Zum vierten Mal: Neue Züge für Ostfriesland kommen noch später
Ursprünglich sollten ab Dezember neue schicke Züge in Ostfriesland fahren. Dann verschob Hersteller Alstom die Auslieferung auf Dezember 2025. Jetzt wird es noch später. Wirtschaftsministerium und die Landesnahverkehrsgesellschaft kochen vor Wut.
Lesedauer: ca. 2min 32secOstfriesland/Hannover/Bremen Es ist schon die vierte Lieferverzörgerung seit der Auftragserteilung. „Die Auslieferung der 34 neuen Doppelstockzüge für das Expresskreuz Bremen-Niedersachsen startet im ersten Quartal 2026 und verspätet sich damit leider erneut um mehrere Monate“, bestätigte ein Unternehmenssprecher. Das Land Niedersachsen reagiert harsch: „Wir stehen dann ohne Züge da, Alstom muss Ersatzzüge beschaffen“, sagt Dirk Altwig, Pressesprecher der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) zum KURIER. Und: Die Bummelei von Alstom wird für das Unternehmen gravierende Folgen haben: „Wir prüfen, ob wir Alstom von künftigen Ausschreibungen ausschließen werden.“
Materialengpässe und verlängerte Zulassungsverfahren
Als Grund für die inzwischen vierte Verzögerung nannte er Materialengpässe und eine absehbare Verlängerung des Zulassungsverfahrens. „Alstom bedauert den verschobenen Lieferstart außerordentlich.“
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies zeigte sich entsetzt. „Das ist eine so nicht akzeptable Lage, denn das ist die nun mittlerweile vierte Verschiebung“, sagte der SPD-Politiker. Zuletzt hatte Alstom im August den Termin verschoben und die ersten Auslieferungen im vierten Quartal 2025 versprochen. „Wir brauchen klare, verbindliche Lösungen von Alstom“, so der Minister. „Der Zugverkehr auf dem Expresskreuz muss auch nach Dezember 2025 sichergestellt sein.“
Einsatz war ab Dezember 2024 geplant
Konkret geht es um das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen mit den aktuellen Linien RE1 (Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich), RE 8 (Hannover – Bremen – Bremerhaven) und RE 9 (Bremerhaven – Bremen – Osnabrück). Bestellt waren die Züge nach Angaben der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) als Auftraggeber für den Einsatz ab Dezember 2024. Jetzt sollen die ersten Züge erst 2026 geliefert werden.
Nach Angaben von Alstom sollen im März 2026 dann 20 der insgesamt 34 Züge zur Verfügung stehen, die verbleibenden 14 dann bis Ende 2026 geliefert werden. Im August hatte Alstom noch zugesagt, die letzten Züge im Sommer 2026 zu liefern.
Für die Übergangszeit kündigte Alstom „ein tragfähiges Ersatzkonzept“ an. „Damit wird der ursprünglich ab Dezember 2024 mit den Alstom-Zügen geplante Bahnverkehr im Expresskreuz Bremen-Niedersachsen übergangsweise mit Ersatzfahrzeugen sichergestellt“, so der Sprecher.
Das Land warnt vor erheblichen Störungen
Die LNVG warnt dagegen vor erheblichen Störungen auf dem Expresskreuz Bremen/Niedersachsen ab Dezember 2025. „Alstom kann die neuen Züge nicht rechtzeitig liefern und müsste deshalb Ersatzfahrzeuge bereitstellen“, so Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung. „Bislang konnte uns das Unternehmen aber keine Ersatzfahrzeuge fest zu sagen.“ Das bedeute nach heutigem Stand: „Mit der erneuten Verzögerung bei Alstom stehen wir ab Dezember 2025 ohne Züge für das Expresskreuz da.“ Die bisher auf den Strecken eingesetzten Züge der Deutschen Bahn seien ab Dezember 2025 bereits auf anderen Strecken verplant und daher nicht mehr verfügbar.
Kritik von Pro Bahn: Sonderanfertigungen
Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ hatte seinerzeit scharfe Kritik an der LNVG und dem Land geübt. Er hatte beiden vorgeworfen, zu viele Sonderausstattungen bestellt zu haben statt „Züge von der Stange“ zu nehmen. Dirk Altwig kontert: „Die einzige Besonderheit, die wir bestellt haben: verschieden lange Züge, die wir je nach Bahnsteiglänge in Norddeich oder Wihelmshaven aneinanderkuppeln können.“