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8. Februar 2024, 06:00 Uhr

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E-Rezept stellt Nordens Ärzte vor neue Herausforderungen

Das neue E-Rezept hat auch Risiken und Nebenwirkungen – die meiste Arbeit haben jedoch Ärzte und Apotheker

Lesedauer: ca. 2min 39sec
Die Krankenkassenkarte ist der Schlüssel für das E-Rezept.

Die Krankenkassenkarte ist der Schlüssel für das E-Rezept. ©

Norden Es ist eine Revolution, die im Stillen vor sich geht: Seit dem 1. Januar gibt es in Arztpraxen keine rosa Rezepte mehr auf Papier. Stattdessen speichert der Arzt die Verordnung auf einem Server und die Apotheke ruft sie von dort wieder auf und gibt die Medikamente heraus.

„Es wäre schon schön gewesen, wenn die, die am meisten davon profitieren, auch die Kommunikation zu den Patienten übernommen hätten“, sagt Dr. Lukas Bockelmann, Sprecher der Hausärzte im Landkreis Aurich. Was er damit meint? Die Krankenkassen haben es den Mitarbeitenden der Praxen überlassen, den Patienten das neue System zu erklären. Immer wieder von Vorn und jedem aufs Neue.

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Doch sowohl Bockelmann als auch der Norder Apotheker Hubert Nauermann von der Hirsch-Apotheke haben den Eindruck, dass das neue System inzwischen ganz gut funktioniert.

„Der größte Vorteil für den Patienten ist es, dass er nur wegen eines Rezeptes nicht mehr in die Arztpraxis kommen muss“, sagt Bockelmann. Ein Anruf genügt, die Praxis hinterlegt das elek-tronische Rezept und am nächsten Tag kann man es aus der Apotheke abholen. Als Legitimation genügt die Krankenkassenkarte.

Auch Apotheker Nauermann sieht darin den größten Vorteil für die Patienten. Lädt man sich die dazugehörige App aufs Handy, dann ist es noch einfacher: Man kann die Medikamente direkt über die App bestellen.

Die Risiken und Nebenwirkungen können Arzt und Apotheker allerdings auch klar benennen: In den Arztpraxen sei ein hoher Schulungsbedarf für die medizinischen Kräfte angefallen, berichtet Bockelmann. Die Einrichtung der Computer, das Anpassen der Programme, die Schulung der Mitarbeiter – dies alles finde natürlich nach Feierabend statt. „Wir machen das gerne“, sagt Bockelmann, „doch bezahlt wird es nicht.“

In der Apotheke dagegen seien es eher Kosten für neue Scanner und Kartenlesegeräte und Computerprogramme. Rund 2000 bis 3000 Euro mache das aus, so Nauermann.

Die Patienten haben sich nach Aussage des Mediziners und Apothekers inzwischen auf die neue Art des Rezeptes eingestellt, selbst die Älteren. Während der Einlöse-Prozess in den Apotheken inzwischen reibungslos verläuft, fällt in den Arztpraxen vor allem eines auf: Es geht alles langsamer, vor allen Dingen, wenn an mehreren Arbeitsplätzen gleichzeitig im E-Rezept-System gearbeitet wird.

Die Einführung des E-Rezeptes ist ein weiterer Schritt hin zur Digitalisierung des Gesundheitswesen. Wie in Deutschland üblich hat es gedauert, bis das System nun funktioniert. Die ersten Probeläufe gab es bereits 2002. Und auch jetzt, obwohl das E-Rezept demnächst verpflichtend wird, gibt es weiterhin die Möglichkeit, die rosa Zettel zu verwenden. Wer Betäubungsmittel verschrieben bekommt – beispielsweise starke Beruhigungsmittel – oder Heilmittel beispielsweise aus dem Sanitätshaus, der bekommt auch auf Dauer weiterhin die Verordnung auf Papier. Doch auch, wenn dieses neue System funktioniert: Die alten Probleme, so Auermann, bleiben: Ein Apothekensterben – Marienhafe und Norder Tor – aufgrund zu hoher Kosten und einer über Jahre nicht angepassten Vergütung. Und: Dass es noch immer Engpässe bei wichtigen Medikamenten gebe, für die man lange am Telefon sitzen müsse, um noch eine Packung aufzutreiben.

Zur Zeit fehlen „Ozempic“ – ein wichtiges Medikament für Diabetiker, das aber missbräuchlich oft zur Gewichtsabnahme verwendet wird, verschiedene Inhalatoren für Asthma-Patienten („Salbutamol“) sowie einige Medikamente für
Aids-Patienten.

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