Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
23. Mai 2024, 09:00 Uhr

Orte

Bundes-Klinik-Atlas führt Norden als Krankenhaus

Eigentlich soll der neue Atlas die Transparenz für Patienten erhöhen. Wenn der aktuelle Datensätze nur aktuell genug wäre

Lesedauer: ca. 2min 15sec
Bundes-Klinik-Atlas führt Norden als Krankenhaus

Norden Akutes Gallensteinleiden: Jetzt muss es schnell gehen. Die Operation sollte innerhalb weniger Stunden stattfinden. Laut dem Bundes-Klinik-Atlas, der vergangene Woche veröffentlicht wurde, kann die Klinik in Norden diese notwendige Operation durchführen. Aber nur laut Internet. Denn längst ist aus der Klinik ein Versorgungszentrum geworden. Doch das weiß der Atlas mit seinen Daten aus 2022 nicht.

Einfachere Suche nach passender Klinik

Der Bundes-Klinik-Atlas soll den Patientinnen und Patienten durch eine höhere Transparenz ein Stück Sicherheit geben. So können sie sich darüber informieren, welches Krankenhaus wie oft frequentiert wird und wo welche Krankheiten häufiger behandelt werden. Denn mit jeder Behandlung mehr steigt auch die Expertise.

Doch bereits hier kommt es zu den ersten Problemen: Wie gut sind die Kliniken vergleichbar und wie sicher sind die Daten, auf die sich das Ministerium beruft?

So unterscheiden sich unter anderem die Öffnungszeiten in Norden von denen der umliegenden Krankenhäuser, was die Anzahl der behandelten Patienten reduziert.

„Der Bundes-Klinik-Atlas nutzt immer die aktuellsten verfügbaren Daten und aktualisiert diese regelmäßig“, heißt es auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums. Zudem stamme der wesentliche Teil der erhobenen Daten aufgrund gesetzlicher Meldepflichten von den Krankenhäusern selbst, heißt es. Die Meldepflicht scheint aber nicht für alle verglichenen Bereiche zu gelten. So wird die psychiatrische Abteilung in Norden nicht aufgeführt, obwohl dies ein Schwerpunkt der Klinik ist. Psychische Erkrankungen werden im Bundes-Klinik-Atlas nämlich nicht abgebildet. Für die Behandlung etwa von Depressionen, Schizophrenie ist der Atlas laut Bundesgesundheitsministerium keine aussagekräftige Quelle.

Ministerium arbeitet an den Schwachstellen


Hanno Kautz, Pressesprecher des Bundesgesundheitsministeriums, betont die Dynamik dieses Projekts: „Prinzipiell ist der Klinik-Atlas ein lernendes System. Wie jedes Digitalprojekt wird auch der Klinik-Atlas ständig weiterentwickelt und aktualisiert.“

Die Verständlichkeit soll ebenfalls besser werden. „Die Darstellung der Daten wird noch in dieser Woche überarbeitet“, erklärt Kautz. Allerdings kann der Atlas nur so gut sein, wie die zugrunde liegenden Angaben der Kliniken, wie Abrechnungsdaten und Qualitätsberichte. Diese Daten aus dem Jahr 2022, die unter anderem das Personal umfassen sowie Auskunft über Notfälle geben, sind essenziell für die Genauigkeit und Aktualität des Atlas, so Kautz. Erst jetzt liegen neuere Daten vor, die eingepflegt werden sollen. „Damit werden auch die Angaben zu den Abteilungen und zum Personal aktualisiert. Das gilt auch für Notfallstufen, die bei manchen Krankenhäusern im Berichtsjahr noch nicht ausgewiesen waren“, fügt Kautz hinzu.

Die Trägergesellschaft der Ubbo-Emmius-Kliniken hat bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen reagiert.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Das könnte Sie auch interessieren: