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20. Februar 2024, 11:33 Uhr

Jetzt wird es spannend: Volkswagen bringt den ID.7 Kombi auf den Markt

Im Emder VW-Werk kriselt es, weil sich die Elektromodelle ID.4 und auch der ID.7 als Limousine nicht so gut verkaufen wie gedacht. Deswegen liegen jetzt alle Hoffnungen jetzt auf dem ID.7 Tourer. Er soll das Erbe des Brot-und-Butter-Autos Passat Variant antreten.

Lesedauer: ca. 3min 26sec
ID.7

Von vorne ist eine Ähnlichkeit mit der ID-Familie nicht zu verkennen. Oder ist es schon zuviel des Guten? © VW/Ingo Barenschee

Emden/Wolfsburg Deutschlands wohl beliebtester Dienstwagen, der VW Passat Variant, bekommt ab sofort einen Elektro-Nachfolger: Anfang dieser Woche ist Volkswagen in die Werbung für den ID.7 Tourer gestartet und beginnt auch den Vorverkauf. Gebaut wird das Modell - genau wie der ID.4 und der ID.7 Limousine - in Emden. Dort sind die Erwartungen hoch. Denn die Stimmung ist schlecht.

Ein beliebter Dienstwagen

Jahrzehntelang war sein Vorgänger, der Passat Variant, quasi Deutschlands beliebtester Dienstwagen. Großer Innenraum, große Ladefläche, zurückhaltendes Design - der Passat ist noch immer kein Protzer, sondern ein Arbeitstier in edlem Kleid. Im Verbrauch günstig, nicht sexy, aber praktisch. Auch Familien greifen hier gerne zu.

Dass es trotz dem nun angekündigten ID.7 Tourer parallel ein neues Passat-Modell gibt - das allerdings im VW-Werk Bratislava gebaut wird - spricht Bände. So ganz traut sich VW wohl nicht, das attraktive Geschäftsfeld der hochwertigen Verbrenner-Mittelklasse-Kombis der Konkurrenz zu überlassen.

Nun also der ID.7 Tourer

Im vergangenen Jahr startete Emden die Produktion des ID.7 Limousine. Laut Kraftfahrtbundesamt sind bis Ende 2023 1059 Autos zugelassen worden. Angesichts der enormen Produktionskapazitäten im Emder Werk kein Wert, der die wie Mitarbeiter zufriedenstellen dürfte. Aber auch der Passat Limousine war als Verbrenner kein Selbstläufer. Alle Hoffnungen richten sich nun auf den ID.7 Tourer. Wird er es schaffen, an den Erfolg des Passat anzuknüpfen?

Das Interieur mit großen Display.

Das Interieur mit großen Display. © VW/Ingo Barenschee

Laut Kraftfahrzeugbundesamt wurden von ihm im Jahr 2023 noch knapp 40.000 Autos zugelassen. Weniger als bisher und sehr viel weniger als beispielsweise noch im Jahr 2011. Seinerzeit verkaufte man 100.000 Autos in einem Jahr. Der SUV wurde dem Passat sein Feind.

Volkswagen legt das Hauptgewicht seiner Werbung für den neuen Tourer auf Größe, Reichweite und Komfort. Wenigstens letzteres ist eine neue Strategie, denn Komfort stand beim Passat nie im Vordergrund. Eher schon Praktikabilität.

Innenraum

Dunkles grau, helles Grau - das sind die Innenfarben der ID-Reihe. © VW/Ingo Barenschee

In 30 Minuten auf 80 Prozent laden

So biete der Tourer standardmäßig ein Kofferraumvolumen von 605 Litern. Bei eingeklappten Rücklehnen schnellt das Volumen hoch auf 1714 Liter. Die Reichweite soll 685 Kilometer betragen; in unter 30 Minuten könne die Batterie von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Mit seinen Werten kann sich der Tourer durchaus mit der (ausländischen) Konkurrenz messen. Das Fachmagazin „auto motor sport“ nennt ihn sogar den „Lademeister“ in Bezug auf die elektrische Konkurrenz.

Head-Up-Display und Wellness serienmäßig

Beim Komfort scheint VW auf den ersten Blick ein Coup gelungen zu sein. Ein Head-Up-Display, bei vielen anderen Marken und Modellen nur mit hohen

Kofferraum

Der Kofferraum des Tourer fasst rund 1700 Liter. © VW/Ingo Barenschee

Aufpreis erhältlich, ist beim Tourer serienmäßig. Es hilft, den Blick auf der Straße zu halten und nicht auf dem tiefgelegten Instrumentenbrett. Etliche Assistenten machen das Fahren einfacher und sicherer - und etliche Wellness-Assistenten auch wohliger, verspricht VW. „Fresh up“, „Calm Down“ und „Power Break“ heißen die Programme, die per App anwählbar sein sollen und den Fahrer oder die Fahrerin dann in die entsprechende Stimmung versetzen sollen.

Der VW-Vorstand ist überzeugt - natürlich

Imelda Labbé, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen, Geschäftsbereiche Vertrieb, Marketing und After Sales: „Der neue ID.7 Tourer ist vor allem für Familien und Langstreckenfahrer ein perfektes Kombimodell. Mit ordentlich viel Platz und hohem Komfort überzeugt er vollelektrisch mit großen Reichweiten!“ Der Tourer soll in der kleinsten Ausstattung rund 55.000 Euro kosten. Er ist damit nur geringfügig teuer als die Limousine.

Emden hofft auf einen Erfolg des ID.7 Tourer

In Emden hofft die gesamte Belegschaft auf einen Erfolg des neuen Tourers. Denn das Werk hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Im Verbrenner-Bereich gab es Lieferprobleme mit Motor-Teilen, weil ein Zulieferer in Slowenien unter Wasser stand. Die Produktion stand zwischenzeitlich still. Im Elektrobereich schlugen die im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz hohen VW-Preise den Kunden auf den Magen. Das wurde nicht besser durch den Beschluss der Bundesregierung, die Förderung ab 2024 komplett einzustellen. Die Folge: Immer wieder fielen 2023 Schichten, ganze Produktionstage oder -Wochen im Werk aus. Es gab einen Einstellungsstopp. Eher kein Problem für VW-Mitarbeiter, deren Kurzarbeit ausgeglichen wurde. Eine Katastrophe jedoch für Mitarbeiter der Zulieferer, die solch großzügige Regelungen nicht kennen. Um Arbeit zu sichern, hat VW sogar die Endmontage des Arteon Shooting Brake von Osnabrück nach Emden geholt.

Auch der Betriebsrat setzt alle Hoffnungen auf den neuen Stromer. Allzu oft musste die Mitarbeitervertretung in den vergangenen Monaten Sparmaßnahmen des Werks zustimmen. „Ich hoffe, dass die ID.7-Limousine ach noch einen Schub kriegt“, sagte Betriebsratsvorsitzender Manfred Wullf dem KURIER, „aber der ID.7 Tourer ist der Hoffnungsträger schlechthin für uns“. Am Einstiegspreis von rund 55.000 Euro äußerte er vorsichtige Kritik: „Das ist ein dickes Brett!“. Er hoffe nun, dass der Konzern das Marketing für das neue Modell entsprechend hochfährt, so dass die Verkaufszahlen vom Start weg gut werden.

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