Deichbau in Ostfriesland: Gut aufgestellt, aber kein Anlass, nachzulassen
Die Deichacht Krummhörn zieht Bilanz und gibt Ausblicke auf die kommenden Jahre
Lesedauer: ca. 2min 56secAls am 20. und 21. Oktober dieses Jahres Sturmfluten über die schleswig-holsteinische Ostseeküste hereinbrachen und immense Schäden verursachten, schaute auch in Ostfriesland mancher mit bangen Blicken hinüber zu den Deichen. Und auch Oberdeichrichter Gerd-Udo Heikens wurde in diesen Tagen so manches Mal danach gefragt, wie es um die Deiche im Bereich der Deichacht Krummhörn bestellt ist. Kurz: „Gut.“
Die Deichsituation an Ost- und Nordsee sei überhaupt nicht vergleichbar, führte Heikens gestern bei der Vorstands- und Ausschusssitzung der Deichacht im Siel- und Schöpfwerk an der Knock aus. Die ostfriesischen Schutzdeiche, so Heikens, seien deutlich höher als ihre Gegenstücke an der Ostsee. Den dort gemessenen Pegelständen von mehr als zwei Metern über Normal hätten die hiesigen Deiche wohl problemlos widerstanden.
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Überhaupt, stellte Heikens fest, selbst wenn die Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels einträfen, wären die Deiche in Ostfriesland bereits heute auf Jahre in der Lage zu bestehen. „Das ist allerdings kein Anlass, in unseren Bemühungen nachzulassen“, sagte der seit einem Jahr amtierende Oberdeichrichter. Aufgabe der Deichacht sei es schließlich, zu jeder Zeit auf das schlimmste Szenario vorbereitet zu sein.
Sein Stellvertreter Andreas Docter stand gestern zur Wiederwahl, einstimmig schenkte die Versammlung ihm das erneute Vertrauen bis 2028. Aus dem Amt als Kassenprüferin geschieden ist dagegen Regina Meinen, ihr folgt, ebenfalls einstimmig beschlossen, Johann Kruse nach.
Thomas Hoffmann vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erläuterte anschließend die aktuellen und kommenden Bauprojekte der Deichacht. Die größte Baustelle ist dabei sicher der Deichbau von Upleward bis Manslagt. Hier hat man bereits Bergfest feiern können. Hoffmann rechnet damit, dass die Baumaßnahme noch im kommenden Jahr fertiggestellt werde. Die Kosten dafür, etwa 9,26 Millionen Euro, seien als Gemeinschaftsaufgabe des Bundes und der Länder bereits voll finanziert. Die Frage, ob die Haushaltsprobleme der Bundesregierung daran noch etwas ändern könnten, verneinte Hoffmann: „Alles, was vor dem 1. November bewilligt wurde, ist sicher“, und dieses Projekt sei Monate vorher bereits genehmigt worden.
Weitere Baumaßnahmen, die sich in Planung befinden respektive bereits im Vorlauf, sind die Instandsetzung des Deckwerks der Westseite Leyhörn, die bis 2028 angelegte Sandentnahme bei Campen sowie die Deichfußentwässerung zwischen Campen und Rysum.
Ein weiteres Großprojekt wird die Eindeichung des Bereichs im Rysumer Nacken. Hier hätten bereits sehr gute Gespräche mit den Beteiligten NPorts, Gassco und der Stadt Emden stattgefunden, die Maßnahme werde weiter vorbereitet.
Um- und ausgebaut wird das Bürogebäude der Deichacht in der Oldersumer Straße in Aurich, das mittlerweile etwas in die Jahre gekommen sei. Geschäftsführer Frank Rosenberg stellte dazu eine solide Mischfinanzierung vor. Die Gesamtkosten in Höhe von voraussichtlich etwa 750000 Euro werden wie folgt aufgebracht: Ein 350000-Euro-Darlehen bildet den Sockel. Zins und Tilgung liegen hier bei jährlich etwa 21000 Euro und können komplett aus den zu erwartenden Mieteinnahmen – der NLWKN wird für 25 Jahre Räume mieten und dafür eine jährliche Miete in Höhe von etwa 40000 Euro zahlen - abgetragen werden. Aus der allgemeinen Rücklage kommen 200000 Euro, aus der Rücklage für den Pilsumer Leuchtturm weitere 150000. Der laufende Haushalt wird mit 50000 Euro belastet. Die Versammlung stimmte auch diesem Punkt einstimmig zu.
Noch nicht zur Abstimmung stand ein anderer Punkt, der aber trotzdem bereits angekündigt wurde: Die Deichacht wird voraussichtlich 2025 das erste Mal seit 40 Jahren die Beiträge anpassen. Der Grundbetrag soll steigen von derzeit 2,55 Euro auf vier Euro, der Beitragssatz von 0,4 Promille auf 0,5 Promille. Während der durchschnittliche Beitragszahler maximal fünf Euro pro Jahr mehr zahlen würde, könnte die Deichacht Mehreinnahmen von etwa 210000 Euro im Jahr verbuchen. Dieser Schritt werde demnächst mit der Kommunalaufsicht des Landkreises Aurich besprochen und Ende 2024 zur Beschlussfassung vorgelegt.