UPDATE: Greenpeace protestiert gegen Gasförderung vor Borkum - Niederländisches Gericht stoppt Bauar
„Großer Schaden - wenig Nutzen“: Auch Minister Olaf Lies steht im Fokus. Gleichzeitig hat eine Klage mehrerer Umweltschutzorganisationen vor dem höchsten Gericht der Niederlande vorläufig Erfolg gebracht.
Lesedauer: ca. 2min 36secBorkum Heute protestieren Greenpeace-Aktivisten etwa 20 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum gegen die Förderung von Erdgas. Die 21 Klimaschützer aus Deutschland und den Niederlanden umrunden die neu eingetroffene Gasbohrplattform „Prospector 1“ in vier Schlauchbooten. Fünf von ihnen sind auf die Plattform geklettert und haben sich an den Standbeinen festgemacht. Auf Flaggen und Bannern steht „Gas zerstört!“ und „No New Gas“. Der niederländische Energiekonzern One Dyas plant, an dieser Stelle das Erdgasfeld N-05A auszubeuten. Ein niederländisches Gericht hatte das Bohrvorhaben zunächst über ein Jahr lang gestoppt. Seit Freitag vergangener Woche liegt One Dyas nun eine neue Bohrgenehmigung vor. Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace, meint: „Die Klimakrise wirft uns immer schneller von einem Wetterextrem ins nächste. Um diesen Trend zu bremsen, können wir uns keine weiteren fossilen Projekte mehr leisten. Gas befeuert die Klimakrise global und zerstört lokal wertvolle Natur – wie in diesem Fall schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer und ihre Artenvielfalt.“
Das Land Niedersachen zögert noch
Die Genehmigung der niedersächsischen Landesbehörde für die Bohrungen steht noch aus. Der vorgesehene Standort für die Plattform befindet sich 500 Meter hinter der deutschen Grenze auf niederländischem Gebiet zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Borkum. In unmittelbarer Nähe liegt das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Die „Prospector 1“ soll in den kommenden Wochen erste Bohrungen durchführen. Im Laufe des Jahres plant One Dyas, eine Produktionsplattform einzurichten und Gas aus insgesamt zwölf Bohrungen zu fördern – sowohl auf niederländischem als auch auf deutschem Gebiet. Zuständig für die Genehmigung der Bohrungen auf deutscher Seite ist das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), das dem Landeswirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) untersteht. Das hier geförderte Gas würde gerade einmal ein Prozent des derzeitigen deutschen Gasverbrauchs ausmachen.
Schützenswerte Riffe in der Nähe
In der Nähe der geplanten Bohrstelle und entlang der vorgesehenen Kabeltrasse für die Stromversorgung befinden sich „einzigartige und schützenswerte Steinriffe“, betont die Organisation. Greenpeace hat diese Riffe im Jahr 2023 erstmals wissenschaftlich dokumentiert. Allerdings sind sie durch Sediment- und Schadstoffeinträge bei Bauarbeiten und während der Gasförderung massiv gefährdet. Um die Ausbreitung von Schadstoffen zu simulieren, hat Greenpeace an der geplanten Bohrstelle drei mit GPS-Sendern versehene Bojen ausgesetzt. Innerhalb von 48 Stunden trieb die Strömung alle Bojen zum Naturschutzgebiet Borkum Riffgrund, und zwei Bojen landeten bereits nach 24 Stunden nahe eines Steinriffs in der Nähe des Windparks Riffgat. Mira Jäger meint: „Wenn Olaf Lies die Genehmigung auf deutscher Seite zulässt, riskiert er erhebliche Zerstörung für vergleichsweise wenig Gas. Die Erfahrungen der vergangenen beiden Winter haben gezeigt, dass wir ohne dieses Gas auskommen können. Eine zukunftsfähige Energiepolitik sollte sich ausschließlich auf erneuerbare Quellen konzentrieren.“
Erfolgreicher Eilantrag bremst Bauvorgang aus
Jetzt wurde bekannt, dass ein Eilantrag diverser Umweltschutz-Organisationen vor dem höchsten Gericht der Niederlande Erfolg hatte: Es entschied, die Bauarbeiten bis zur Verhandlung im einstweiligen Rechtsschutzverfahren auszusetzen. Für das niederländische Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist der Vorgang eine Ohrfeige, es hatte One Dyas nur einen Monat nach einem Gerichtsurteil, das Teile der Bohrgenehmigung als rechtswidrig bezeichnete, eine erneute Erlaubnis erteilt.