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23. Oktober 2023, 07:00 Uhr

Weihnachtsflut in Ostfriesland: Kein Deich, kein Land, kein Leben

Die Weihnachtsflut von 1717: Eine düstere Erinnerung an die Gefahren der Küste

Lesedauer: ca. 2min 37sec
Weihnachtsflut in Ostfriesland: Kein Deich, kein Land, kein Leben

Visquard Vor mehr als 300 Jahren, in der Nacht des Heiligabends im Jahr 1717, gingen die Menschen in den Küstenregionen nichts ahnend zu Bett. Niemand konnte sich vorstellen, dass ihnen eine schreckliche und grauenvolle Nacht bevorstand. Ein gewaltiger Sturm brach über sie herein, der von West auf Nordwest drehte und sich gegen Abend zu legen schien. Doch niemand ahnte, dass eine gewaltige Sturmflut in dieser Nacht ihr Unheil anrichten würde.

Die Sturmflut von 1717 gilt bis heute als eine der verheerendsten Naturkatastrophen der Neuzeit an der Nordseeküste. Mit brutaler Gewalt brach sie über die Regionen von den Niederlanden bis nach Nordfriesland herein. Das Nordseewasser drang mit ungeheurer Wucht ins Landesinnere vor, scheinbar von allen Seiten. Nur die Stärksten, wie junge Männer, überlebten diese schreckliche Nacht. In Greetsiel mussten damals 95 Todesopfer beklagt werden und unzählige Tiere, darunter Rinder, Pferde, Schafe und Schweine, fanden in den Fluten ihr Ende. Wochen und Monate vergingen, in denen immer wieder Leichen angeschwemmt wurden. Die Leiden der Menschen wurden in den Kirchenbüchern festgehalten und wurden überliefert.

Die Auswirkungen dieser Katastrophe waren verheerend. In einigen Regionen dauerte es mehr als zwanzig Jahre, bis sich die Menschen von den Schrecken der Naturkatastrophe erholt hatten. Krankheiten, Ernteausfälle, Hunger und die erhöhten Kosten für den Wiederaufbau blieben jahrelang akute Probleme.

Doch die „Weihnachtsflut von 1717“ markierte auch einen Wendepunkt im Küstenschutz. Der Deichbau wurde sicherer und moderner. Damit begann eine Ära des verstärkten Engagements im Schutz vor den Gefahren des Meeres.

Seit mehr als fünf Jahren tourt eine beeindruckende und ergreifende Ausstellung, organisiert von der Ostfriesischen Landschaft, durch die Region. Diese Wanderausstellung macht nun Halt im Jugend- und Kulturhaus in Visquard. Zur Eröffnung der Ausstellung war der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Meckleburg, anwesend. „Diese Ausstellung ist heute aktueller denn je, da die Gefahren an der Küste auch in der Gegenwart nicht nachgelassen haben“, betonte Mecklenburg. Die Ausstellung war bereits in Städten wie Emden, Sande, im Wangerland, Wilhelmshaven und Butjadingen zu sehen. Sie präsentiert anschauliche Tafeln und Einzelgeschichten, die verdeutlichen, dass die „Weihnachtsflut“ von 1717 eine der größten Naturkatastrophen an der Küste war und schwerwiegende Auswirkungen für viele Jahre hatte.

Die Bürgermeisterin der Krummhörn, Hilke Looden, wies darauf hin, dass Wasser in der Zukunft immer wieder Herausforderungen an die Menschheit stellen wird, sei es in Form von zu viel oder zu wenig Wasser. Auch der Oberdeichrichter Gerd-Udo Heikens warnte vor den Gefahren extremer Wetterereignisse für den Küstenschutz. Er betonte die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse über den steigenden Meeresspiegel und unterstrich die Notwendigkeit fortwährender Anstrengungen im Küstenschutz, unterstützt durch die Politik.

Die „Weihnachtsflut von 1717“ ist nicht nur eine düstere Erinnerung an die Schrecken vergangener Zeiten, sondern auch eine Mahnung, dass die Gefahren der Küste auch in der Gegenwart nicht unterschätzt werden dürfen. Die Lehren aus dieser Katastrophe haben zu einem verbesserten Küstenschutz geführt, der weiterhin entscheidend für die Sicherheit der Küstenregionen ist. Die Ausstellung in Visquard erinnert uns daran, dass wir achtsam bleiben müssen und den Schutz unserer Küsten auch in Zukunft nicht vernachlässigen dürfen.

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