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Erstellt:
9. April 2025, 10:40 Uhr

Analyse: Wie sehr leiden junge Menschen unter dem neuen VW-Tarifvertrag?

Die IG Metall spricht von großen Erfolgen, die sie bei den Tarifverhandlungen mit VW erzielt hat. Unter anderem bekämen die Azubis nun 140 Euro mehr im Monat und eine Übernahmegarantie. Doch es gibt eine Kehrseite, die nicht erwähnt wird.

Lesedauer: ca. 2min 15sec
VW

Tarifkonflikt bei VW, hier eine Demo vor dem Emder Werk. Es wurde mit harten Bandagen bekämpft; beide Seiten mussten Federn lassen. © Stefan Bergmann

Eine Analyse von Niklas Heeren:

Emden IG Metall gegen Volkswagen: Ein Tarifkonflikt, der Ostfriesland erschüttert hat. Jetzt ist er vorbei und die Fronten sind abgekühlt. Doch ist denn auch wirklich alles gut? Können beispielsweise die Azubis aufatmen?

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Das behauptet zumindest die IG Metall. Sie schreiben in einer Pressemitteilung, dass man um die Sicherheit der künftigen Generationen im VW Konzern gerungen habe und man diesen jetzt doch eine sichere Zukunft gewährleisten kann. Sie schreiben sich zum Beispiel eine höhere Entlohnung der Azubis auf die Fahne. 140 Euro mehr sollen die jungen Mitarbeiter pro Ausbildungsjahr jetzt bei VW erhalten. Das ist eine Menge Geld für einen jungen Auszubildenden. Außerdem sei die Übernahmegarantie ein Meilenstein bei der Tarifverhandlung, nachdem VW die Garantie erst völlig streichen wollte. So sei die Zukunft der 600 Azubis, die im Jahr bei VW beschäftigt werden, gesichert. Doch die Kehrseite der Medaille wird nicht erwähnt.

Es gibt eine Kehrseite der Medaille

Denn IG Metall spricht von den 600 Ausbildungsplätzen so, als würde es diese schon immer in dieser Anzahl geben. Doch das stimmt so nicht. Vor den Tarifverhandlungen gab es bei VW 900 Ausbildungsplätze. Jetzt, nach den Tarifverhandlungen, sind es 600. Diese Kürzung ist die Folge von zu wenigen Bewerbungen für die Ausbildungsplätze, aber auch von Sparmaßnahmen.

Dieser Rückgang hat verschieden Ursachen. Da der VW-Konzern in den letzten Jahren immer mehr darauf achten muss, Geld zu sparen, kam es gelegen, Stellen zu streichen. Dies war auch einfach begründbar, durch den Mangel an Bewerbungen, den das Emder Werk in den jüngsten Jahren verzeichnet. Das Fazit fällt also deutlich anders aus, wenn man beide Seiten betrachtet.

Weniger Bewerber, weniger Azubistellen?

Eine höhere Entlohnung und eine Übernahmegarantie sind ja gute Errungenschaften, doch der Preis, den man dafür zahlen musste, ist ein großer. 600 statt 900 Plätzen für Auszubildende deutschlandweit. Ein herber Schlag für die Zukunft der jungen Ostfriesen. Vielleicht werden die 66 Stellen im Emder Werk - vorher waren es 99 - nun besser bezahlt, aber eine Übernahmegarantie gab es bereits, als die Zahl der Auszubildenden insgesamt noch 900 lautete. Jetzt sind es ein Drittel weniger. Das wird auch Ostfriesland zu spüren zu bekommen. Die Traum-Azubi-Stelle vieler junger Menschen ist nicht mehr so einfach zu bekommen.

Eines ist sicher: Mit dem Ergebnis der Tarifverhandlungen kann keine Partei so wirklich zufrieden sein.
Niklas Heeren arbeitete in unserer Redaktion als Praktikant

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