versammlung geäußert: Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen und Inhaber der Rats-Apotheke in Norden stellt klar fest: „Wir können das Krankenhaus, nicht retten.“ Jedoch sagte r auch, dass es nicht das Ende für den Standort sei und er die Angelegenheit versuche, nüchtern zu betrachten. Es brauche eine angemessene Zwischenlösung „damit das Lebenswerte in Norden erhalten bleibt.“
Kritik am Landkreis und am UEK gab es zu genüge an dem Abend zuhören. Dabei reichten die Vorwürfe über Einsparmaßnahmen bis hin zum absichtlichen Herunterwirtschaften. Viele der Kritikpunkte könnten jedoch geklärt werden, wenn die UEK-Trägergesellschaft besser den Transformationsprozess kommunizieren würde, betont Zuber. kli