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20. September 2024, 09:00 Uhr

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Plastik, Fahrräder und mehr: Die Gefahren nach dem Hochwasser

Nach dem Hochwasser beginnt für den NLWKN die mühsame Arbeit: Müllberge bedrohen den Küstenschutz und müssen schnell entfernt werden. Warum der Müll mehr Schaden anrichtet, als viele denken.

Lesedauer: ca. 3min 04sec
Müll

Geäst, aber auch zahlreichen Unrat und Müll musste der NLWKN entsorgen. © Jörn Drosten/NLWKN

Norden Das Winterhochwasser 2023/24 stellte den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vor vielfältige Herausforderungen. Insbesondere rund um Weihnachten und den Jahreswechsel waren Hunderte Mitarbeitende des NLWKN für den Hochwasser- und Küstenschutz im Dauereinsatz.

Die Arbeit war allerdings nicht beendet, als der Regen aufhörte und das Wasser zurückging. Im Gegenteil: Der Landesbetrieb, zuständig für die Unterhaltung zahlreicher großer niedersächsischer Binnengewässer und zentraler wasserwirtschaftlicher Bauwerke, musste vielerorts große Mengen Müll, die durch die Flut in die Gewässer gespült wurden, bergen und entsorgen.

Anlässlich des heutigen, weltweiten Aktionstags „World Cleanup Day“, der sich für eine saubere sowie plastikmüllfreie Zukunft einsetzt, blickt der NLWKN auf das große Aufräumen nach der Weihnachtsflut zurück und macht auf generelle Probleme im Umgang mit Müll aufmerksam.

„Es war enorm viel Arbeit, die Gewässer und Hochwasserschutzdämme, für deren Unterhaltung wir zuständig sind, beziehungsweise deren Ufer vom Müll zu befreien. Nicht nur aufgrund der Menge, sondern zusätzlich auch aufgrund der unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten“, berichtet Jörn Drosten, Leiter des Geschäftsbereichs Betrieb und Unterhaltung im NLWKN.

Vielerorts hatte sich Müll und anderer Unrat im Geäst von Büschen oder in Anlagen wie Sperrwerken oder Wehren verfangen. Dann war zügiges Handeln gefragt. „Für uns war es sehr wichtig, den Müll schnell zu beseitigen. An Engstellen wie Bauwerken kann er den Abfluss behindern. Und auf Deich- und Dammböschungen erstickt er die Graspflanzen“, so Hochwasserschutz- und Küstenschutzexperte Drosten.

Immer wieder führen auch relativ kleine Gegenstände zu großen Effekten – oder zumindest großen Einsätzen, beispielsweise wenn Fremdkörper mit der Strömung in wasserbauliche Anlagen treiben und sich dort verkeilen oder das Bewegen von Steuerungsorganen blockieren.

Dann müssen sie eilig und oft unter großem Aufwand geborgen werden, um die Funktionsfähigkeit rechtzeitig wiederherzustellen. Hin und wieder ist der NLWKN dabei auch auf die Unterstützung örtlicher Einsatzkräfte, beispielsweise Feuerwehr oder THW, angewiesen. „Für die Unterstützung der Ehrenamtlichen mit ihrem Spezialgerät sind wir sehr dankbar.“, so Drosten.

Plastikmüll: Erschwerte und teure Entsorgung

Neben diesen kurzfristigen Sondereinsätzen war der NLWKN jedoch vor allem damit beschäftigt, die Masse an Müll nach dem Hochwasser zu bergen. Monatelang waren Mitarbeitende unterwegs, die Hinterlassenschaften der Weihnachtsflut zu beseitigen und Gewässer vom Unrat zu befreien. Landesweit kamen etliche Kubikmeter Müll zusammen, schätzt Drosten.

Dies hat nicht nur viel Arbeitszeit gekostet, damit waren auch zusätzliche Kosten für den Geräteeinsatz und die Entsorgung verbunden. „Oftmals war es leider so, dass natürliches, kompostierbares Material wie Zweige mit künstlichem Material wie Plastik vermischt war und sich diese Menge kaum trennen lässt. Das hat die Entsorgung noch mal verteuert.“, erläutert Drosten.

Besonders ärgerlich aus Sicht des Landesbetriebs ist, dass ein Großteil der eingesammelten Menge auf oft gedankenloses oder sogar illegales und rücksichtsloses Verhalten einzelner Personen zurückzuführen ist. Der NLWKN vermutet, dass viel Abfall mutwillig in den Gewässern landet. Seit Jahren muss er illegal entsorgte Plastikflaschen oder -verpackungen, aber auch größere Gegenstände wie Fahrräder oder Reifen aus Gewässern holen oder aus wasserwirtschaftlichen Anlagen bergen und dann entsorgen.

Ein Großteil des Hochwasser-Abfalls würde durch Achtlosigkeit entstehen: In Überschwemmungsgebieten ist das langfristige Ablagern und Zwischenlagern von Gegenständen verboten, da sie bei Hochwasser den Abfluss behindern und Schäden verursachen können, etwa an wasserwirtschaftlichen Anlagen oder Schutzbauten. Häufig betroffen sind land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse wie Heu- oder Strohballen sowie Maschinen oder Geräte. Diese werden oft zurückgelassen und später als Abfall entsorgt, wenn Hochwasser sie mitreißt.

Bei ihrer täglichen Arbeit an den Gewässern sehen die Mitarbeitenden des NLWKN oft dauerhaft deponierte lose, teils sogar schwimmfähige Gegenstände wie alte Gartenmöbel oder Brennholz in den Überschwemmungsgebieten.

Der NLWKN bittet deshalb Anrainer auch im Interesse ihres eigenen Schutzes und der Sicherheit ihrer Nachbarn, ihre privaten Flächen im Überschwemmungsgebiet frei von potenziell schwimmfähigem Material und Störkörpern zu halten. Vorübergehend genutzte Gegenstände sollten rechtzeitig vor Hochwasser und vor Abreise in Sicherheit gebracht werden. „Ein funktionierender Hochwasserschutz ist in unser aller Interesse und wichtig, wie das Winterhochwasser eindrücklich gezeigt hat“, betont Drosten.

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